Wohnen in Wien

Seit 10 Jahren bemüht man sich um eine Gemeindewohnung. Die naive Vermutung, Wien und sein Sozialer Wohnbau käme einer Rollstuhlnutzerin in irgendeiner Form entgegen, bestätigt sich leider absolut nicht. Ein Kommentar.

Service-Center von Wiener Wohnen
BIZEPS

2012 flattert die Absage auf ein Ansuchen um Aufnahme in die Warteliste der Gemeindewohnung-Vergabe ins Haus. Schließlich sei die jetzige Wohnung groß genug und barrierefrei sei sie auch, heißt es, und ob sie leistbar ist oder nicht, sei kein Aufnahmekriterium.

“Es tut uns leid, wir wünschen Ihnen alles Gute“, steht da noch. Ja, die Wohnung ist nicht leistbar, aber es war nicht vorherzusehen und auch ganz ohne eigenes Verschulden, dass man alleine hier zurückblieb, in dieser 106 qm² großen Genossenschaftswohnung in der Wiener Leopoldstadt.

2019 wandte man sich an die Wiener Wohnungskommission und schilderte seine prekäre Lage. Sofort wurde eine Empfehlung an das Wiener Wohnservice für eine 2-Raum-Wohnung für Menschen mit besonderem Wohnbedarf abgegeben. Das war 2019.

Jetzt haben wir 2022 und die Suche und das Warten findet noch immer kein Ende. Bis zu einem persönlichen Termin beim Wiener Wohnservice dauerte es drei Monate und man verließ das Gebäude mit der Information: “Wir haben keine Wohnungen für Ihre Ansprüche als Rollstuhlfahrerin”.

Seither versucht man, telefonisch die Empfehlung der Wohnungskommission in Erinnerung zu rufen, jedoch jedes Telefonat endet mit einem versprochenen Rückruf des Bearbeiters in drei bis vier Wochen oder gar nicht. So vergeht die Zeit. Man lebt noch immer alleine in der ehemaligen Familienwohnung.

Zwickt’s mi, i man i tram

Schwenken wir einmal zu den Genossenschaftswohnungen. Der Genossenschaftsbeitrag bewegt sich zwischen 7.000 und 25.000 €. Wenngleich die Miete im Anschluss leistbar ist, das Geld muss man halt auch haben. Und wenn man weder 7.000 und schon gar keine 25.000 € hat?

Weiter zum privaten Wohnungsmarkt in Wien: Ja, kann man das überhaupt ernst nehmen? Aber offensichtlich bleibt, trotz intensiver Suche, nichts anderes übrig, als diese Angebote ernst zu nehmen! Wie etwa 44 qm² für 750 €, befristet auf drei Jahre! Dazu noch 3 Monatsmieten Kaution, sowie 2 Monatsmieten Provision bei Vertragsunterzeichnung!

Da bleibt nur, Wolfgang Ambros zu zitieren:

“Zwick’s mi, i man i tram! Des derf net woahr sein, wo san ma daham?”

Die Hälfte von zwei Wochen

Und jetzt noch eine kleine Anekdote aus dem Leben in einer Genossenschaftswohnung: Drei Jahre hatte man einen Wasserschaden auf Grund eines Haus-Sanierungsfehlers in der Wohnung.

In diesen drei Jahren wurde die Dusche entfernt, in weiterer Folge eine Küchenzeile und zu guter Letzt auch die Toilette. Den Schaden fand man jedoch erst, als man schlussendlich den Badezimmerboden aufstemmte.

“Sie bekommen, als Entschädigung, die Hälfte von zwei Wochen Monatsmiete“, schreibt die Versicherung der Genossenschaft. Drei Jahre lebt man mit dem Rollstuhl immer wieder in Baustellen ähnlichen Zuständen und dann bekommt man ein Entschädigungsangebot, das an Unwürde nur so strozt!? Die Hälfte von zwei Wochen?

