Behinderten-Recht als Chance begreifen

Die Tiroler Geschichte ist in einigen Blitzmomenten eine des Aufbegehrens, über weite Strecken aber eine der Duldsamkeit und Anpassung, meint der Südtiroler Autor Hans Karl Peterlini in seinem Buch: Tirol - Notizen einer Reise durch die Landeseinheit

Ortschild mit Aufdruck Tirol
BilderBox.com

Nicht nur im Gedenken an den Widerstand „Anno 1809“ sehen wir Tiroler uns gern in der Rolle derer, die sich gegen Unrecht auflehnen. Ein Blick in die Geschichtsbücher gibt aber Peterlini Recht.

So fügt es sich ins Bild, dass hierzulande auch bei unseren behinderten MitbürgerInnen von Aufbegehren die Rede ist. In ihrer Mehrheit sind sie mit einem Bild von Behindertsein aufgewachsen, das sie in der Rolle von Empfängern sozialer Leistungen sieht, die zur Dankbarkeit verpflichten.

Selbstbewusstes Fordern gleichberechtigter Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ist dabei nicht vorgesehen. Nach wie vor tun sich selbst viele Betroffene schwer, dieses traditionelle Rollenbild abzuschütteln. Benachteiligung im Alltag wird hingenommen, selbst gesetzlich verbrieftes Recht, dagegen vorzugehen, wird in Tirol wenig genutzt.

„Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Bund, Länder und Gemeinden bekennen sich dazu, die Gleichbehandlung von behinderten und nicht-behinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten.“

So steht es seit 12 Jahren in unserer Verfassung. Seit über drei Jahren gibt das „Behindertengleichstellungsrecht“ behinderten Menschen das Recht, beim Bundessozialamt einen Antrag auf Schlichtung zu stellen, wenn sie sich im Alltag oder Berufsleben wegen ihrer Behinderung diskriminiert fühlen.

In Tirol ist die Scheu, diese Chance zu nutzen, besonders groß. 523 Schlichtungsverfahren gab es österreichweit bisher, nur 16 in unserem Bundesland.

Liegt es daran, dass die Lebenswelten der behinderten Menschen in Tirol schon derart weit ihren Bedürfnissen angepasst sind?

Wohl kaum, wie jeder weiß, der mit offenen Augen durchs Land geht. Deshalb ist daran zu arbeiten, dass auch TirolerInnen mit einer Behinderung die gesetzlichen Möglichkeiten als Recht begreifen, das es im eigenen Interesse zu nutzen gilt.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich