Barrierefreiheit in Niederösterreich: Ja, wo kämen wir denn da hin?

Empörung und Unverständnis hat die gestrige Pressestunde mit NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll ausgelöst.

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Pröll ärgerte sich sinngemäß über Vorschriften des Bundes die Barrierefreiheit betreffend und meinte, man würde damit kleine Wirte „in den Ruin“ treiben.

Abgesehen von der berechtigten emotionalen Empörung seien hier einige Fakten angemerkt. Barrierefreiheit als „Muss“ und „Zwang“ zu sehen, ist nicht nur menschenverachtend, es ist auch kurzsichtig und vollkommen unwirtschaftlich gedacht. Warum eine bauliche Adaptierung, die letztlich für alle Erleichterungen bringt, Branchen zum Erliegen bringen soll, ist schleierhaft und nicht nachvollziehbar.

Pröll hat sich ganz offensichtlich noch nicht mit Barrierefreiheit beschäftigt, wie seine Aussagen beweisen. Was Barrierefreiheit wirklich bringt, sei hier durch ein simples Rechenbeispiel belegt: Pro Bevölkerung sind laut WHO-Weltbehindertenbericht 15 % als behindert anzunehmen, das bedeutet also für Österreich bei einer ausgewiesenen Bevölkerungszahl von 8,5 Millionen Einwohnern rund 1,3 Millionen Menschen mit Behinderungen. Die zunehmende Überalterung der Bevölkerung – viele davon begeisterte Wirtshausgeher! – läßt keinesfalls annehmen, dass hier eine „ganze Kultur“ – so Zitat Pröll – aufgrund der vorgeschriebenen Barrierefreiheit „den Bach hinuntergehen“ könnte. Das gastfreundliche Tourismusland Niederösterreich stellt sich mit dieser Aussage ihres Landeshauptmannes unter einem völlig falschen Licht dar.

Dr. Klaus Voget, Präsident der ÖAR und des ÖZIV, ist zu Recht verärgert: „Pröll diskriminiert mit seinen Ansichten rund 1,3 Millionen Österreicher, ausländische Gäste nicht mitgerechnet. Er schiebt notwendigen gesellschaftlichen Entwicklungen einen Riegel vor und verhindert Wettbewerbsvorteile, die vorausschauende Wirte hier für sich erreichen können!“

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