Wohnen in Wien …

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6 Kommentare

  • Rollstuhlgerechte Wohnung,

    also ich kann nur das Beste berichten über die Vergabe einer Rollstuhlgerechten
    Wohnung bei Wr. Wohnen.
    Ich hatte nach meiner Beinamputation bei Wr.. Wohnen um einen Wohnung angesucht. Wurde verwiesen auf die Plattform Wohnticket, welches ich nach Eingabe aller erforderlichen Fragen und Übermittlung aller Unterlagen sofort ein passendes
    Wohnticket bekommen habe.
    Mir wurden zwei Wohnungen angeboten, welche ich aber aus finanziellen Gründen absagen musste.
    Die Dame von Wr., Wohnen hat dann alle Hebel in Bewegung gesetzt, und flugs wurde
    mir eine Wohnung in einer Anlage welche sich noch in Bau befunden hat, angeboten.
    Genau das Richtige. Behinderten Bad und WC. Zwei Zimmer u. Balkon.
    Und das alles ganz neu. Sprich ein Erstbezug.
    Vom lösen des Wohnticket bis zur Zusage der Wohnung, verging nicht mal eine Woche.
    Ich musste bis zum Einzugstermin zwar noch eine Weile warten, aber da wartet man gerne.
    Wr. Wohnen baut jetzt sehr viel selbst. Ein kleiner Anstoß: In jedem neuen Bauprojekt sollte von Haus aus ein oder zwei behindertengerechte Wohnungen eingeplant werden. So verkürzt man die Wartezeit von Betroffenen.

    Großen Dank
    Georg S.

  • So leid mir ihr fall tut,aber ich sitze auch im Rollstuhl und ich weiß aus Erfahrung das es die Abteilung bei wiener wohnen gibt,vielmehr sie sind mir alle in sehr angenehmer Erinnerung geblieben. Ich hätte auch die Bitte auf Freifläche gestellt. Mein Ticket ist vom 16.3.2021 und Sie haben sich wirklich alle bei wiener wohnen um mich bemüht, zeigten mir Wohnungen die eigentlich ich aussuchte,haben aber nicht gepasst, trotz meiner mehrfach Behinderung haben sich 2 ganz besonders für mich eingesetzt .Tausend Dank dafür.
    Ich habe meine traumwohnung gefunden, die für all meine Bedürfnisse perfekt passt.53qm mit kleinem balkon ,in meinem neuen Zuhause in das ich bald ziehen darf habe ich sehr viel neues mit meinem scooter zu erkunden.
    ok es ist nicht mein favorisierten bezirk,aber mit scooter ist das kein Problem. Ich habe meine traumwohnung in einer wunderschönen Gegend von Wien und ich bin froh das ich auf die Empfehlung der Dame bei wiener wohnen hörte,den schon bald werde ich Dank ihr glücklich in die hoffentlich lange Zukunft schauen. Danke an wiener wohnen

    • Ich habe leider keine Erfahrung in diese Richtung! Es hat sich bis jetzt niemand um meine Wohnsituation gekümmert! Ich war auch zweimal mit dem Rollstuhl dort. Ich habe nie Angebote bekommen, sondern immer Absagen.

  • Das ist meines Erachtens etwas für die Volksanwaltschaft.

  • Wäre interessant zu wissen, welche Ansprüche die bzw. der Wohnungswerber*in hat.
    Hier einfach zu schreiben, „Wien und sein Sozialer Wohnbau käme einer Rollstuhlnutzerin in irgendeiner Form entgegen, bestätigt sich leider absolut nicht“, kann ich nicht nachvollziehen.
    Ich arbeite selbst bei WrW. Es gibt bei uns sogar ein eigenes Dezernat, wo sich die Mitarbeiter*innen um Rollstuhlfahrer*innen bemühen.
    Haben Sie selbst bei WrW nachgefragt oder beruht dieser Artikel rein nur auf die Aussage der Wohnwerberin bzw. des Wohnwerbers?

    • Das sind meine Erfahrungen, die wirklich zum Himmel rufen! Erst vor zehn Tagen bekam ich einen Rückruf (endlich!), indem mir dezidiert erklärt wurde, es gäbe keine Wohnungen für Rollstuhlfahrer! Wie soll ich den Text dann sonst schreiben? Soll ich mich bedanken für den Kontakt seit 2012? Von einem eigenen Dezernat merke ich seit 2012 nichts! Die Ansprüche sind ganz normal für eine Rollstuhlfahrerin. Breite Türen und ebenerdige Dusche. Ein Balkon ist mir wichtig, weil ich immer weniger aus dem Haus komme. Gibt es nicht! Wenn sie selbst bei Wiener Wohnen arbeiten, können Sie sich vielleicht mit meinem Fall vertraut machen… Der Vizebürgermeisterin habe ich letztes Jahr geschrieben. Dadurch bekam ich endlich eine Ticketnummer, sonst hätte ich nicht einmal das. Ja, es stinkt zum Himmel! Ja, der Text ist authentisch, auch wenn Sie es nicht nachvollziehen können!