LR Schwarz: Großer Handlungsbedarf in der Altersgruppe 65+ bis 2025
Im Rahmen einer Pressekonferenz in St. Pölten präsentierte Sozial-Landesrätin Mag. Barbara Schwarz am 10. Oktober 2015 gemeinsam mit Mag. Sonja Weiklstorfer von der Caritas Wien und Selbstvertreter Andreas Zehetner den Bedarfsplan für Menschen mit intellektueller Behinderung in Niederösterreich.
Diese Studie des NPO&SE Kompetenzzentrums der WU Wien im Auftrag des Landes Niederösterreich prognostiziert den Bedarf an Plätzen für Menschen mit intellektueller Behinderung in den Bereichen „Wohnen“ und „Tagesbetreuung“ für die Jahre 2020 bzw. 2025. Erhoben wurden die Daten mit Unterstützung von Vertreterinnen und Vertretern der Träger der freien Wohlfahrt sowie Selbstvertreterinnen und Selbstvertretern.
Landesrätin Schwarz sprach von einem „budgetmäßig wachsenden Bereich“. Von 2010 bis 2014 habe man um 56 Millionen Euro mehr investiert: Seien es im Jahr 2010 noch 180 Millionen Euro gewesen, die investiert wurden, seien es 2014 bereits 236 Millionen Euro gewesen.
„Wichtig ist, dass wir kontinuierlich ausbauen und uns am Bedarf orientieren“, so Schwarz. Die aktuelle Studie gebe eine Vorschau auf die Jahre 2020 bzw. 2025. „Aktuell leben 7.089 Menschen mit intellektueller Behinderung in Niederösterreich“, so Schwarz. Davon seien nur drei Prozent 65 Jahre und älter. „2025 erwarten wir einen Anstieg auf 7.845“, so die Landesrätin.
„Aktuell wohnen 7.061 Menschen mit intellektueller Behinderung in Niederösterreich, bis 2025 erwarten wir einen Anstieg auf 7.814. Überwiegend wird zu Hause gewohnt, aber auch allein“, so Schwarz, die betonte: „Der Wunsch nach betreutem Wohnen wird immer größer.“
Mit Blick auf das nächste Jahrzehnt seien besonders die Ergebnisse für die Altersgruppe 65+ relevant, denn im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten gäbe es, auch aufgrund von Euthanasiemorden zur Zeit des Nationalsozialismus, in Deutschland und Österreich nur eine verschwindend geringe Zahl von Menschen mit Behinderung, die vor 1945 geboren worden sei.
Die Zahl der Altersgruppe 65+ sei aber nun aufgrund der höheren Lebenserwartung eine immer größer werdende. Für den Wohnbereich werde man bis zum Jahr 2025 etwa 550 zusätzliche Plätze im institutionellen Bereich benötigen, knapp 90 Prozent dieser Plätze müssten für Personen im Alter von 65 Jahren und älter ausgerichtet werden.
7.073 Menschen mit intellektueller Behinderung würden täglich in Tageseinrichtungen und Unternehmen betreut werden, auch hier erwarte man einen deutlichen Anstieg auf 7.634 Personen, so Schwarz.
Aufgrund des vorliegenden Bedarfsplans sollen ab November zwei Arbeitsgruppen zu den Themen „Selbstbestimmt leben“ und „Altersgruppe 65+“ gestartet werden. Die Landesrätin sprach dabei von einem „partizipativen Prozess“: „Wir haben immer die Betroffenen und die Trägerorganisationen dabei.“ Es sei von großer Bedeutung, dass „alle Personen am Prozess teilnehmen, die in irgendeiner Art und Weise davon betroffen sind.“
Der größte Schritt sei jener, „den wir gesellschaftlich zu gehen haben“, so Schwarz. „Jeder Mensch ist für die Gesellschaft wertvoll“, wenn dies im Denken der Menschen verankert worden sei, dann sei ein wichtiger Schritt gemacht worden.
Weiklstorfer von der Caritas Wien bezeichnete den Bedarfsplan als „wichtiges Instrument, um Angebote für die Zukunft planen zu können“. Man habe bei der Erstellung „unglaublich interessante Erfahrungen gemacht“, die Trägerorganisationen seien mit ihrer Expertise eingebunden gewesen. Mit dieser Partizipation und Involvierung aller Beteiligten sei man „auf einem guten Weg zur Entwicklung von innovativen Angeboten“, so Weiklstorfer.
„Die Selbstvertreter waren gemeinsam mit Experten des Landes Niederösterreich involviert“, berichtete Zehetner, Selbstvertreter der Lebenshilfe Niederösterreich, von seinen Erfahrungen zur Erstellung des Bedarfsplans für Menschen mit intellektueller Behinderung. Es sei intensiv diskutiert worden, das sei wichtig, denn: „Durch Diskussion kann man seinen Horizont erweitern.“ Die Arbeit habe sehr viel Spaß gemacht, so Zehetner.