Blumen für Kim il sung – Blech für Peter Noever

die BARRIERE einer ausstellung 29.5. / 10:30 am haupteingang des MAK ist ein schild mit einem rollstuhl + pfeil > eingang um die ecke oder so ...

Außenansicht Österr. Museum für angewandte Kunst - MAK
MAK

ruth und ich versuchen den sinn dieser info zu verstehen und gelangen am stubenring zu einem weiteren piktogramm – rollstuhl + pfeil > um die ecke – in die entgegengesetzte richtung … aha, also muss der barrierefreie eingang irgendwo dazwischen liegen. die lieferantenzufahrt wird es wohl nicht sein. doch sie ist es. meine beine fallen bei dem steinpflaster 4 x vom fussbrett des rollstuhls. unten angekommen, steht ein mann (ich vermute ein angestellter des MAK) an einer geöffneten glastür.

meine frage, ob das der barrierefreie zugang zum MAK sei, wird bejaht und wir werden zu einem lift geführt. informationen, wie es weiter geht, erhalten wir nicht. trial and error ist angesagt. keine info ist im lift zu lesen, wo’s mit dem rollstuhl weitergeht, wo der zugang zur sonderschau, etc. ist.

wir gelangen zunächst auf eine ebene – die ständige sammlung – wie wir nach ein paar metern erkundung merken. zurück in den lift, einen stock höher, wieder raus und mal schauen … ah, der verbindungsgang und … eine glastüre … und dahinter unverkennbar: BLUMEN FÜR KIM IL SUNG!

an der glastüre angekommen, öffnet ein älterer mann die türe, dahinter steht ein schwarzafrikaner mit MAK betriebskleidung. ich denke zunächst, ein älterer freundlicher wiener öffnet einem rollstuhlfahrer die tür, jedoch, anderes geschieht:

der ältere herr brüllt mich an „da dürfn’s net eini! varstengan’S des? und I wüll do auße.“

der MAK (black in black) gibt mir in gebrochenstem deutsch zu verstehen, dass wir hier nicht rein dürfen, bevor wir nicht ein paar fragen beantwortet hätten. ein weiterer MAK angestellter sei auf dem weg. wir führen die unterhaltung in englisch weiter, da er kaum deutsch versteht. er ist furchtbar nervös und meine frage, ob ich sein erster besucher im rollstuhl sei, bejaht er. ich reiche im die hand, schüttel sie und erkläre ihm, er solle sich nicht sorgen, es wird sicher alles OK sein.

ein MAK mann mit funksprechgerät erscheint: „warum waren sie nicht beim schalter in der eingangshalle?“

temmel: „wie und wo hätte ich davon informiert werden sollen?“

er entschuldigt sich und erspart uns den gang zur eingangshalle, ersucht uns einen blick in unsere taschen machen zu dürfen. danach dürfen wir vorbei am sichtlich erleichterten „MAK in and black“ in die schau. ich wünsche ihm noch alles gute und auf geht’s zur koreanischen bilderflut.

mir fällt auf, dass ich kaum bei einer ausstellung so viel aufpasserInnen gesehen habe wie dort.

dort wo vater und sohn kim zu sehen sind, gibt’s extra noch eine seilabsperrung, damit niemand ihnen zu nahe kommt (!?)

bei einer dieser raumteile unterfahre ich mit den vorderrädern das seil, um einen besseren blick auf ein bild des alten kim zu haben. eine (ich schätze) arab.muttersprachliche MAK frau stürzt zu mir her und fordert mich auf, sofort von dort wegzufahren. ich erkläre ihr, dass ich dies nicht tun werde und betrachte das bild zu ende.

bei einem der bilder fragt mich eine ältere dame, welcher der beiden kims das nun auf dem bild sei. es sei kim il sung, meine ich und sie bedankt sich. ihr akzent klingt nach emigrations englisch. wunderschönes wienerdeutsch.

eines fällt auf: es sind auch einige koreaner hier … und bei genauerer betrachtung sehe ich, die sind aufpasser aus nordkorea, was sich beim verlassen der ausstellung durch eingangs geschilderte glastüre bewahrheitet.

ein lächelnder, genauso wohlgenährter nordkoreaner wie in den bildern der ausstellung, steht mit dem MAK afrikaner an der türe. wir müssen kurz warten und ich frage den koreaner „i want to escape from the democratic people’s republic of korea – may I?“

in seinem wortschatz scheint das wort „escape“ nicht vorzukommen …

nun gut, er lächelt unverändert weiter, ich sage dem MAK afrikaner adieu und wünsche ihm alles gute.

ruth sucht das WC auf. ich versuche das auch. kein behindertenWC ist zu sehen. an keiner türe ein rollstuhlpiktorgramm zu finden.

ich fahr mit dem lift zum ausgang. dort angekommen, frag‘ ich den portier, wo hier das behindertenWC sei.

