Jarmer: Österreichisches Bildungssystem grenzt Kinder mit Behinderungen aus

Bildungsministerin muss einen Inklusionsfahrplan vorlegen

Helene Jarmer
GRÜNE

Wie Marianne Schulze, Vorsitzende des Unabhängigen Monitoringausschusses zur Überwachung der Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderungen im heutigen Morgenjournal feststellte, ist Österreich von einem inklusiven Schulsystem noch weit entfernt.

Laut Monitoringausschuss werden 48 Prozent aller SchülerInnen mit erhöhtem Förderbedarf in Sonderschulen unterrichtet. In die Regelschule integriert sind vor allem Volksschulkinder mit leichteren Behinderungen, Kinder mit schwereren Behinderungen besuchen überwiegend die Sonderschule.

Die Schulintegration endet per Gesetz derzeit nach der achten Schulstufe. Eine vor dem Sommer von Bildungsministerin Schmid angekündigte Verlängerung um ein Jahr für den Polytechnischen Jahrgang und eine einjährige Haushaltungsschule ist nur ein winziger Schritt.

„Diese Aussonderung muss so rasch als möglich beendet werden“, fordert die Behindertensprecherin der Grünen, Helene Jarmer, und weiter: „Ich erwarte, dass die Bildungsministerin die Politik der kleinen Schritte aufgibt und noch heuer einen Inklusionsfahrplan vorlegt.“

Dabei ist der in der UN-Konvention verankerten Verpflichtung, Menschen mit Behinderungen und ihre Vertretungsorgane in politisch relevante Prozesse einzubinden, nachzukommen. Die hohe Zahl der in Sonderschulen unterrichteten Kinder widerspricht der UN-Behindertenrechtskonvention, in der Inklusion, also eine gemeinsame Schule für alle Kinder, gefordert wird.

„Die Konsequenzen getrennter Bildung sind eine mangelnden Inklusion in der Gesellschaft, schlechte Berufschancen und eine hohe Armutsgefährdungsrate. Meist folgt auf die Sonderschule die sogenannte Beschäftigungstherapie, dies ist eine der schlimmsten Auswirkungen eines aussondernden Bildungssystems“, erläutert Jarmer.

Ebenso dramatisch ist die verschwindende Anzahl von AbsolventInnen für Studierende mit Behinderungen, laut Sozialerhebung 2006 sind nicht einmal ein Prozent der Studierenden laut eigener Definition „behindert“; an knapp der Hälfte der österreichischen Hochschulen, 14 von 37, gibt es keine Studierenden mit Behinderungen.

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