Das Thema Zugänglichkeit hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, aber manchmal fühlt man sich vor allem als Nutzer eines Screen Readers um Jahre zurückversetzt.
Zugegeben: Es mag ein guter Teil Gewohnheit, Bequemlichkeit und der Hang zur Unabhängigkeit sein, aber ich bin inzwischen daran gewöhnt, mir viele Informationen eigenständig von den verschiedensten Webseiten zu besorgen.
Oft „google“ ich mich durchs Netz, um mehr zu einer Schlagzeile zu finden, die ich irgendwo aufgeschnappt habe.
Ein aktueller Anlass
Heute ist der Diabetestag in Wien, und was liegt näher als rasch einen Blick auf die dafür geschaffene Seite zu werfen. Eine der möglichen Folgen von Diabetes ist Erblindung, und so gibt es natürlich gerade im Kreis blinder und sehbehinderter Menschen viele Diabetiker.
Ausgesperrt
Diese Zielgruppe – und wer weiß wie viele andere noch – wird aber mit der Seite www.diabetestag.at wenig Freude haben. Mehr als eine Adresse und einen Link für den e-Mail-Kontakt werden sie nicht herausfinden – es sei denn, sie haben, so wie ich, eine nette Kollegin, die assistiert.
Es ist mehr als ein „Aha-Erlebnis“, wenn man nach dem Lesen der oben erwähnten dürftigen Informationen plötzlich erfährt, dass da allerhand Wissenswertes geboten wird, auf das man absolut keinen Zugriff hat.
Der Grund ist so einfach wie niederschmetternd: Was auf dem Bildschirm wie Text aussieht, ist eine Grafik und kann daher von allen Endgeräten, die nur Text ausgeben können, gar nicht wahrgenommen werden.
Einer dieser benachteiligten Konsumenten ist übrigens auch die Suchmaschine Google und ihre „Kollegen“.
Dass im Jahr des Inkrafttretens des Behindertengleichstellungsgesetzes eine so krass unzugängliche Webseite online geht, zeigt deutlich, dass noch eine Menge Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit nötig sein wird, bis im Medium Internet Gleichberechtigung einigermaßen flächendeckend in die Praxis umgesetzt werden kann.