Chance statt Lippenbekenntnis

IVS Tagung am 25. / 26. Juni in Wien zeigt Wege auf, um die UN-Behindertenrechtskonvention in Wien mutig umzusetzen.

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Bei der Tagung der Interessensvertretung sozialer Dienstleistungs­unternehmen für Menschen mit Behinderung, IVS, am 25. und 26. Juni im Studio 44 in Wien ist visionärer Output vorprogrammiert.

Unter dem Motto „Wien wird anders – Inklusion und Vielfalt im Sozialraum Wien“ diskutieren führende ExpertInnen, darunter Ex-Sozialminister Erwin Buchinger, Michael Fembek, bauMax, sowie Ursula Naue, Universität Wien, gemeinsam mit über 350 ExpertInnen und Betroffenen, wie die UN-Behindertenrechtskonvention in der Bundeshauptstadt umgesetzt und damit eine echte Chance für eine gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderungen realisiert werden kann. Wenige Restplätze sind noch verfügbar.

Bereits die Titel der Vorträge lassen erahnen, dass dringend Handlungsbedarf besteht. „Inklusion: Nur denkbar oder auch machbar?“, so der Vortrag von Key Note Dr. Erwin Buchinger; „Hauptsache Arbeit. Aber wozu?“, hinterfragt kritisch Prof. Dr. Marianne Gronemeyer. „Sozialraumorientierung und Inklusion – Braucht man dafür Soziale Arbeit?“ – diese Frage stellt Prof. Dr. Wolfgang Hinte, während Dr. Brigitte Reiser in ihrem Vortrag „Soziale Dienste 2.0“ aufzeigt, dass auch gemeinnützige Organisationen sich wandeln müssen.

Berichte aus der Praxis kommen u.a. von Dr. Michael Fembek, der die Integration von Menschen mit Behinderungen bei bauMax erläutert, sowie von Mag. Elisabeth Tschann, die über die persönliche Zukunftsplanung anhand des Vorarlberger Projektes „Spagat“ berichtet. Wie es ebenfalls gut funktionieren kann, zeigt das Praxisbeispiel von Christian Schad „Inklusion eines schwerst- bzw. mehrfachbehinderten Menschen durch ein Trägerübergreifendes Persönliches Budget“.

Brainstorming ohne Limits steht an beiden Nachmittagen auf dem Programm: Unter der Leitung von Wanda Moser-Heindl und Josef M. Weber werden die TeilnehmerInnen eingeladen, in Workshops Visionäres zu Papier zu bringen und Lebensmodelle zu entwerfen, damit echte Teilhabe für Menschen mit Behinderung Realität wird. Abgerundet wird die Tagung vom Theaterkollektiv DREIZEHNTERJANUAR, wobei die KünstlerInnen die Themen „Arbeiten“ und „Lernen“ ins Zentrum ihrer Performance stellen.

„Bisher wurde viel diskutiert, aber wenig Konkretes getan,“ umreißt IVS-Sprecher Robert Mittermair die derzeitige Situation in Wien: „Wir hinterfragen, zeigen auf und bieten Ideen an. Dann ist die Politik am Zug!“

Termin/Anmeldung: 25. und 26. Juni, Studio 44 der österr. Lotterien, Rennweg 44, 1030 Wien, Kostenbeitrag für beide Tage: 230 Euro. Anmeldung im Internet

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0 Kommentare

  • @Aaron Banovics: Ich stimme Ihnen völlig zu. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Beweggründe von Exklusionsprofiteuren mehr oder weniger unternehmerischer Natur sind, unternehmensrechtlich auch zu sein haben. Der gemeine Nutzen ist zwiespältig wie sein Begriff.
    Die „Trapper“ unter den „Bärendienstleistern“ wollen nicht tatenlos zusehen wie ihre Felle davonschwimmen. Deshalb werden ihre Selbsterhaltungs- und Expansionsinteressen gebündelt bei der Konventionsumsetzung hinein zu reklamieren versucht. Es gilt das ungleiche Mächteverhältnis zu erhalten. De jure ist es mit der UN-BRK bereits umgekehrt worden, de facto herrscht aber noch das Gesetz der Trägheit und der Behauptung. Bewegung und Entmachtung tut not! Siehe auch „Sprachlos in Wien“ http://www.behindertenarbeit.at/bha/archives/15994
    Nach richtigem Verständnis der Konvention können sie ihr in den letzten Jahrzehnten entwickeltes Geschäftsmodell nur zum Teil retten, wenn sie sich selber zu Dienstnehmern der Betroffenen (ggf. ihrer Vertrauten) degradieren und alle ihre großen und kleinen Exklusionsorte auflösen, sich quasi selber wegrationalisieren. Aber das läuft der meisten Verständnis als „Herren“ der Dienstleistung mächtig gegen den Strich.
    Das Systemproblem besteht derzeit noch darin, dass die Sozialträger (Länder) eben wenig bis gar nichts verstanden haben (nicht verstehen wollen) und mangels Fachkompetenz den neoinstitutionalistischen „Leistungsträgern“ noch die Mauer machen und die Deutungshoheit der Konventionsumsetzung überlassen. Bevor dieses Syndikat der Eugenik-Ökonomisten nicht zerschlagen wird, ist der Befreiungskampf behinderter Menschen wegen des Kräfteungleichgewichts sehr verlustreich.