MAK portier „do foahn’s do vuan durch de tia und dann rechts und dann ist do a tia, des is as …“

ich öffne besagte türe, bin mitten in der aktuellen themenausstellung im keller. rechts ist keine türe zu sehen, also frage ich die MAK aufpasserin dort und diese wird nachdenklich:

„behindertenWC ? gute frage … ich weiß nicht, ob wir eines haben.“ eine zweite MAK frau kommt hinzu und beide schicken mich zurück zum portier.

dort angekommen, erscheint ein MAK mann (mit slawischem akzent) und erklärt, dass es zwar nicht sein job sei, er ist nur für die videoüberwachung zuständig, kenne sich aber aus, wisse, wo das behindertenWC sei und werde mich dorthin führen. wir gelangen zum lift, und dann geht’s richtung WC. er öffnet eine unbeschriftete türe und ein behindertenWC ist vor mir.

es sind auf der suche nach einem behindertenWC gute 15 minuten vestrichen … und endlich gelange ich zum ausgang.

dort treffe ich auf ruth und jene altösterreicherin, die ich vorhin in der ausstellung gesehen habe. sie erzählt, was ihr vorhin passiert ist: auf der suche nach dem ausgang sei sie ein stiegenhaus heruntergegangen. eine MAK aufsicht kommt ihr entgegen und erklärt ihr, dass sie hier nicht gehen dürfe. die aö erklärt ihr, sie wolle eigentlich nur das gebäude verlassen. es sei ihr keine info begegnet, die ihr den weg gewiesen habe. letztendlich lachen wir alle 3 und stimmen überein, dass wir eigentlich nur eines wollen: „NICHTS WIE RAUS AUS DEM MAK!“

p.s.: ruth sticht der hafer und sie geht über den haupteingang (mit stufen) zur info und fragt, warum die info für behinderte besucher so spärlich ist.

MAK infomann „normalaweise kumman de jo eh net allaan, do is eh imma ana dabei!“

ruth „und wenn tatsächlich ein/e behinderter/e allein kommt?“

MAK infomann „dann sehgn ma des eh am video, dann gemma ausse und höfn üba d stiagn.“

„und außadem wissen de behindatn es, doss es füa sie net einfach is!“

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0 Kommentare

  • @Fraunbaum, völlig richtig.
    @Temmel, das wirkte auch auf mich sehr befremdlich.

  • vielen dank für den artikel. nur schade, dass die wichtige botschaft für mich den schatten jener frage trägt: WAS bitte hat es mit gleichberechtigung zu tun, ob jemand im MAK diesen oder jenen akzent, diese oder jene hautfarbe hat?

    gleichberechtigung steht natürlich nicht nur behinderten menschen, sondern auch unabhängig von rasse, nationalität, religion etc zu. es gibt genau zwei möglichkeiten: entweder FÜR oder GEGEN menschenrechte!

  • wolfgang temmel spricht ein seit jahrzehnten bestehendes problem an. das mak ist in einem skandalösen ausmaß behindertenfeindlich. herrn noever ist das probelm seit langem bekannt, allein es kümmert ihn einen dreck wie behinderte besucher in „sein“ museum gelangen. man sollte zumindest eine schlichtung beantragen. im übrigen bin ich der meinung, daß die zuständige ministerin von dieser sauerei informiert werden sollte. das trifft herrn noever am meisten. also, bitte, wolfgang tremmel: den beitrag an frau MINin Schmied senden, mit einer kopie an den famosen herrn noever.

  • @Tamara Grundstein: Vielen Dank für Ihre Statement!

    Barrieren in den Köpfen der Menschen beziehen sich eben nicht ausschließlich auf das Thema Behinderung. Kann man denn tatsächlich erwarten nicht diskriminiert zu werden, wenn man selbst diskriminiert?

  • für manche behinderten personen scheint es auch nicht einfach zu sein, den eigenen rassismus zu hinterfragen…
    klar, wir werden tagtäglich mit ausgrenzungen konfrontiert – ich nenn‘ das auch „alltags-rassismus“ – doch gibt uns das die lizenz, anderen personengruppen gegenüber diskriminierend zu sein?!

  • Sehr sehr guter und die wahre Realität unverkennbar wiederspiegelnder Beitrag! Sie haben somit das Beste aus diesem Abenteuer gemacht und den Widerspruch zwischen Schein und Wirklichkeit ganz unverblümt demonstriert.

  • :thumbsdown:

  • Ja, genau, des wissns de behinderten, dass es via sie net einfach iss!
    Aba oas frog i mi: Warum wirds net einfacher?
    Ja, genau, weil die behinderten Leit in da Minderheit san, und dadurch an jedn wurscht san!
    Hättn die Behinderten net scho die Zeit, die sie vom Harndrang bis zum WC brauchn, (mindestens 15-20 Min!!!!!!!!!!!!!!) eingerechnet, wäre es schon öfter passiert, dass a Lackerl zum Auffinden gwesn wär in so ana Halle.
    Wehrt euch weiter, damit es anders wird in Zukunft!