Volkstheater in Wien

„Dass ich dich finde. Kind am Spiegelgrund“

So lautete der Titel einer Lesung mit Gedichten von Alois Kaufmann im "Empfangsraum" des Volkstheaters.

Alois Kaufmann wurde 1934 in Graz geboren und ist Überlebender des Spiegelgrundes, einer von den Nationalsozialisten auf dem Gelände der Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ errichteten „Jugendfürsorgeanstalt“, in der zwischen 1940 und 1945 772 kranke, behinderte und elternlose Kinder misshandelt und ermordet wurden.

Er war als „schwererziehbares“ Kind dort zur „Besserung“ untergebracht, weil er schon als Neunjähriger von der Hitlerjugend nichts wissen wollte. Die Gedichte sind aus der Sicht eines Kindes geschrieben, voll von Angst, Ernst, Wut, Trauer, Hoffnung und Überlebenswille, aber niemals zynisch.

Johanna Mertinz und Andreas Seifert lasen ein wenig zu schnell und ein wenig zu viele Gedichte, die so flüssig in der Wortwahl sind und erst mit der Zeit in der Tiefe wirken. Ich hätte mir mehr Zeit gewünscht, um sie wirken lassen können.

Volkstheater: Drei neue Spielstätten

„Dass ich dich finde“ – Der Titel der Veranstaltung könnte allerdings auch in Bezug zur Barrierefreiheit der drei neuen Spielstätten des Volkstheaters, die im Laufe der letzten Zeit eröffnet wurden, stehen. Der „Empfangsraum“, „die Rote Bar“ und „der weiß/schwarze Salon.“

Ich wollte nur eine Eintrittskarte für die Lesung im „Empfangsraum“ reservieren und bekam an der Tageskassa sofort die Auskunft, dass er nicht barrierefrei zugänglich sei.

Wieder einmal bedurfte es vieler Telefonate, Erkundigungen, Fragen und Zeit. Wieder einmal bedurfte es erhöhtem Aufwand, um ins Theater zu gehen. Andere Menschen machen das zur Entspannung, ich, wenn ich die Kraft habe zu kämpfen. Wieder einmal bedurfte es meiner Hartnäckigkeit, um in so einem etablierten Haus wie dem Volkstheater einen Denkprozess in Gang zu bringen.

Die Suche nach der Zugänglichkeit

Nach intensiven Kontakt und mit Hilfe von Frau Susanne Baertele, Presse und Öffentlichkeitsabteilung des Volkstheaters, wurde zuerst ein und dann noch ein Lift gefunden und eine Treppenraupe für die „Rote Bar“. Von Telefonat zu Telefonat wurden die Stufen zu den Liften weniger.

Sie war sehr engagiert und gab nicht auf, sodass ich schlussendlich nur noch zwei Stufen zu dem Aufzug im Verwaltungsteil des Volkstheaters, wo sich auch der „Empfangsraum“ befindet, zu überwinden hatte. Frau Baertele holte mich mit einem Angestellten des Volkstheaters am Eingang ab, der mir dabei half. Am Ende war es dann einfacher, in den „Empfangsraum“ zu kommen als es am Anfang schien.

Schnelle Beseitigung der Barrieren notwendig

Besser früher als später wird das Volkstheater eine barrierefreie Lösung finden müssen, die den Besuch dieser Räume ohne erhöhtem Aufwand für behinderte Menschen und damit ohne Diskriminierung ermöglicht.

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