Gehörlose Lehrerin unterrichtet in ihrer Muttersprache

ÖVP-Behindertensprecher: "Schöner Erfolg - doch weitergehende Reformen zur Durchsetzung der Gebärdensprache dringend nötig"

Schule
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„Die verfassungsmäßige Anerkennung der österreichischen Gebärdensprache vor zwei Jahren war ein wichtiges Zeichen für gehörlose Menschen. Nun unterrichtet mit Astrid Weidinger die erste gehörlose Lehrerin in ihrer Muttersprache – ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, sagte ÖVP-Behindertensprecher Abg. Dr. Franz-Joseph Huainigg heute, Montag. Huainigg weist jedoch darauf hin, dass nach wie vor großer Handlungsbedarf besteht: „Nach der gesetzlichen Anerkennung muss sich die Österreichische Gebärdensprache nun auch in der Praxis durchsetzen!“

Voraussetzung dafür sei, dass die Österreichische Gebärdensprache mehr eingesetzt wird und gehörlose Kinder bilingual unterrichtet werden: „In einer Zeit, in der jedes Kind mehrere Fremdsprachen lernt, um sich in einer globalisierten Welt besser zurechtzufinden, ist bilingualer Unterricht auch in Hinblick auf die Gebärdensprache zu forcieren und sollte zum Regelfall werden“, erklärt der Sprecher für Menschen mit Behinderung im ÖVP-Parlamentsklub.

Dabei sei es wichtig, dass die Kinder auch von gehörlosen Lehrer/innen unterrichtet werden. „Die Vorbildwirkung wäre für Kinder mit Hörbehinderung enorm“, sagt Huainigg, der sich deshalb besonders über den Dienstantritt von Astrid Weidinger an der Lehranstalt für Hör- und Sehbehinderung in Linz freut. „Kaum zu glauben, dass Lehrer/innen, die in Gehörlosenschulen arbeiten, bislang oft der Gebärdensprache nicht mächtig sind.“

Astrid Weidinger hat ihre Ausbildung zur Lehrerin an der Pädagogischen Hochschule in Linz absolviert. „Künftig ist diese Ausbildung zum Lehrberuf hörbehinderten Menschen jedoch wieder versperrt“, kritisiert Huainigg eine Verordnung von Unterrichtsministerin Schmied, welche die körperliche Eignung als Aufnahmekriterium für Pädagogische Hochschulen vorsieht. „Ich erinnere Unterrichtsministerin Schmied, dass sie als Reaktion auf eine meiner parlamentarischen Anfragen einen runden Tisch angekündigt und eine Arbeitsgruppe für das Frühjahr 2009 in Aussicht gestellt hat. Wir müssen an Strategien arbeiten, um mehr hör- und sehbehinderte Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen“, so Huainigg.

Zu hinterfragen sei laut Huainigg, ob ein eigener Sonderschullehrplan für gehörlose Kinder, wie ihn das Unterrichtsministerium plant, noch zeitgemäß ist. „Die Bildungskarriere von gehörlosen Kindern darf nicht automatisch mit einem Sonderschulabschluss oder einem Hauptschulabschluss enden.“ Es müsse Ziel der Bildungspolitik sein, gehörlosen Jugendlichen die Matura und damit den Einstieg in ein Studium zu eröffnen.

„Daher soll statt einem neuen Sonderschullehrplan für gehörlose Kinder auch der normale Regelschullehrplan gelten. Die besondere Förderung durch einen bilingualen Unterricht kann zum Beispiel in einem Zusatzlehrplan verankert werden“, meint Huainigg und erklärt abschließend: „Gleichstellung muss nicht nur in den Gesetzen, sondern auch in den Köpfen verankert werden.“

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