Huainigg: Advent, Advent – das 7007ste Lichtlein brennt

ÖVP-Behindertensprecher: "Licht ins Dunkel" soll sich deutsche "Aktion Mensch" zum Vorbild nehmen.

Franz-Joseph Huainigg
ÖVP

„Ablass, Almosen oder aktives Gestalten?“ – Mit dieser Frage startet der ORF heute, Mittwoch, eine Diskussionsreihe, die sich mit zivilem Engagement im Wandel der Zeit auseinandersetzt. Zentrales Thema wird dabei die Spendenaktion „Licht ins Dunkel“ sein. Am Podium diskutiert auch Heike Zirden, Mitarbeiterin der ehemaligen „Aktion Sorgenkind“, die sich 1997 inhaltlich und organisatorisch zur „Aktion Mensch“ wandelte, berichtete ÖVP-Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderung.

Huainigg zeigt auf, dass auch in Österreich zahlreiche Menschen die Forderung nach einer Grundsatzreform der Spendenkampagne mittragen:

Mehr als 7000 Menschen unterstützen seine Aktion „Nicht ins Dunkel“ – darunter zahlreiche behinderte Menschen und Behindertenorganisationen. „In der Behindertenpolitik hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen: Weg von Mitleid und Almosen, hin zu Integration und Gleichstellung. Dieses neue Bild behinderter Menschen muss auch im ORF Platz greifen.“

Die Reform von „Licht ins Dunkel“ sollte für Huainigg im Wesentlichen drei Punkte umfassen:

  1. Auflösung der behindertenfreien Kampagnenstruktur: Heute finden sich weder in der ORF-Redaktion „Humanitarian Broadcasting“ noch im Verein „Licht ins Dunkel“ behinderte Menschen, welche die Kampagne inhaltlich mitgestalten.
  2. Das „neue Bild“ von behinderten Menschen muss sich in der Mediendarstellung ausdrücken. In diesem Sinne wäre es sinnvoll, die Ziele der „Aufklärung und Information“ als Kampagnengrundsatz aufzunehmen, wie dies die deutsche „Aktion Mensch“ bereits 1997 vollzogen hat. Eine Moderatorin im Rollstuhl, ein blinder Sänger oder Gebärdensprachdolmetschung sollten nicht undenkbar sein. Ein barrierefreier Zugang für behinderte ZuseherInnen muss gewährleistet werden.
  3. Soziales Engagement soll nicht nur in Spendenrekorden bemessen werden. Nachhaltig gelebte Integration in Form von neuen Jobs, Ausbildungsplätzen oder Kooperationsprojekten sollten durch die Kampagne gewürdigt und gefördert werden.

Dr. Peter Radtke, Leiter der deutschen „Arbeitsgemeinschaft behinderte Menschen in den Medien“, kritisierte im ZiB2-Interview vom 7.12.2007 die Darstellung behinderter Menschen in den Medien, deren Klischee sich zwischen dem „armen Hascherl“ und dem behinderten Menschen als „Superman“ bewegt. „Die Vermittlung eines realitätsnahen Bildes von Menschen mit Behinderung entspricht dem Bildungsauftrag des ORF“, so Huainigg. Die deutsche „Aktion Mensch“ hat begonnen, neben dem Sammeln von Unterstützungsgeldern Imagekampagnen mit behinderten Menschen zur Umsetzung einer Gleichstellung in allen Lebensbereichen durchzuführen.

Auch die Frage nach dem gesellschaftlichen Mehrwert („Public Value“) des öffentlich-rechtlichen Senders ORF ist unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Einen solchen „Public Value“ muss es auch für behinderte Menschen geben – er wird durch „Licht ins Dunkel“ aber in Frage gestellt. In einem Schreiben fordert der ÖVP-Behindertensprecher daher den Stiftungsrat auf, sich mit der Darstellung behinderter Menschen in „Licht ins Dunkel“ zu beschäftigen und eine Grundsatzreform einzuleiten.

„Es muss möglich sein, eine Spendensammlung so zu organisieren, dass sich jener Personenkreis, dem geholfen werden soll, nicht in seiner Würde verletzt fühlt“, sagt Huainigg und ergänzt: „Ich fordere daher Bundespräsident Heinz Fischer auf, seine Rolle als Schirmherr wahrzunehmen und Anliegen von behinderten Menschen im Dialog mit dem ORF und dem Verein „Licht ins Dunkel“ umzusetzen. Die Aktion „Licht ins Dunkel“ soll nicht eingestellt, sondern ähnlich wie die „Aktion Mensch“ in Deutschland neu ausgerichtet werden.“

Abschließend zitiert Huainigg den deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog, der 1997 sagte: „Wie es in einer Gesellschaft aussieht, erkennt man daran, wie sie mit ihren behinderten Mitbürgern umgeht.“ Die deutsche „Aktion Mensch“ ist Spiegel und Impulsgeber gesellschaftlicher Veränderung – sie kann Österreich als Beispiel dienen.

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