Wie reagieren die „Licht ins Dunkel“-Mitgliedsvereine auf die Kritik am heurigen Spot?

BIZEPS fragte bei den Mitgliedsvereinen von "Licht ins Dunkel" nach, wie sie über den Spot im ORF denken. Hier die Antworten.

Viele Fragen
unbekannt

„Wie Sie wahrscheinlich bereits unserer Berichterstattung auf BIZEPS-INFO entnommen haben, sind wir als Interessenvertretung von Menschen mit Behinderung mit dem aktuellen Spot von Licht ins Dunkel nicht einverstanden. Grund dafür ist, dass dieser ein völlig überholtes und der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen widersprechendes Bild behinderter Menschen vermittelt.“, schrieben wir Ende November an die sieben Organisationen des Vereins „Licht ins Dunkel“ (Lebenshilfe Österreich,“Rettet das Kind“, Österreichische Kinderdörfer, Österreichische Kinderfreunde, Österreichisches Komitee für UNICEF, Caritas Österreich und Diakonie Österreich).

„Daher haben wir uns an Sissy Mayerhoffer, die Verantwortliche für Humanitarian Broadcasting beim ORF, mit der Bitte um Stellungnahme gewandt“, informierten wir in dem Schreiben und erzählten weiter: Ihrer Antwort mussten wir dann überraschenderweise unter anderem Folgendes entnehmen: “ Die Message ist …, dass alle Kinder das Recht haben, ihre Träume zu leben. Nichts anderes möchte der Spot, der wie immer in enger Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen von ‚Licht ins Dunkel’ entwickelt wurde, transportieren.“

TV-Spot mit den Organisationen entwickelt?

Diese ORF-Antwort verwunderte uns doch sehr und wir fragten daher bei den „Licht ins Dunkel“-Mitgliedsvereinen nach: „Wir haben zumindest einige der Mitgliedsorganisationen des Vereins Licht ins Dunkel bereits als Mitstreiter in Sachen Inklusion und Aktualisierung des Bildes vom Leben mit Behinderung im Sinne der gleichberechtigten Teilhabe und der UN-Konvention erlebt. Es verwundert uns daher sehr, dass Sie bzw. Ihre Organisation – zumindest nach der Darstellung des ORF – diesen Spot für gut befunden haben.“

Wir baten daher in einem eingeschriebenem Briefen um eine Klarstellung und Übersendung einer Antwort. Hier die Reaktionen, die nicht mit denen vom ORF gegebenen Informationen übereinstimmen.

Diakonie: Verantwortung für den Spot liegt beim ORF

„Die Diakonie Österreich nimmt die Diskussion, die um den Licht ins Dunkel Spot entstanden ist, sehr ernst und kann viele der Kritikpunkte teilen. Die Verantwortung für den Spot liegt beim ORF“, teilt Mag. Michael Chalupaka (Direktor der Diakonie Österreich) am 2. Dezember 2013 mit und ergänzt: „Der Verein Licht ins Dunkel bzw. die entsprechenden Vereinsorgane sind über die Kritik informiert. Ich habe Herrn Präsidenten Kurt Nekula auch gebeten, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Vorstandssitzung zu setzen.“

Lebenshilfe Österreich: Nicht direkt eingebunden

Der Lebenshilfe Präsident Prof. Germain Weber hielt am 3. Dezember 2013 schriftlich gegenüber BIZEPS fest: „Bezugnehmend auf Ihren Brief vom 26. November möchte ich Ihnen folgendes mitteilen: Die Einstellung und Haltung der Lebenshilfe Österreich zu Inklusion, Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen, wie sie in unserem Leitbild, in unseren Dialogpapieren, in unseren Veranstaltungen und zahlreichen Stellungnahmen oftmals dokumentiert wurde, hat sich nicht geändert.“

Und zur Frage, ob die „Licht ins Dunkel“-Mitgliedsvereine beim Spot eingebunden worden sind meint er: „In die Herstellung des von Ihnen angesprochenen Spots war die Lebenshilfe als eine von mehreren Mitgliedsorganisationen von Licht ins Dunkel nicht direkt eingebunden. Die Entscheidung wurde nach unseren Informationen von der Vereinsführung (Geschäftsführung und Präsident) mitgetragen. Das ist ein grundsätzlich legitimes Vorgehen nach den Statuten und Geschäftsordnungen in einem Verein. Unsere Anmerkungen zur inhaltlichen Ausrichtung und zur Gestaltung dieses einen Spots sowie zur Einbeziehung von Menschen mit Lernschwierigkeiten in die Entscheidungsprozesse von Licht ins Dunkel haben wir in einem Brief an die Mitglieder des Vereines Licht ins Dunkel mitgeteilt und werden dies in der nächsten Sitzung des Vereins diskutieren.“

