Die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Behinderungen in den 25 EU-Mitgliedsstaaten

Wie sieht die Situation von Menschen mit Behinderungen auf dem EU-Arbeitsmarkt aus? Was haben die politischen Maßnahmen der letzten Jahre bewirkt? Welches Bild ergibt sich, wenn man die Verwaltungsregister der Länder analysiert?

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Das Europäische Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung Wien hat zusammen mit dem Beratungsunternehmen Applica in Brüssel dazu eine Studie für die Generaldirektion für Beschäftigungspolitik, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit der Europäischen Kommission durchgeführt.

Im letzten Jahrzehnt wurde in den EU-Mitgliedsstaaten ein Schwerpunkt auf die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen gelegt. Das Herangehen umfasst „passive“ Maßnahmen (Beihilfe-Programme) und „aktive“ Maßnahmen (Menschen mit Behinderungen zu helfen, einen Arbeitsplatz zu finden). Der Weg von „passiven“ hin zu „aktiven“ Maßnahmen wird versucht u.a. durch Beschäftigungsquoten, Anti-Diskriminierungs-Gesetzgebung und Arbeitsplatzschutz.

Vergleichbarkeit

Nicht immer sind die in der Studie ausgewerteten Statistiken der Länder direkt vergleichbar. Bulgarien und Rumänien wurden nicht einbezogen. Alle folgenden statistischen Angaben beziehen sich auf Menschen mit Behinderungen.

Vorgegebene Beschäftigungsquoten gibt es im öffentlichen und privaten Bereich in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Litauen, Luxemburg, Malta, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, der Slowakei, Spanien, der Tschechischen Republik, Ungarn. Nur teilweise Quoten existieren in Belgien, Irland, Slowenien und Zypern für den privaten oder öffentlichen Bereich. In Dänemark, Estland, Finnland, Großbritannien, Lettland und Schweden gibt es keine solchen Systeme.

Zahl der geschützten Arbeitsplätze erhöht

Die Zahl von Menschen, die einen geschützten Arbeitsplatz haben, hat sich in einigen Ländern seit 2000 erhöht (u.a. in Deutschland, Finnland, Österreich) und in einigen verringert (u.a. in Polen und Schweden).

Der Anteil von Menschen mit Arbeitsplatz ist in Österreich (54 %) und der Slowakei (42 %) am höchsten. Der Anteil von nichterwerbstätigen Menschen ist in den meisten Ländern sehr hoch – zwischen 21 % in Österreich und 78 % in Polen. Bedenken muss man dabei, dass die nationalen Gepflogenheiten unterschiedlich sind, ob jemand als arbeitslos oder nicht erwerbstätig registriert wird. Außerdem lagen nur für einige Länder Zahlen zu nichterwerbstätigen Menschen vor.

Was wurde zwischen 2000 und 2006 erreicht?

Die Statistiken zeigen, dass in den meisten Ländern die Beschäftigungszahlen erhöht wurden, bis auf Polen und die Tschechische Republik. In der gleichen Zeit sanken die Arbeitslosenzahlen in einigen Ländern (u.a. in Deutschland, Frankreich, Österreich); aber erhöhten sich auch in einigen Ländern (u.a. in Belgien, Irland, Schweden). In Frankreich und Luxemburg erhöhte sich die Beschäftigungsquote besonders stark aufgrund von geschützten Beschäftigungs-Systemen.

Hervorzuheben ist Großbritannien als ein Land in dem die Beschäftigungszahl gesteigert wurde und gleichzeitig Arbeitslosigkeit und Nichterwerbstätigkeit reduziert wurden. Das Pilot-Programm „Pathways to work“ trug sicher dazu bei, von Unterstützung weg hin zu einem Arbeitsplatz zu kommen.

Die größten Quotensteigerungen von Menschen in allgemeiner Beschäftigung verzeichnen Belgien, Frankreich und Irland. Geschützte Arbeitsplätze sind seit 2000 u.a. in Deutschland, Italien und Österreich gewachsen, während diese Zahlen u.a. in Polen, Schweden und Spanien sanken.

Der größten Anteil von nichterwerbstätigen Menschen findet man in den Altersgruppen über 45 Jahre. Ein Kennzeichen dafür, dass mit zunehmendem Alter der Status der Nichterwerbstätigkeit vorherrschend wird, in dieser Gruppe der Menschen mit Behinderungen.

Neben traditionellen Maßnahmen wurden neue Berufsbildungs- und Rehabilitations-Programme eingeführt, um den Weg zu einem Arbeitsplatz für die Menschen zu ebnen und Firmen zu ermutigen, MitarbeiterInnen mit Behinderungen einzustellen. Mehr Details über die Studie sind im Policy Brief (PDF in Englisch) des Europäischen Zentrums Wien zu finden.

Blick in die Zukunft

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass mit sich verringernden Beschäftigtenzahlen die aktive Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt umso wichtiger wird. Politische Maßnahmen sollten dafür ein breites Spektrum umfassen, u.a. von der Modernisierung der Sozialsysteme bis hin zur Mobilisierung der lokalen Gemeinden.

Dieser Artikel basiert auf einem Policy Brief von Isilda Shima, Eszter Zólyomi und Asghar Zaidi (Europäisches Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung Wien).

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