Test des Campus der Wirtschaftsuniversität Wien

Die "größte Universitätsbaustelle Europas" - der WU Camps in Wien - bietet rund 23.000 Studentinnen und Studenten und weiteren 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit Herbst 2013 Platz. BIZEPS hat sich den Neubau angesehen.

Campus der Wirtschaftsuniversität Wien - WU Campus
ÖZIV/BIZEPS

Die Eröffnung des WU Campus fand am 4. Oktober 2013 statt. Wenige Tage später – am 21. Oktober 2013 – mischten wir uns unter die Studentinnen und Studenten und sahen uns diesen großen Universitätsneubau hinsichtlich Barrierefreiheit genauer an.

Erste Eindrücke

Zur Klarstellung: Mehr als ein erstes Schnuppern konnte unser 3 stündiger „Test“ natürlich nicht sein. Der WU Campus umfasst immerhin knapp 90.000 Quadratmeter, hat angeblich 4.000 Räume und rund 500 Millionen Euro gekostet. Federführend an der Umsetzung beteiligt war die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG).

„Der neue Campus der Wirtschaftsuniversität Wien ist wahrlich ein Projekt der Superlative“, hielt daher der ÖZIV – der mit uns gemeinsam diesen Test absolvierte – überwältigt, fest.

Wir schlenderten also ohne großen Plan einfach durch den WU Campus und beachteten genau, welche Maßnahmen zur Barrierefreiheit gesetzt wurden und wo trotzdem Barrieren erkennbar sind. (Siehe auch die Fotos)

Im Detail: Was wir fanden

Vorab: Der WU Campus ist eröffnet – aber „fertig“ ist er deswegen noch lange nicht. An vielen Stellen wird noch gearbeitet und Nachbesserungen werden durchgeführt. Bauschäden – wie bei solch großen Projekten üblich – werden beseitigt und einiges erst fertiggestellt.

Deutlich sichtbar sind die vielen Blindenleitsysteme innerhalb und außerhalb der Gebäude. Auch bei den Informationstafeln wurde Wert auf mehrfache Erfassbarkeit gelegt. Überrascht hat uns dann ein kleiner „Gag“ nämlich eine Sitzbank am Campusgelände mit Braille.

Wir entschieden, uns das auffälligste und zentralste Gebäude – das LC: Library & Learning Center – anzusehen. Die selbstöffnende Tür dürfte gerade defekt gewesen sein. Das Thema fehlende selbstöffnende Türen begenete uns noch öfters.

Unser erster Weg führte zum Informationsschalter. Ob dieser mit einer induktiven Höranlage ausgestattet ist, wusste das Personal nicht. Das raumschiffähnliche Innere des Gebäudes beeindruckt nachhaltig; manche Fallen entdeckten wir eher zufällig.

Barrierefreiheit kein Fremdwort

An vielen Stellen sieht man bei diesem Gebäude, dass bei der Planung die Barrierefreiheit ein wichtiger Bestandteil der Überlegungen gewesen sein muss. Manches Mal musste allerdings nachgerüstet werden – wie an den vielen Unterlaufschutzmaßnahmen ersichtlich ist.

Barrierefreie WC-Anlagen sind zwar vorhanden – wirklich gut ausgeführt sind sie nicht immer geworden; und leicht zu finden auch nicht. Auffallend ist die Unterschiedlichkeit der WC-Anlagen. Ärgerlich wird es, wenn viel zu große Waschbecken eingebaut wurden und so die Benutzung erschwert wird.

Ausführlicher Nutzungstest unbedingt notwendig

Relativ schnell wurde klar, dass bei einem Projekt dieser Größe noch unbedingt umfangreiche Nutzungstests durchgeführt werden müssen. Uns fiel beispielsweise auf, dass die einzige Möglichkeit der Rückgabe von Büchern für kleinwüchsige Menschen und RollstuhlfahrerInnen völlig unbenützbar ist.

Auch waren Monitore teilweise sehr schlecht zu lesen. Intensiv sahen wir uns einen Hörsaal an. Positiv bemerkten wir gleich die Kleiderhäken auf verschiedenen Höhen und Sitzplätze für Person im Rollstuhl (vorne und hinten). Verbesserungswürdig wäre die Anordnung, weil man gerade bei den vorderen Plätze nicht darauf geachtet hat, dass Mitstudierende unmittelbar daneben sitzen können sollten.

Nachbesprechung

Nach unserem Test haben wir mit den Verantwortlichen Kontakt aufgenommen und wir (BIZEPS, ÖZIV und WU-Verantwortliche) setzten uns zusammen und besprachen die Testergebnisse. In angenehmer Atmosphäre gingen wir Punkt für Punkt unserer Liste durch und erhielten umfangreiche Antworten. Schnell wurde bei einigen Punkten klar, dass die Probleme der WU teilweise schon bekannt waren bzw. gerade Überprüfungen laufen.

Manche unserer Punkte sorgten aber auch für Überraschung bei den Verantwortlichen (Buchrückgabe, Monitore, Türen). Es wurde zugesagt, sich diese bis zu nächsten Besprechung (Frühjahr 2014) genau anzusehen und wenn möglich, zu beheben.

Offen eingestanden wurde auch, dass die Information über die vorhandene Barrierefreiheit noch nicht zufriedenstellend ist. Hier kommt auf das Team der Öffentlichkeitsarbeit der WU noch einige Arbeit zu, damit sich barrierefreie Angebote auch auf der Homepage widerspiegeln.

Noch kein Fazit

Noch ist es viel zu früh über das Großprojekt WU Campus ein Fazit zu schreiben. Ein guter Anfang wurde gemacht. Nun kommt aber die wichtige Phase der Fehlerbehebung und Prüfung.

Es ist nun wichtig, alles zu kontrollieren und großflächige Test von Nutzerinnen und Nutzern durchzuführen. Auch Baumängel sollten umgehend beseitigt werden (WC, Türen, Buchrückgabe, …) und eine Informationsoffensive sollte gestartet werden. Ergänzend sollte es auch Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht werden, Feedback zu geben.

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