Caritas: Kritik schlüssig

Am 5. Dezember 2013 schrieb Mag. Bernd Wachter (Generalsekretär der Caritas Österreich): „Es gibt eine Änderung in der Vertretung in den Organen des Vereines „Licht ins Dunkel“ seitens der Caritas. Unser neuer Caritaspräsident Michael Landau vertritt die Caritas zukünftig in der Generalversammlung und ich im Vorstand. Nach meinem Wissensstand hat der vormalige Caritaspräsident, Licht  ins Dunkel-Vorstandsmitglied Franz Küberl,  den Spot „Brüder“ erstmals im Rahmen der Präsentation mit Bundespräsident Heinz Fischer, dem Schirmherr der Aktion, am 7. November gesehen. Soweit ich informiert bin, wird es im Jänner 2014 einen „Runden Tisch“ geben, bei dem die unter anderem auch von Ihnen/euch benannte Kritik besprochen wird. Die kritischen Stellungnahmen (auch aus den Reihen der Caritas) gilt es von meiner Seite auch im Rahmen der morgen tagenden Generalversammlung zu benennen und diese sind für mich mich schlüssig. Das Thema Inklusion und die Umsetzung der UN-Konvention sind für die Caritas klare Punkte der strategischen Ausrichtung.“

Rettet das Kind: Tonfall nicht hilfreich

Der Generalsekretär Mag. Walter Paulhart von „Rettet das Kind“ moniert am 2. Dezember 2013 den „inquisitorischen Tonfall“ des BIZEPS-Schreiben und sieht es „als nicht hilfreich für die Suche nach gemeinsamen Wegen in einer gemeinsamen Sache“. Inhaltlich schließt sich Rettet das Kind einem Schreiben von Kurt Nekula (Präsident des Vereins Licht ins Dunkel an die Lebenshilfe) an – so ist dem Schreiben von Mag. Paulhart zu entnehmen – und legt das Schreiben bei.

Darin heißt es u.a.: „Der Spendenaufruf für LICHT INS DUNKEL wird deshalb Jahr für Jahr sehr sorgfältig ausgewählt. Die jährlich stattfindende Zusammenkunft mit den Organisationen und den VertreterInnen der Betroffenen legt dabei eine wesentliche Basis für die mediale Darstellung von Menschen mit Behinderungen. Es ist das gemeinsame Anliegen des Vereins und des ORF, die berechtigten Anliegen der Betroffenen in ein gutes Verhältnis mit den professionellen Zugängen des Fundraisings zu bringen.“

Dem Brief ist auch zu entnehmen: „Oft ist der schmale Pfad zwischen dem Erreichen von Spenden und dem Grundgedanken der Inklusion ein nicht ganz einfacher. Unterschiedliche Rückmeldungen zeigen uns, wie differenziert Werbung wahrgenommen wird. Viele Menschen befürworten unseren Spot und gratulieren dazu. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass wir ihren Standpunkt nicht respektieren. Im Gegenteil, wir nehmen ihre kritischen Hinweise ernst und werden die Organisationen zu Beginn des Jahres 2014 zu einem Runden Tisch einladen, bei dem diese Fragen eingehend erörtert werden können.“

Keine Antworten

Gleich völlig auf Tauchstation (keine Antworten bis 15. Dezember) gingen die Organisationen Österreichische Kinderdörfer, Österreichische Kinderfreunde und Österreichisches Komitee für UNICEF. Ob dies nun als Zustimmung zu diesem Spot oder als Angst für dem mächtigen ORF zu werten ist, bleibt uns verschlossen.

Auch die ÖAR, zwar kein „Licht ins Dunkel“-Mitgliedsverein aber maßgeblich in der Abwicklung involviert, vermied es bisher tunlichst Stellung zu beziehen. Daran wird man sie in Zukunft regelmäßig zu erinnern haben, wenn sie in Aussendungen von Inklusion und Menschenbildern spricht.

Der „Licht ins Dunkel“-Spot

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