  • @Gerhard Lichtenauer:

    Zwei Perspektiven sind hier zu unterscheiden: Objektiv betrachtet, handelt es sich bei den Vorgängen auf der Tagung um ein exzellentes Beispiel für den neoinstitutionalistische Strukturen. Eine Interessensgruppe macht eine Personengruppe aus, die sie zu klientelisieren sucht. Damit können die eigenen (! – nicht die der Menschen mit Behinderung, wie Sie richtig feststellen) Interessen gegenüber der Politik legitimisiert und ggf. durchgesetzt werden. Man spricht dann von vergiftetem Lobbyismus. Betroffenen wird kein Dienst, sondern ein Bärendienst erwiesen. Dass dieser Prozess keine Kategorie ethisch vertretbaren Handels darstellt, ist klar.

    Daher – und nun zur zweiten Perspektive anwesender „SelbstvertreterInnen“: Betroffene können kein Interesse haben, sich von Bärendienstleistern klientelisieren zu lassen. Sie müssen diese Versuche vielmehr auf das Schärfste zurückweisen.
    Leider ist eine politisch breit angelegte und geschickt konzertierte Aktion hinter den jüngsten Vorgängen zu vermuten, da sie bspw. der in manchen Kreisen angestrebten Umlagerung des Pflegegeldes hin zu Sachleistungen nahtlos in die Hände spielt.

    Ich kann daher nur aufrufen: Nichts über uns, ohne uns!

  • @Aaron Banovics: Eine Ent-Täuschung ist immer auch das Ende einer Täuschung. Es geht um die Interessen der Organisationen. Aus den Statuten der IVS- Wien: „Zweck der IVS-Wien ist die Erbringung von Dienstleistungen für die Mitgliederorganisationen, um gemeinsame unternehmerische sowie gesellschaftspolitische Interessen effizient zu verfolgen.“

  • Als ein im Bereich Teilhabechancen von Menschen mit Behinderung forschender Sozialwissenschaftler mit 20-jähriger Praxiserfahrung am eigenen Leibe bin ich erschüttert über den Mangel an Sensibilität, Kompetenz und Empathie unter dem die Veranstaltung leider stattfinden musste.
    Als Teilnehmer der Tagung galt ich als sog. Selbstvertreter. Vielmehr sehe ich mich in den zwei Tagen als einer von österreichweit etwa 100.000 Personen (Mikrozensus 2007) mit schwerwiegender Sehschädigung.
    Die Konferenz vermochte mich gleich am Montag morgen in befremdliches Erstauenen zu versetzen: In den Tagungsunterlagen findet sich ein im noblen Kleindruck gehaltenes Formular zur Anmeldung von ErsatzteilnehmerInnen, die sich im Falle des Falles aussuchen durften, ob sie lieber RollstuhlfahrerIn oder Gehörlose sein möchten. Der Heterogenität von Behinderung mit einer derart dichotomen Fragestellung zu begegnen, zeugt entweder von Unkenntnis, oder von einer Chuzpe, die dem Publikum selbst im Kabarett sauer aufstoßen müsste. Wo genau bleibt da die Vielfalt?
    Benötigen beispielsweise sehbehinderte und blinde Menschen keine Unterstützung? Mit merkwürdiger Selbstverständlichkeit wurden da Präsentationen gehalten, die ihrer Schriftgröße bestenfalls für normalsichtig korrigierbare Augen bestimmt sind. Fotos und Filme mussten ohne Audiodeskription auskommen.
    Mehrfach wies die Moderation auf ein Filmprojekt im Foyer hin, das zwar irgendetwas mit Inklusion zu tun haben schien, mangels Audiodeskription jedoch ca. 3000 blinde und 100.000 schwergradig sehbehinderte Menschen in Österreich von seiner Wahrnehmung ausschloss.
    Wie sollte diese Personengruppe dann eine Chance auf gleichberechtigte Teilhabe an den folgenden Diskussionen haben? Gelebte und unter Applaus gefeierte Diskriminierung.

