Arbeitszeitmodelle müssen Menschen mit Behinderungen mitdenken

ÖZIV Bundesverband und ÖGB-Chancen-Nutzen-Büro verlangen flexible Arbeitszeitmodelle für einen inklusiven Arbeitsmarkt

Rollstuhlfahrerin bei der Arbeit im Büro
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In der aktuellen Diskussion rund um das Thema Teilzeit versus Vollzeit und die Gestaltung der Arbeitszeitmodelle finden Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen leider keine Berücksichtigung, kritisieren der ÖZIV Bundesverband und das Chancen-Nutzen-Büro des ÖGB.

In einem modernen Arbeitsmarkt müssen individuelle Arbeitszeitmodelle möglich sein, damit möglichst viele Menschen am Arbeitsmarkt reüssieren können.

„Gerade für viele Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen ist eine Vollzeit-Erwerbstätigkeit schlichtweg nicht realistisch“, gibt ÖZIV Präsident Rudolf Kravanja zu bedenken.

Häufigere Arztbesuche oder individuelle Belastungsgrenzen sind häufig mit Vollzeit-Beschäftigungsverhältnissen schwer vereinbar.

„Angesichts des Arbeitskräftemangels ist es kontraproduktiv auf die Ressourcen und Fähigkeiten einer Gruppe von Arbeitnehmer:innen zu verzichten, oder ihr den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erschweren“, bekräftigt ÖZIV Geschäftsführer Gernot Reinthaler und ergänzt:

In gut abgestimmten Teilzeit-Modellen sehen wir ein hohes Potenzial, es Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen zu ermöglichen, ihre Kompetenzen in den Arbeitsmarkt einzubringen. Damit könnte auch ein wichtiger Schritt zur stärkeren Aktivierung dieser Zielgruppe und nicht zuletzt ein Baustein zur Bekämpfung des Fach- und Arbeitskräftemangels gesetzt werden.

Patrick Berger, Leiter des Chancen-Nutzen-Büros des ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund), schließt sich dieser Kritik an und stellt fest: „Für viele Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen und psychischen Belastungen können Meldungen über Geldkürzungen im Zusammenhang mit ihrer Teilzeitbeschäftigung hochgradige existentielle Ängste auslösen.“

Eine Vollzeitbeschäftigung ist häufig aus gesundheitlichen Gründen nicht vorstellbar, oder schlicht nicht machbar. Um dieser Personengruppe eine Chance geben zu können, ihre Kompetenz in Unternehmen einzubringen, müssen bedürfnisorientiertes Arbeitszeitmodelle implementiert werden! Nur so ist eine existenzsichernde Teilhabe am Arbeitsleben möglich.

Letztendlich geht es darum, den Zugang zum Arbeitsmarkt für alle Menschen nach ihren individuellen Möglichkeiten offenzuhalten – dazu müssen neben Vollzeit auch andere Modelle möglich und leistbar sein, ohne Menschen zu bestrafen.

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