Glasfenster mit Hostie in einer Kirche

Kirche: Gemeinschaft für alle

Kirche als Gemeinschaft, die niemanden ausschließt, in der man sich auch mit seinen Schwächen angenommen und geborgen weiß.

Das ist die Erfahrung, die ich seit Jahren als behinderte Frau machen darf. Da spielen zum Beispiel bauliche Barrieren nur noch eine untergeordnete Rolle.

Die Kraft für das alltägliche Leben, umso mehr für das Glaubensleben, kommt und wächst in und durch Gemeinschaft. Deshalb freuen mich Initiativen, wie ein ökumenischer Gottesdienst mit Übersetzung in die Österreichische Gebärdensprache besonders.

Am Weltjugendtag 2005 in Köln durfte ich selbst die Vielfalt der Weltkirche erleben und war begeistert davon, wie sehr und wie selbstverständlich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingegangen wurde. Ich habe diese Vielfalt wirklich als Bereicherung empfunden und (hier kann ich nur für mich sprechen) meine Behinderung ist dabei für mich in den Hintergrund getreten.

Um so mehr erschüttern und enttäuschen mich Meldungen wie jene aus Raxendorf, dass der dortige Pfarrer zwei Menschen mit Lernbehinderung den Empfang der Kommunion verweigert hat. Deshalb schreibe ich diese Stellungnahme, obwohl ich eingangs einige Punkte klar stellen möchte:

  1. Negatives bleibt eher im Gedächtnis, auch wenn sicher wesentlich mehr Positives zu berichten wäre. Wie der Leiter der Kommunikation der Caritas St. Pölten, Dr. Sepp Winklmayr, in seiner Stellungnahme festhält: „… Ähnliches kommt eigentlich anderswo nicht vor“.
  2. Ich habe nicht an der Messfeier teilgenommen und kenne die Fakten daher nur aus den Medien.
  3. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass vieles nicht aus böser Absicht, sondern auf Grund von Unsicherheit, durch mangelnde Information über den Alltag behinderter Menschen, geschieht.
  4. Es muss der Fairness halber auch festgehalten werden, dass die ersten Berichte (durch das Wort „einige“) darauf schließen ließen, dass Pfarrer Triebl allen behinderten Messbesuchern die Kommunion verweigert hätte. Wie sich jetzt herausstellte, handelt es sich um zwei Messbesucher, was nicht heißt, dass mich das nicht auch zutiefst betroffen stimmt.
  5. Nicht zuletzt störte mich in der Berichterstattung, dass vorerst nicht alle Seiten gehört wurden.

„Im Weinberg Gottes“

Von der Kirche erwartet die Gesellschaft zurecht ein besonders hohes Maß an sozialer Kompetenz und Einfühlungsvermögen. Aber auch „im Weinberg Gottes“ arbeiten Menschen, die aufgrund mangelnder Erfahrung im Umgang mit behinderten Menschen unsicher sein können. Wie in allen Lebensbereichen wäre, denke ich, auch hier die persönliche Begegnung mit Betroffenen, bereits während der Ausbildung hilfreich. In einer Glaubensgemeinschaft schmerzt es besonders, aufgrund von Schwächen ausgegrenzt zu werden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemanden gibt, dem man nicht verständlich machen kann, dass er von Gott geliebt und angenommen ist. Und dass Jesus ganz persönlich in der Kommunion zu ihm kommen möchte. Jeder Mensch hat eine andere Ebene, um zu begreifen, soweit Glaube überhaupt begreifbar ist. Es ist zweifellos wichtig, sich bei der Vorbereitung auf die Sakramente, an den jeweiligen Bedürfnissen und Fähigkeiten zu orientieren.

Ich finde es aber bedenklich und befremdend, Sonderliturgien einzuführen zu wollen. Auch der von Pfarrer Triebl ausgesprochene Wunsch nach einem eigenen „Behinderten-Priester“ stimmt mich tief traurig. Das ist mir völlig unverständlich und geht für meine Empfindung am Glauben vorbei. Wenn in der Kirche kein Platz für Vielfalt ist, wo dann?

Der Gedanke erschreckt mich, dass es laut den Stellungnahmen von Pfarrer Triebl, Menschen geben soll, die aufgrund ihrer Behinderung nicht alle Sakramente empfangen können. Deshalb bin ich besonders froh über die eindeutige Stellungnahme von Caritasdirektor Dr. Michael Landau.

Talente von Gott

Im Übrigen sind uns auch unsere Talente von Gott geschenkt worden. Und wir haben die Verantwortung, sie nach unseren Möglichkeiten zu nutzen. Gott sei Dank hat Jesus keinen Intelligenztest eingeführt.

Ich wünsche mir, dass alle (behinderten) Menschen die kirchliche Gemeinschaft so erleben können, wie ich sie erfahren darf.

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