Auf dem Ehrenfeld der Geschwister Scholl-Stiftung in Hamburg wurden am 8. Mai 1996 die sterblichen Überreste von Frauen und Kindern beigesetzt, die während des NS-Regimes in Wien "euthanasiert" wurden.
Ab den frühen 40er Jahren wurden in der damals als selbständiger Teil des Krankenhauses Baumgartner Höhe geführten kinderpsychiatrischen Einrichtung „Am Spiegelgrund“ behinderte Kinder und Jugendliche systematisch getötet und deren Gehirne für „wissenschaftliche Untersuchungen“ entnommen. Unter den Opfern befanden sich auch Kinder der damaligen Alsterdorfer Anstalten in Hamburg.
Hunderte sogenannte „Gehirnpräparate“ sind in einem Keller der Pathologie des Psychatrischen Krankenhauses auf der Baumgartner Höhe bis heute gelagert.
Sie wurden nach 1945 vom Wiener Primarius Heinrich Gross zu Forschungszwecken benützt. Die Zeitschrift Profil hat im Vorjahr darüber und über neue Hinweise auf eine Beteiligung Gross am Mord an diesen Opfern berichtet – eine Strafanzeige des Dokumentationsarchives des Österreichischen Widerstands gegen Gross wurde heuer im Jänner von der Staatsanwaltschaft jedoch zurückgelegt.
Während sich in Hamburg Angehörige, die Gesundheitssenatorin und VertreterInnen des Behindertenheimes, das die Opfer nach Wien überwiesen hat, unter großem Medienecho für die Überführung einsetzten, hat Wiens Gesundheitsstadtrat Rieder die Aufgabe einer „ehrenhaften“ Beisetzung der „Hirnpräparate“ von sich weggeschoben und dem Kulturamt übertragen.
Die sterblichen Überreste der weiteren Opfer werden in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Zentralfriedhof ihre letzte Ruhe finden. Hierfür steht noch kein Termin fest.
Wolfgang Neugebauer vom Dokumentationsarchiv fordert Rieder nun auf, daß statt einer anonymen Bestattung auch in Österreich Angehörige der Opfer gesucht und über das bis heute verschwiegene Schicksal der Ermordeten und ihrer Leichenteile informiert werden.
Die Euthanasie in der NS-Zeit ist in Österreich noch immer weitgehend unaufgearbeitet.