Das war der 7. Accessibility-Stammtisch

Am 14. Jänner 2008 fand der siebente Accessibility-Stammtisch, der erste des Jahres 2008, zum Thema "Wie Sie Accessiblity in ihrer Organisation verankern", vorgetragen von Michael Rederer von wien.at, statt.

Michael Rederer und Michael Stenitzer beim Stammtisch 080114
BIZEPS

Der Accessibility-Stammtisch, der von österreichischen Webentwicklern bereits als fixe Größe im Terminkalender gesehen wird, hat auch im neuen Jahr wieder beträchtlichen Anklang gefunden.

In etwa 30 Personen fanden sich diesmal bei der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs ein, um Michael Rederer dabei zuzuhören. Er führte anhand des Beispieles wien.at aus, wie man den Accessibility Gedanken in der eigenen Organisation verankern beziehungsweise stärken kann.

Der Vortrag

„Barrierefreiheit ist ein Prozess – wien.at ist nicht barrierefrei“, so lautet einer seiner ersten Sätze. Was seltsam anmutet – sollten doch Internetseiten öffentlicher Stellen seit 1. Jänner 2008 barrierefrei sein – entwickelte sich zu einer spannenden 40-minütigen Erläuterung, warum Accessibility wichtig ist und welche Schwierigkeiten einen am Weg zu einer barrierefreieren Internetseite erwarten. Der Vortrag warf so viele spannende Fragen auf, dass die Fragerunde genauso lang dauerte wie der Vortrag selbst, doch fangen wir lieber von vorne an.

Die Stadt Wien ist im Internet seit 1995 im Internet mit ihrer Seite wien.at vertreten, heute umfasst der Auftritt bereits mehr als 40.000 Seiten. Bis zum Jahr 2000 bestand das Angebot noch aus einfachem, bei jeder Seite selbstgestaltem HTML-Code, Tabellen zur Layoutierung sowie sehr vielen verschiedenen Formularen, da es keine Vorgabe für die Entwickler gab, wie ein Formular auszusehen hat. Dies war natürlich ein Gräuel, wollte man auf allen Seiten zum Beispiel das Layout ändern, oder einfach nur Texte eingeben, denn Redaktionssystem gab es keines.

2000: Barrierefreiheit als Qualitätskriterium

Im Jahr 2000 kam auch Barrierefreiheit als Qualitätskriterium hinzu und so entschloss man sich, durch die Seiten kleine Verbesserungen aufzuwerten. Als es daran war, das Angebot neu zu gestalten, war die Entscheidung für mehr Barrierefreiheit im Internet keine allzu große; das Motto „Für alle zugänglich“ bestand schon damals. Um keine Probleme im täglichen Umgang mit der neuen Seiten und bei allfälligen Änderungen zu bekommen, bekam jede Magistratsabteilung einen Internetverantwortlichen, der das Thema Accessibility in der eigenen Abteilung präsent hält. Man entschied bewusst gegen eine zentrale Stelle, die sich um die Barrierefreiheit kümmert, da dies oft nur mit erheblichem Aufwand im Nachhinein realisierbar ist. Das Ergebnis war: WCAG 1.0 Level AA sowie sechs Punkte aus dem Bereich AAA wurden erfüllt.

Bei der Neugestaltung wurden alle Projektpartner (Entscheidungsträger, Agenturen, Designer, EDV-Abteilung MA14) umfassend zum Thema Barrierefreiheit im Internet geschult, damit möglichst alle über das Thema Bescheid wissen. Dies geschah mit Leitfäden, die sich an den WCAG orientierten und die Richtlinien auf eigene Situationen umlegten. Es wurde also sehr viel Wert darauf gelegt, sich langfristig das Wissen selbst anzueignen, anstatt sich nur auf andere Dienstleister zu verlassen.

Problemfelder / Widerstände

Eines der Problemfelder bei wechselnden Projektpartnern ist, dass bestehendes Wissen verloren geht und die neuen Partner es sich erst erarbeiten müssen. Bekannternaßen gibt es am Weg Richtung mehr Accessibility immer wieder Widerstände in Form von Kritik, die den Sinn hinterfragen: „Wegen der 3 Blinden?“, „Die Kosten bringen uns um!“, „Aber ICH bin doch der Experte!“

Auch wenn quasi „Gesetz ist Gesetz“ gilt, ist Michael Rederer der festen Überzeugung, dass es besser ist, den Gedanken der Barrierefreiheit im Internet lieber mit Argumenten zu untermauern, als es sich einfach zu machen und nur zu sagen: „Das ist das Gesetz!“

Fragerunde

In der Fragerunde befasste sich die Mehrheit der Fragen mit dem Themen „Welche Priorität hat Accessibility in der Projektplanung?“ sowie „Wer überprüft anschließend, ob eine Seite die Gesetze einhält und was passiert wenn nicht?“ Für wien.at lauteten die Antworten: Accessibility hat oberste Priorität und muss auch von allen mitgetragen werden“. All jenen, die beim Webservice der Stadt Wien Fehler entdecken oder bedingt durch eine Behinderung, Probleme in der Benutzung haben, wird durch das Angebot Barrierefreie Stadt Wien die Möglichkeit zur Meldung dieser Barrieren geboten.

Fazit

Auch dieser Stammtisch lieferte wieder einiges an Gesprächsstoff für angeregte Diskussionen.

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