Heute vor 70 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Weltweit wird an diesem Tag der Opfer des Holocausts und der Nazi-Verbrechen gedacht.
Seit 1996 ist der 27. Januar offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Zu einer Gedenkfeier für die Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen hat die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen in das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors eingeladen. Verena Bentele wird danach einen Kranz am Gedenkort in der Tiergartenstraße 4 niederlegen.
Hier befand sich ab April 1940 in einer Villa die Zentrale für die Organisation, die unter dem Decknamen „T4“ den Massenmord an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten initiierte, koordinierte und durchführte. Über 70.000 Menschen fielen ihm zum Opfer, bis die Aktion am 24. August 1941 aufgrund öffentlicher Unruhe unterbrochen wurde.
Das Morden begann bereits mit Kriegsbeginn im September 1939 und wurde nach dem „Euthanasiestopp“ im gesamten Deutschen Reich und in vielen besetzten Gebieten, insbesondere im Osten, fortgesetzt. Die Erfassung, „Selektion“ und Tötung der Anstaltspatienten war die erste zentral organisierte und systematische Massenvernichtung von Menschen durch die Nationalsozialisten. Die Forschung geht derzeit von insgesamt 300.000 Opfern des sogenannten „Euthanasie“-Programms in Europa aus.
Die Medizinverbrechen der Nazis wurden in der Öffentlichkeit jahrzehntelang verdrängt. Doch viele Menschen haben aus persönlicher Betroffenheit oder politischer und moralischer Verantwortung gegen das Vergessen angekämpft und für das im vergangenen Jahr errichtete Mahnmal in der Tiergartenstraße 4 gestritten.
An der neuen Gedenk- und Informationsstätte, die es dort seit September 2014 gibt, werden heute auch Vertreter der Lebenshilfe einen Kranz niederlegen. Für Joachim Busch aus Lübeck – er ist Mitglied im Bundesvorstand und im Lebenshilfe-Rat der behinderten Menschen – ist nur schwer zu begreifen, dass damals Menschen als „lebensunwert“ aussortiert und einfach so getötet wurden. Auf den Informationstafeln in der Tiergartenstraße kann er nun in leicht verständlicher Sprache nachlesen, was damals geschah.
„Es ist wichtig, dass alle davon erfahren. So etwas darf nie wieder passieren! Ich und meine Freunde aus der Lebenshilfe werden da aufpassen“, sagt Joachim Busch.