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Aktion Leben protestiert gegen diskriminierenden Schulbehelf

Menschen mit Behinderung werden in dem Unterrichtsbehelf "Biomedizin: Die Genetik des Menschen" von Univ. Prof. Dr. Markus Hengstschläger negativ dargestellt.

Ihre Lebensrealität wird in keiner Weise berücksichtigt. „Der Behelf vermittelt SchülerInnen ein sachlich veraltetes und abschreckendes Bild von Menschen mit Behinderung. Aktion Leben forderte daher das Unterrichtsministerium auf, die Empfehlung für diesen Behelf zurückzunehmen“, erklärt Mag. Karin Schmidtbauer MSc, Generalsekretärin der Aktion Leben.

„Wir halten den Behelf aus mehreren Gründen für ungeeignet. Laut Klappentext soll er Grundlage sein für abwägende Diskussionen und für eine objektive Entscheidungsfindung. Diesem Anspruch wird er aber keineswegs gerecht“, betont die Generalsekretärin.

Der Behelf zeigt Behinderung rein defizitorientiert

Die Diskriminierung von Kindern mit Down-Syndrom ist in dem Behelf besonders augenfällig: Während das Heft sonst Farbbilder zeigt, wird ein Kind mit Down-Syndrom in Schwarz-Weiß abgebildet, mit negativem Gesichtsausdruck.

Karin Schmidtbauer: „Der Behelf vermittelt alte, nicht der Realität entsprechende Vorurteile. Eine echte Auseinandersetzung mit dem Leben von behinderten Menschen findet nicht statt. Die einseitig defizitorientierte Darstellung ist vor allem als Vorbereitung für die diagnostischen Möglichkeiten der Gentechnik ungeeignet.“

„Die Jugendlichen von heute werden bald mit Pränataldiagnostik konfrontiert sein. Die Aufmachung des Behelfs und die aufgeworfenen Fragen favorisieren vorgeburtliche Untersuchungen und den daraus folgenden Abbruch einer Schwangerschaft, wenn eine Behinderung festgestellt wird“, kritisiert Schmidtbauer.

Fachlich nicht objektiv!

Aktion Leben setzt sich seit Jahren mit den Themen Pränataldiagnostik und Präimplantationsdiagnostik auseinander und stellt fest, dass die von Hengstschläger vorgebrachten Argumente sehr einseitig gewählt sind.

„Es stehen keine falschen Informationen in dem Behelf, aber viele wichtige Punkte wurden weggelassen, für eine informierte Entscheidung notwendig wären“, beanstandet die Generalsekretärin der Aktion Leben. Der Autor habe zum Beispiel verschwiegen, dass für eine PID viele weiblich Eizellen notwendig seien. „Die Frau muss deshalb eine hoch dosierte Hormonstimulation über sich ergehen lassen, die gesundheitliche Risiken birgt.“

Pädagogisch mangelhaft

Der Behelf enthält Informationen, die für einen Genetiker selbstverständlich sind, bei fachfremden Personen aber höchst unterschiedliche Reaktionen auslösen können. Zum Beispiel konzentriert sich der Behelf auf Norm und Normabweichung.

Karin Schmidtbauer: „Dieser Fokus engt die Vielfalt menschlichen Lebens ein und scheint uns als Vorbereitung für eine informierte, selbstverantwortete Entscheidung als wenig geeignet.“

Aktion Leben wandte sich mit einem Brief vom 2. Mai 2007 an Bundesministerin Schmied mit der Bitte, die Empfehlung für den Behelf zurückzunehmen. Denn er wurde mit Bescheid des Unterrichtsministerium für den Unterrichtsgebrauch in den 8. Schulstufen als geeignet erklärt.

Neben der Aktion Leben protestierte auch die Lebenshilfe Wien, die ÖAR, die Arbeitsgruppe für Sonder- und Heilpädagogik am Institut für Bildungswissenschaften der Universität Wien sowie ÖVP-Behindertensprecher Dr. Franz-Josef Huainigg gegen den Behelf.

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