Die letzten NS-Opfer werden endlich beerdigt!

Bestattung der ermordeten Kinder vom Spiegelgrund am 5. Mai 2002 !

Opfer der NS-Zeit
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Wie die Stadt Wien bei einer Pressekonferenz mit Gesundheitsstadträtin Dr. Elisabeth Pittermann-Hocker und Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder am Montag bekannt gab, sollen am 5.Mai 2002 die letzten Opfer der NS-Herrschaft in Wien endlich beerdigt werden. Damit werden fast sechzig (!) Jahre nach Ende der NS-Herrschaft die sterblichen Überreste von 428 Kindern ein Grab finden, die in der Penzinger Anstalt „Am Spiegelgrund“, im heutigen Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien, ermordet wurden.

Die Penzinger GRÜNEN, die seit 1992 um diese Beerdigung über Jahre hindurch gegen den Widerstand aller anderen (!) Parteien bemüht waren, werden diese Einsicht der Stadt Wien dennoch nicht als eigenen politischen Erfolg darstellen. Am gleichsam offenen Grab von ermordeten Kindern ist uns nicht nach Vermittlung politischer Erfolge zumute.

Dennoch verlangt die historische Wahrheit eine Bemerkung zur Darstellung von Vizeburgermeister Sepp Rieder zu dem nun feststehenden Bestattungstermin. Er sei „betroffen“, wie „lange es gedauert hat“, bis diese Beerdigung nun stattfinden kann, sagte er wörtlich.

Das macht nun uns betroffen – denn niemand sonst als die Stadt Wien hat fast sechzig Jahre lang diese Leichenteile ganz bewußt nicht beerdigt, niemand sonst hätte sie beerdigen können. Und niemand sonst als der damalige Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder hat über Jahre eine von den Grünen geforderte Beerdigung ganz persönlich mit der Begründung abgelehnt, ein Begräbnis sei ein „einmaliger Akt“ und die Aufbewahrung der zerschnittenen Gehirne in gläsernen Töpfen eigne sich eher, um die Verbrechen jener Zeit anschaulich nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Erst internationale Medienberichterstattung, u.a. in Israel, Großbritannien und den USA, haben Wien und Stadtrat Rieder ganz rasch umdenken lassen. Wien hat nun weitere Gedenkveranstaltungen und Forschungsaktivitäten zur Geschichte der NS-Euthanasie und der Anstalt „Am Spiegelgrund“ angekündigt und erklärt, man werde sich „auch weiterhin“ der „Verantwortung in dieser Frage bewußt sein“.

Von „auch weiterhin“ kann leider keine Rede sein! Und „sich seiner Verantwortung bewußt“ zu sein, wird für Wien und Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder auch endlich heissen müssen, sich die dunklen Seiten der ureigenen Vergangenheit einzugestehen, will man den Opfern der NS-Zeit nicht noch einmal unrecht tun. Da bliebe dann allerdings tatsächlich genug Anlaß zu echter Betroffenheit!

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