LKH-Missstände in Psychiatrie: Volksanwaltschaft warnt seit Jahren

Kräuter: "KAGES beschwerte sich lieber über Volksanwaltschaft"

Günther Kräuter
Volksanwaltschaft

Im Zusammenhang mit der Suspendierung von 4 Krankenpflegern am LKH Graz Süd-West/Standort Süd stellt die Volksanwaltschaft fest, dass die Strukturmängel in der Psychiatrie seit Jahren bekannt seien. Nach bisher vorliegenden Informationen sei es zu verbalen aber auch körperlichen Attacken gegen demente Patienten gekommen.

Kräuter: „Die Kommission der Volksanwaltschaft hat im LKH Graz Süd-West/Standort Süd gravierende Missstände festgestellt, unter anderem zu wenig Personal, kaum bezahlte Fortbildungen, vernachlässigtes Deeskalationstraining, ausufernde Nebentätigkeiten der Fachärzte und eine desaströse bauliche Situation. Verbesserungen oder gar Strukturreformen sind offenbar unterblieben.“

In ihrem aktuellen Bericht an den Nationalrat und den Bundesrat (Bericht, S. 47/48) weist die Volksanwaltschaft explizit auf die Gefahr verborgener Gewalt in psychiatrischen Abteilungen hin: 

Schwierige Rahmenbedingungen können auch zu Formen der psychischen Gewalt führen, die sich beispielsweise in Drohungen, Beleidigungen, Kränkungen etc. äußern. Auch kognitive bzw. emotionale, affektive oder seelische Schädigungen können die Folge sein. Gerade im Umgang mit psychisch kranken Menschen, die sich zum Teil gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Einrichtung befinden und sich häufig ausgeliefert und hilflos fühlen, sind ein wertschätzender Umgang und Achtsamkeit bei der Wortwahl von besonderer Bedeutung.

Bezeichnend sei, so Volksanwalt Kräuter, dass sich erst kürzlich die KAGES-Spitze mit einem Schreiben an den Nationalratspräsidenten über die unangekündigte Prüftätigkeit der Volksanwaltschaft beschwert habe. Unter anderem wurde die Befugnis der Expertenteams der Volksanwaltschaft in Frage gestellt, „Unterlagen wie Fortbildungsnachweise, Dienstlisten usw. anzufordern“.

Kräuter abschließend: „Ich habe gegenüber dem Parlament dieses gesetzwidrige Ansinnen zurückgewiesen. Genau hier liegen auch die Ursachen des bekannt gewordenen Skandals. Der KAGES empfehle ich dringend, die Missstände nun endlich zu beheben.“

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7 Kommentare

  • Zum unteren mail: zu vergleichen war das LSF nie mit einem Anhaltelager, um der Wahrheit die Ehre zu geben, es war ein Anhaltelager.

    Liest man das Zitat des Hrn. Kräuter in diesem Artikel, muss man anmerken, das dieser Herr nur ein weiterer Vertreter von politisch Verantwortlichen war, die nichts böses in der „Unterbringung“ von Menschen in geschlossenen Anstalten sehen. Ihm zufolge sind Feiheitsentzug und Repression normal. Für das Einsperren reicht ein Polizist aus, kein Richter muss eine Verurteilung aussprechen..

    Somit ist es auch kein großer Verlust, wenn Leute wie Kräuter von der Bildfläche verschwinden.

  • Kräuter R.I.P. – bis heute ist nicht an die Öffentlichkeit durchgedrungen, unter welchen Umständen der ehemalige Volksanwalt zu Tode kam, und inwiefern seine vorangegangenen Untersuchungen zu seinem Tode beitrugen.

    Zum LKH Süd West ist zu sagen: seit Jahrzehnten ist dieser abgeriegelte Ort ein Symbol für Faschismus und Totalitarismus. Unter der „Regierung“ Schwarz Blau I (2000 – 2006) war es mit einem Anhaltelager für Systemgegner zu vergleichen. Wie sich die Situation zurzeit verhält, bringt man am besten bei den Barmherzigen Brüdern Graz in Erfahrung, die als Sammelbecken für ehemals nicht strafrechtlich verfolgte Ärzte des Sonderkrankenhauses dienen.

