Am Donnerstag, den 12. März 92 stieg die langersehnte Eröffnungsfeier des BIZEPS.
Ich möchte an dieser Stelle Ursula, Bea und Uta noch einmal herzlich für Ihr Kommen aus Bern und Freiburg danken. Es war sehr schön, Ursula Eggli, die Autorin von „Herz im Korsett“, „Sammelbammel und Rollstuhlräder“, „den Freakgeschichten“ und anderer Büchern, kennenzulernen.
Ursula ist seit Jahren in der Behinderten- und Frauenbewegung tätig, gründete den Ce Be eF (Club Behinderter und ihrer Freunde) und ist Vorstandsmitglied der Schweizer Muskelgesellschaft.
Ich selbst kenne Ursula aus „Herz im Korsett“ und so entstand die Idee und der Wunsch, Ursula kennenzulernen.
Der Tag der Eröffnung begann mit einem Pressefrühstück am Vormittag, zu dem primär Vertreter/innen anderer Sozialeinrichtungen, wie etwa der Integrationsberatungsstelle (siehe auch Beitrag im letzten Muskel Aktiv zum Thema Einzelintegration), der ÖAR und dem Landesinvalidenamt kamen. Ein Journalist der APA hat uns allerdings auch beehrt.
Aus der Vorstellung der Grundideen des BIZEPS bei Kaffee und Kuchen entstand eine recht bunte Diskussionsrunde, die von Allmachtshoffnungen an die Medizin bis hin zur Feststellung: „… wir mögen uns so wie wir sind und wir fordern Solidarität durch die Gesellschaft jetzt“, verschiedenste Standpunkte zum Ausdruck brachte.
Bei der Eröffnungsfeier am Abend wurden demgegenüber ausschließlich die Intentionen des BIZEPS zum Ausdruck gebracht und der Unterschied eines BIZEPS, zu anderen bereits bestehenden Einrichtungen für behinderte Menschen wurde offensichtlich, nämlich, daß hier die Betroffenen selbst Bedürfnisse formulieren und entsprechende Lösungen finden.
Der Abend begann mit der Vorführung eines ORF Beitrages anläßlich der Eröffnung des BIZEPS, der den Hauptpfeiler der BIZEPS-Tätigkeit, nämlich Beratung und Information durch Betroffene selbst darstellt.
Nach einer Begrüßungsrede von Mag. Franz Karl, dem Präsidenten der ÖGBM und Mag. Egon Preiml, dem Direktor des Schulzentrums Ungargasse, der uns die Benützung der Räumlichkeiten freundlicherweise ermöglicht hat, schilderte Dorli Brozek, als Vertreterin des BIZEPS, noch einmal Entstehung und Zielsetzungen unseres Projektes:
Die ersten Treffen in einem Nachbarschaftshilfezentrum als Selbsthilfegruppe, die wachsenden Utopien und die Suche nach Alternativen. Aus den Plaudereien wurde Arbeit, aus den Visionen reale Möglichkeiten.
Jetzt ist sie da, die Eröffnung unseres Projektes, zu der alleine am Abend an die 80 Interessierte gekommen sind, fünfzehn Monate nach unserer ersten Zusammenkunft.
Ursula las aus ihren Büchern und erzählte von ihren Erfahrungen als behinderte Frau, als Freak und „Kämpferin“, denn „manchmal ist es besser „Helfer/innen“ gegen die Beine zu fahren, als ihnen zu danken“, manchmal ist es besser, unzufrieden zu sein, als ewig still zu halten.
Ursulas Bücher, auf einem Büchertisch in der Pause zum Verkauf angeboten, waren bald verkauft.
Eine Pause mit Buffet bot Gelegenheit, die Räumlichkeiten zu inspizieren, in den Büchern zu schmökern, zu plaudern. Den Abschluß des Eröffnungsprogrammes stellte die Vorführung des (gekürzten) Filmes: „Aufstand der Betreuten“ von Adolf Ratzka dar, der zeigt, daß andere schon verwirklicht haben, was auch wir uns wünschen: Ernstgenommen zu werden als Experten in eigener Sache.