Barrierefreiheit nützt auch dem mobilen Web

Darstellung und Mausnavigation als geteilte Problembereiche. Die vorgestellten Web Content Accessibility Guidelines 2.0 sollen jetzt getestet und im Laufe des Jahres finalisiert werden.

Shadi Abou-Zahra
Ladstätter, Markus

Das World Wide Web Consortium (W3C) hat in dieser Woche eine Empfehlung für verbesserte Standards für barrierefreie Webgestaltung veröffentlicht. „Die WCAG sind für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gedacht“, erklärt Shadi Abou-Zahra von der W3C Web Accessibility Initiative im Gespräch mit pressetext.

Vorteile

Accessibility-Technologien können sehr vielen Anwendern Vorteile bringen. „Wenn es eine Rampe statt Stufen gibt, profitieren davon viele Leute“, macht Abou-Zahra einen realweltlichen Vergleich. Dazu würden neben Senioren besonders Nutzer des mobilen Webs zählen. Die Entwicklungsziele für Barrierefreiheit und mobiles Web seien sehr ähnlich, so das W3C. Die vorgestellten WCAG 2.0 sollen jetzt getestet und im Laufe des Jahres finalisiert werden.

„Senioren profitieren auf jeden Fall“, meint Abou-Zahra. Von Seiten des W3C werde in einem Projekt ganz explizit untersucht, welche Überlappungen und Unterschiede es zwischen den Bedürfnissen dieser Gruppe und behinderten Nutzern gibt. Eine einfache Möglichkeit zum Anpassen von Schriftarten ist ein typisches Beispiel einer Technik, die sowohl sehbehinderten Menschen als auch Senioren nützt. Doch auch im mobilen Web ist genau das von Bedeutung. „Ob ich eine Schriftart anpassen muss, weil ich schlecht sehe oder einen kleinen Bildschirm habe, ist ein ähnliches Problem“, erklärt Abou-Zahra.

Irrglaube „keine behinderten User„

„Es ist ein verbreiteter Irrglaube von Webseitenbetreibern, dass sie kaum behinderte Nutzer haben“, warnt Abou-Zahra. Selbst wo es zuträfe, würde es es, wie in der realen Welt, meist eher an existierenden Barrieren, denn an mangelndem Interesse liegen. Geschätzte 20 Prozent der Bevölkerung hätten irgendeine Form von Behinderung. Der Experte verweist weiters auf eine von Microsoft beauftragte Forrester-Research-Studie, die im Jahr 2003 aufgezeigt hat, dass etwa zwei Drittel der Computernutzer in den USA von Accessibility-Technologien profitieren würden.

Feedback erwünscht

Die WCAG 2.0 sollen für eine noch barrierefreiere Gestaltung des Webs sorgen. Bis 30. Juni 2008 wird um Feedback zu Erfahrungen mit der Umsetzung des Entwurfs gebeten. „Es soll gezeigt werden, dass der Standard wirklich implementiert werden kann“, erklärt Abou-Zahra. Was sich in der praktischen Umsetzung als besonders problematisch erweist, könne in die finalen Fassung der WCAG 2.0 als Empfehlung statt als notwendiges Kriterium einfließen. Die endgültige Version soll noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.

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