„Wir wollen mehr als nur dabei sein“

Teilnahme am Kongress der Lebenshilfe in Dortmund (Deutschland) im September 2003. Ein Bericht von Heide Tomacek

Flagge Deutschland
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Im Audimax der Universität Dortmund wurde der Kongress mit einer Grußbotschaft der Lebenshilfe Österreich eröffnet: „Niemand kann besser für Euch sprechen als Ihr selbst!“

Viel Applaus gab es dazu,dieser unterstrich die Wünsche so vieler Kongressteilnehmer: in der Politik mitstimmen, mitbestimmen und sich selbst vertreten, und in der Gesellschaft mitmachen, dazu gehören und wichtig sein – einfach teilhaben am Leben in freier Wahl und Selbstbestimmung.

Aktuell galt es zu verhindern, dass durch die Spargesetze (in Deutschland) Menschen mit Behinderung wieder an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden. In Workshops und vielen Gesprächen wurde lange diskutiert, aber auch Theater gespielt und Musik gemacht. In einer Art Dortmunder Erklärung wurde dann versucht, dies alles in einer Forderung zusammen zu fassen: „Jeder soll so leben können, dass seine Behinderung ihn nicht am Leben in der Gesellschaft hindert.“

Dortmunder Erklärung

Diese wurde auf der Abschlussveranstaltung des Kongresses „Wir wollen mehr als nur dabei sein“ am 20. September 2003 beschlossen.

Wir sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Dortmunder Kongresses „Wir wollen mehr als nur dabei sein“. Zum Abschluss dieses Kongresses wenden wir uns an alle Bürgerinnen und Bürger, ganz besonders an Politikerinnen und Politiker, Fachleute, Eltern und an Menschen mit Behinderung selbst.

Was ist Teilhabe?
Teilhabe bedeutet mitmachen, mitgestalten und mitbestimmen beim Zusammenleben aller Bürgerinnen und Bürger – auch, wenn ein Mensch mit Behinderung sehr viel Hilfe braucht. Jede und jeder hat das Recht, „mittendrin“ in der Gesellschaft zu leben. Auch eine schwere Behinderung ist kein Grund dafür, ausgeschlossen zu werden.

Die Menschen sind verschieden. Sie alle haben Fähigkeiten und alle sind gleich viel wert. Verschieden zu sein ist ein Gewinn für alle Menschen. Die Lebenshilfe sagt: „Wir brauchen ganz verschiedene Menschen, damit die Welt sich dreht!“

Teilhabe ist eine Aufgabe für alle
Es ist nicht gut, über Teilhabe nur zu reden. Wir tun etwas und fordern, Menschen im Alltag zu beraten undauf dem Weg zur Teilhabe zu unterstützen. Es ist notwendig, Brücken zu bauen in die Gesellschaft, in die Gemeinde. Ratgeber und Brückenbauer zu werden, ist eine wichtige Aufgabe. Auch die Verbände und Vereine – wie zum Beispiel die Lebenshilfe – rufen wir auf, selbst Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu ermöglichen und in Zukunft noch mehr zu unterstützen.

Einrichtungen, die Lebenshilfe und andere Vereine müssen noch mehr mit anderen zusammenarbeiten. Es kann zum Beispiel gut sein, Erwachsenenbildung mit der Volkshochschule zusammen anzubieten. Es kann auch gut sein, wenn eine Beraterin von „Pro Familia“ über Freundschaft, Partnerschaft und Sexualität informiert.

Wenn alle am Ziel der Teilhabe gemeinsam arbeiten, können wir Erfolg haben!

Ein großer Traum
Eine Gesellschaft, in der die vielen verschiedenen Menschen ohne Angst und Vorurteile gleichberechtigt zusammen leben, ist noch ein schöner Traum. Aber ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohnt. Ob Menschen mitoder ohne Behinderung – alle wollen selbst entscheiden, wie und wo sie leben möchten.

Der Traum heißt auch: Es gibt keine Hindernisse („Barrieren“), auch nicht in den Köpfen. Alle Menschen sind aufgeschlossen. Man kann überall hinkommen und es gibt Hilfen, alles zu verstehen.

Wer Hilfe benötigt, bekommt sie dort, wo alle anderen auch sind: im Kindergarten, in der Schule, bei der Arbeit, in der Wohnung, in der eigenen Familie, auch in der Freizeit. Wer Unterstützung braucht, bekommt genau die Hilfe, die notwendig ist.

Forderungen – auch an die Lebenshilfe:
Heute sagen Menschen mit Behinderung: „Nichts über uns ohne uns!“ Sie wollen nicht nur dabei sein, nicht nur mitreden, sondern auch mitbestimmen. So ist Teilhabe möglich.

Die Lebenshilfe soll auch unterstützen, dass sich Menschen mit Behinderung in eigenen Gruppen zusammenfinden und so stark werden.

Teilhabe ist ein Gewinn für alle Menschen in unserem Land!

Deswegen rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, mehr zu tun, damit Menschen mit Behinderung ein Leben „mittendrin“ leben können und dieses Ziel nicht nur ein schöner Traum bleibt.

Wir, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses, wollen uns mit voller Kraft dafür einsetzen, dass Teilhabe in Gesellschaft und Gemeinde, in den Wohnstätten und Werkstätten, in den Verbänden und Vereinen, aber auch in der Politik unterstützt wird!

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