Huainigg: Neues Selbstbewusstsein durch Anerkennung der Gebärdensprache

Bilingualer Unterricht für gehörlose Kinder

Franz-Joseph Huainigg
ÖVP

Mehr als 600 gehörlose Menschen aus ganz Europa treffen sich zum Jahreswechsel in Wien und feiern unter dem Motto „Europe to one„. „Das gemeinsame Auftreten und die Vernetzung zeugen von einem neuen Selbstbewusstsein“, freut sich ÖVP-Behindertensprecher Dr. Franz-Joseph Huainigg.

Die Regierungsarbeit der vergangenen Jahre habe viel zu diesem Bewusstseinswandel beigetragen: „Die Österreichische Gebärdensprache wurde in der letzten Legislaturperiode im Verfassungsrang anerkannt. Diese Anerkennung stärkt das selbstbewusste Auftreten gehörloser Menschen. Zuvor wurde ihre Sprache oft als ‚Herumfuchtelei von Behinderten’ abgetan“, sagt Huainigg.

Der Abgeordnete zum Nationalrat fordert, dass die Gebärdensprache auch im Unterricht von gehörlosen Kindern mehr Platz finden muss. „In einer Zeit, in der jedes Kind mehrere Fremdsprachen lernt, um sich in einer globalisierten Welt besser zurechtzufinden, ist bilingualer Unterricht auch in Hinblick auf die Gebärdensprache zu forcieren“, sagt Huainigg und ergänzt: „Dies ist im neuen Lehrplan für gehörlose Kinder zu verankern.“

Zu hinterfragen sei, ob ein eigener Sonderschullehrplan für gehörlose Kinder, wie ihn derzeit das Unterrichtsministerium plant, noch zeitgemäß ist. „Die Bildungskarriere von gehörlosen Kindern darf nicht automatisch mit einem Sonderschulabschluss oder einem Hauptschulabschluss enden“, so Huainigg. Wie in anderen Ländern müsse es Ziel der Bildungspolitik sein, gehörlosen Jugendlichen die Matura und damit den Einstieg in ein Studium zu eröffnen. Daher solle statt einem neuen Sonderschullehrplan für gehörlose Kinder auch der normale Regelschullehrplan gelten. „Die besondere Förderung durch einen bilingualen Unterricht könnte in einem Zusatzlehrplan verankert werden“, so der ÖVP-Behindertensprecher.

Er kritisiert auch die Verordnung von Unterrichtsministerin Schmied, welche die körperliche Eignung erneut als Aufnahmekriterium für die Pädagogischen Hochschulen vorsieht. „Damit wird etwa gehörlosen Menschen der Weg zum Lehrerberuf versperrt“, so Huainigg. Er engagiert sich für die Anstellung der gehörlosen Lehrerin Astrid Weidinger, die arbeitslos ist: „Gleichstellung muss nicht nur in den Gesetzen, sondern auch in den Köpfen verankert werden“, sagt Huainigg abschließend.

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