  • ……da kann man sich nun vorstellen,was früher alles einmal möglich war,als ich als Kind nach einem Suizidversuch nach Gewalt in der Familie auf der Psychiatrie gelandet bin . Als es noch keine Kameras,mobiltelefone (wo man Hilfe rufen könnte,oder Videoaufnahmen oder Photos,…..) gab. Beim Pflegepersonal gibt es nach meiner eigenen Erfahrung oft alle EXTREME:von besonders engagiert (machen auch Sachen die nicht erlaubt sind,um den Menschen zu helfen in positiver weise !!) – bis zu Sachen die an die Menschenverachtung der NAZIs erinnern. ……

  • Dass die Kages nicht mit der Volksanwaltschaft kooperieren möchte, spricht Bände. Die Schuld wird wieder an den PflegerInnen hängen bleiben, es wird sich an der Struktur, am System leider nichts ändern. Ich bin der Meinung, wenn die Arbeitsbedingungen passen würden, käme es zu solchen Vorfällen, die aus Überforderung entstehen, erst gar nicht.
    Die politisch Verantwortlichen sind gefordert, für Verbesserungen zu sorgen, damit die Pflege von Betroffenen wertschätzend und qualitätvoll geschehen kann.
    Leider sind Menschen, die in Ihrem Verhalten schwieriger zu behandeln sind, eher Gewalt ausgesetzt und werden in Folge noch schwieriger zu behandeln. Meine Erfahrung ist, dass, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und motiviertes und emphatisches Fachpersonal am Werk ist, verändert sich auch schwieriges Verhalten in positive Richtung. Das ist ein sensibles Zusammenspiel der unterschiedlichen Gruppierungen und dafür müssen Ausbildung und Arbeitsbedingungen den höchsten Ansprüchen genügen – vor allem in Zeiten, in denen immer mehr Menschen immer älter werden.

    Michaela Wambacher
    Gründungsmitglied / Obmann-Stv.in
    Verein Achterbahn Steiermark
    Plattform für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung
    http://www.achterbahn.st

  • Neben der Arbeit der Volksanwaltschaft wäre endlich auch einmal ein DEUTLICHES ZEICHEN und AUFSCHREI aus der Zivilgesellschaft (!!) gemeinsam mit Betroffenen-Organisationen … dringend nötig.
    Missstände in Pflegeheimen, Psychiatrien, Totalen Institutionen, Einsparungen im Gesundheitsbereich … das betrifft ganz Österreich … und … jeder von uns oder von unseren Angehörigen ist davon be-troffen.
    Ob weiter nix tun die Lösung ist??
    Denn so viel ist sicher: morgen früh werden wir im Gestern aufwachen!

  • Ich bin selbst Opfer von schweren Misshandlungen in der Psychiatrie in der Uni-Klinik in Graz -das liegt jetzt schon B
    Jahre zurück, die Traumatisierung ist geblieben ! Ich hoffe, dass die Volksanwaltschaft jetzt endlich dagegen vorgeht!
    Ich bin jeder Zeit bereit hier mitzuarbeiten !

  • Einmal mehr bin ich froh, dass wir eine Volksanwaltschaft haben, die unbeirrt ihren Aufgaben nachgeht und sich nicht davon abbringen läßt. Es ist wichtig dass die Öffentlichkeit erfährt, dass die KAGes versucht die Unterlassungen im Bereich des Personals zu verdecken, indem sie die Volksanwaltschaft angreift. Wer so agiert, gibt nicht nur zu, gravierende Mängel zu haben die vertutscht werden sollen, sondern auch, dass kein Respekt für die Arbeit unabhängiger Kontrollorgane vorhanden ist. Das ist beschämdend für die KAGes und ich versteh das nicht. Ein so schlechtes Personalmanagement schmälert die großen Leistungen der MitarbeiterInnen, die rund um die Uhr und das ganze Jahr über für uns alle erbracht werden und schwächt das Vertrauen in dei KAGes.