Nice to meet you?

Als ein kleines Dankeschön an die AmerikanerInnen, anläßlich der Befreiung durch die Alliierten, verstand sich die von der Stadt Wien initiierte Aktion "Nice to meet you?".

Riesenrad in Wien
BilderBox.com

Sie sollte 46 behinderten Kindern und Jugendlichen aus den USA unvergeßliche Tage bereiten – wohl nach dem Motto: „Wien ist anders“.

Und diese Rechnung dürfte wahrscheinlich auch voll aufgegangen sein. Allerdings nicht nur was das abwechslungs- und umfangsreiche Programm betrifft, das von den BesucherInnen mit großer Begeisterung angenommen wurde.

Die Veranstalter hatten die behinderten Gäste aus den USA in eine Stadt geladen, die – im Vergleich zu den US-Städten – für behinderten Menschen eine Fülle von Diskriminierungen bereithält, deren Existenz ausländischen Besuchern nur sehr schwer erklärt werden kann.

Während der Eiffelturm in Paris für Menschen mit Behinderungen zugänglich ist, und Rollstuhlfahrer im Disneyland in Florida im Rollstuhl sitzend an den diversen Attraktionen ohne fremde Hilfe wie andere BesucherInnen auch teilnehmen können, mußte vor dem Riesenrad erst eine provisorische Rampe errichtet, und die Kinder und Jugendlichen auch noch in die Waggons hineingehoben werden!

Ebenso in der Geisterbahn. So machen österreichische Schüler, die als GastgeberInnen und BegleiterInnen fungieren, nach ihren amerikanischen Gästen, auch schon bald die Erfahrung, daß Wiens Innenstadt „eigentlich gar nicht behindertengerecht ist“.

Eine Steigerung der Peinlichkeiten und der damit verbundenen Negativwerbung für die Stadt Wien gelang den Veranstaltern dann noch mit der Wahl des Kursalons im Wiener Stadtpark, als Ort für die Abschlußveranstaltung.

Während in den USA Gebäude im Zusammenhang mit Renovierungen und größeren Umbauten zugänglich gemacht werden müssen, läßt es die Stadt Wien zu, daß der Kursalon mit einem Millionenaufwand umgebaut wurde, ohne bei dieser Gelegenheit für behinderte Menschen zugänglich gemacht worden zu sein.

Diesmal wurde die Gruppe aus den Staaten – dank der teilnehmenden prominenten StadtpolitikerInnen – wenigstens nicht in ein hinteres abgesondertes Eck eines Lokales geführt, wie dies noch vor einigen Jahren behinderten TeilnehmerInnen einer UN-Behindertenkonferenz passiert ist.

„Diese Menschen hier sind nicht behindert, sie werden ‘behindert’ durch die Gesellschaft“ stellte die Koordinatorin dieser Aktion, Waltraud Frisch, fest.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen außer einem vielleicht: Behinderte Menschen in Wien werden nicht nur durch die Gesellschaft behindert, sondern durch den fehlenden politischen Willen, endlich gesetzliche Regelungen zu schaffen, die Behinderungen und Diskriminierungen unmöglich machen.

Vorbild: die USA mit ihrem Antidiskriminierungsgesetz. Dann könnte man auch wirklich sagen: Nice to meet you?.

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