Zum siebenten Mal fand heuer das Computercamp für blinde Kinder statt, diesmal vom 25. bis 29. Juli 2005 am Blindeninstitut in Wien.
Als Johann Wilhelm Klein vor mehr als 200 Jahren in Wien mit der Ausbildung von blinden Kindern begann, war eines seiner wichtigsten Ziele neben der sinnvollen Beschäftigung zum Zweck des Broterwerbs das Bestreben, eine Schrift zu schaffen, die eine Kommunikation mit der Umwelt ermöglicht. Welche Freude wäre es wohl für ihn, könnte er die 34 blinden Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren im Computercamp beobachten!
Zum siebenten Mal fand heuer das Computercamp für blinde Kinder statt, diesmal vom 25. bis 29. Juli 2005 am Blindeninstitut in Wien. Die Wahl ist auf diese Einrichtung gefallen, weil die Schule über die nötige Infrastruktur – sowohl im EDV-Bereich als auch über die erforderliche Betreuung – verfügt, erläutert Susanne Alteneder, Direktorin des Blindeninstitutes.
Walter Rainwald, Informatiklehrer am Odilieninstitut in Graz, gab im Rahmen der Pressekonferenz am 26. Juli 2005 einen kurzen Einblick in den Tagesablauf der Kinder. Geboten wird Unterricht in EDV von 9 bis 12 und von 14 – 17 Uhr. Darüber hinaus können die erworbenen Fertigkeiten in drei Workshops praktisch erprobt werden. So entsteht etwa eine eigene Camp-Zeitung, in einem zweiten Workshop geht es um den Bereich Multimedia, im dritten um Audiobearbeitung.
Angelika Maier (10) ist stark sehbehindert und Integrationsschülerin in Liezen (Steiermark). Sie hat das Titelblatt der Camp-Zeitung gestaltet, und das, obwohl – wie sie freimütig verrät, bildnerische Erziehung eines jener Unterrichtsfächer ist, das sie nicht so gerne mag. Ihre Stärke ist Mathematik.
Gerhard Fichtner (11) ist blind und Schüler am Blindeninstitut. Er hat schon zwei Artikel für die Camp-zeitung verfasst. Auf die Frage nach seiner Motivation an diesem Camp teilzunehmen, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: „Ich will meine EDV-Kenntnisse verbessern.“
Auch für Spaß und Unterhaltung während der Freizeit wird gesorgt: so wurde unter anderem eine Fiakerfahrt und ein Praterbesuch geboten, und es bleibt natürlich viel Zeit zum Gedankenaustausch.
Dieser Gedankenaustausch ist ebenso wichtiger Bestandteil des Camps wie der EDV-Unterricht. Immerhin kommen 14 Teilnehmer aus Sonderschulen für blinde und sehbehinderte Kinder, während 16 Teilnehmer in ihren Heimatgemeinden integriert beschult werden. Da mag es schon besonders reizvoll sein, mehr über das soziale und schulische Umfeld der Anderen zu erfahren.
Von der oft recht heiß geführten Diskussion „Integration contra Sonderschule“ ist im Camp jedenfalls nichts zu spüren und man gewinnt den Eindruck, dass sich die Vision Johann Wilhelm Kleins – damals belächelt und teilweise bekämpft – nach 200 Jahren erfüllt hat.