    Den rollstuhlfahrenden Kolleginnen und Kollegen erging es nicht besser, wie ich im Gespräch mit mehreren Personen vernehmen musste: Stehtische zur Förderung des Austausches in den Pausenzeiten, an denen RollstuhlfahrerInnen nicht einmal über die Tischkante blicken konnten sind ebenfalls eine traurige, weil besonders machvolle Spielart von Diskriminierung. (Wer blickt auf wen herab?)
    Nachmittags folgten Workshops, die zum Beinevertreten verpflichteten. Hat der Veranstalter daran gedacht, wie mobilitätsbeeinträchtigte Menschen, seien sie beispielsweise auf Gehhilfen oder einen Rollstuhl angewiesen, sehbehindert oder blind in einem Wirrwarr aus Tischen, achtlos beiseite geschobenen Stühlen und mehr als 100 Personen im Raum navigieren sollten?
    Frau Dr. Reiser stellte in ihrem Vortrag am Dienstag fest: mit Behinderung “ist man nicht so mobil”. Die Folge unter dem Mobilitätsanspruch der Workshops? Diskriminierung durch Einschränkung der Partizipationsmöglichkeit.
    Welchen Legitimationsanspruch besitzt eine Veranstaltung, die zwar Inklusion zum Thema hat, sich jedoch den zahlreichen Facetten der Diskriminierung hingibt?
    War es Unkenntnis, welche zu dieser fast schon hilflos anmutenden Des-Orginasation führte? Dann haben die Veranstalter jegliche Legitimationsgrundlage verloren, für das Wohl von Betroffenen einzutreten. Ich fürchte um unvorhersehbare Kolateralschäden sozialer und struktureller Natur für Menschen mit Behinderung.
    Nach all der Kritik, die eine derartige Veranstaltung unter seriöser Betrachtung fast schon ad absurdum führt, möchte ich dennoch den Vortragenden, insbesondere Frau Mag. Tschann, Frau Dr. Gronemayer, Herrn Dr. Hinte und Herrn Dr. Fembek für die anregenden und motivierenden Perspektiven danken. Ebenso danke ich all meinen GesprächspartnerInnen während der Tagung für den interessanten Austausch.

  • Berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen – Hindernisse und Chancen aus der Sicht der Wirtschaft
    Mag. Hannes Leitner
    Das Impulsreferat geht auf das Thema Wichtigkeit der Beschäftigung von behinderten Menschen in Betrieben ein, den damit verbundenen Kündigungsschutz von begünstigten Behinderten. Themen werden desweiteren die Dauer von Verfahren vor dem Bundessozialamt und die Herausforderungen bei der Beschäftigung von begünstigten Behinderten in Kleinbetrieben sein. Mag. Leitner wird aber auch aufzeigen, dass die derzeit befristete Aussetzung des Kündigungsschutzes ein erster Schritt in die richtige Richtung ist.

  • Wenn frau den obigen „Link“ zur Anmeldung drückt, kommt: „Fatal error: Unable to connect to backend in /home/iv000025/www/home/Connections/connect.php on line 9“

  • 230 Euro als Kostenbeitrag pro „Nase“ is ned wirklich billig… Vorerst: Sind die Interessen der sozialen Dienstleitungsunternehmer die Interessen der Betroffenen? Hört etwa der Sozialminister, der Gesundheitsminister, die neue Wiener Patientenanwältin oder die Wiener Sozial- und Gesundheitsstadträtin auf die Vortragenden und deren Ideen? Wird deshalb die UN-Konvention umgesetzt, bauliche Barrieren abgebaut und auch endlich Gesetzte geschaffen, die nicht zahnlos sind für die Betroffenen und deren Nutznießern sind? Und vor allem: Werden die nötigen Mittel dafür bereitgestellt?