Ehrung für den Bürgerrechtler Mag. Michael Krispl

"Behindertenpolitik darf nicht einfach auf Sozialpolitik reduziert werden, sondern ist als Bürgerrechtspolitik für eine chancengleiche und gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben zu verstehen."

Wappen Land Wien
Land Wien

Am 23. März 2003 verlieh der Bürgermeister der Stadt Wien, Dr. Michael Häupl, im Rahmen der Selbsthilfegruppenmesse „Jeder für Jeden“ im Wiener Rathaus den Preis der Menschlichkeit an sozial und behindertenpolitisch engagierte Menschen. Unter den Preisträgern war auch der Rechtsexperte und Mitbegründer des Vereines Blickkontakt, Mag. Michael Krispl.

Der selbst blinde Jurist ist seit 1990 in der österreichischen Behindertenbewegung aktiv. Er war mit Joe Knoll und Dr. Willibald Edinger im Jahr 1993 einer der Mitbegründer der Interessensgemeinschaft Blickkontakt; Mag. Krispl bemüht sich dabei stets rechtliche Themen bürgernah und leicht verständlich aufzubereiten, wie etwa in seiner Blickkontakt-Pflegegeldinfo, der Behindertenpassinfo oder der Behindertenhilfeinfo. Er widmet sich seit einigen Jahren intensiv dem Thema Behindertengleichstellung.

Mag. Krispl: „Behindertengleichstellung bedeutet durchsetzbare Rechte auf eine chancengleiche und gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen in allen Bereichen des Gesellschaftslebens; Behindertengleichstellung ist für mich das zentrale Thema. Behinderte Menschen brauchen nicht bloß karitative Wohltaten, sondern Rechte, die sie in die Lage versetzen, so wie nichtbehinderte Menschen ihr Leben ohne unnötige Hindernisse, Schranken und Bevormundungen führen zu können.“

Diesen Prinzipien entsprechend strebt Mag. Krispl das, wie er selbst sagt, vorrangige behindertenpolitische Ziel, ein Behindertengleichstellungsgesetz, mit aller Kraft und in allen Gremien, die sich ihm dafür bieten, an:

  • 1997: Mitwirkung bei der Gleichstellungstagung des Liberalen Bildungsforums in Linz, wo eines der ersten Eckpunktepapiere für ein Behindertengleichstellungsgesetz unter redaktioneller Betreuung von Mag. Silvia Oechsner und Mag. Michael Krispl erarbeitet wurde;
  • 1998: Mitarbeit in der Arbeitsgruppe im Bundeskanzleramt-Verfassungsdienst zur Durchforstung des Bundesrechts nach behindertendiskriminierenden Bestimmungen;
  • 1999: Veröffentlichung seines Grundsatzreferates „Das Ziel ist ein Behindertengleichstellungsgesetz“ bei der Tagung „Zwei Jahre Artikel 7“ der ÖAR, in dem er zu den verfassungsrechtlichen Möglichkeiten und den Eckpunkten ausführlich Stellung nahm;
  • seit 1999: Mitarbeit als rechtlicher Berater in der Arbeitsgruppe des Landes Wien zur Durchforstung der Wiener Rechtsvorschriften nach behindertendiskriminierenden Bestimmungen;
  • 2000: Referat zum Thema „Das Ziel ist ein Behindertengleichstellungsgesetz“ in einer „Easy-to-understand- und -to-read-Version“ bei der Jahresversammlung der Lebenshilfe Wien im Burgenland;
  • 2001: Referat zu demselben Thema beim Menschenrechtssymposion des Vereines Bizeps in Wien;
  • 2002: Mitbegründung des „Forum Gleichstellung“, das am 25. September 2002 bei seiner österreichweiten Plenartagung den „Appell Gleichstellung jetzt“ verabschiedete;
  • 2002: Vorsitz im „Komitee Behindertengleichstellung in Wien“, das von Oktober bis November 2002 einen umfassenden Bericht „Zur Lage der Behindertengleichstellung in Wien“ ausarbeitete und der Wiener Landesregierung und dem Wiener Landtag mit dem Ersuchen, eine Arbeitsgruppe für ein Wiener Behindertengleichstellungsgesetz einsetzen zu wollen, übermittelte;
  • 2003: Mitbegründung der „Bewegung Artikel 7“, die mit dem Gleichstellungskonvoi am 19. Februar 2003 durch die Wiener Innenstadt für eine Arbeitsgruppe im Bundeskanzleramt-Verfassungsdienst zur Ausarbeitung eines beschlussreifen Entwurfes für ein Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz bis Ende 2003 demonstrierte.

Im Anschluss an die Verleihung des Preises der Menschlichkeit meinte Mag. Krispl im Interview:

„Behindertenpolitik darf nicht einfach auf Sozialpolitik reduziert werden, sondern ist als Bürgerrechtspolitik für eine chancengleiche und gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben zu verstehen. Ich erwarte mir insbesondere im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003, dass die politischen Vertreter Österreichs diesen Zugang zur Behindertenpolitik wählen; dies entspricht auch der behindertenpolitischen Linie der EU. Ich erwarte mir aber auch, dass dementsprechend sowohl auf Bundes- wie auf Landesebene massive Schritte gesetzt werden, um ein Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz aber auch Landes-Behindertengleichstellungsgesetze zu schaffen, wie dies ja von allen politischen Fraktionen mehrfach zugesagt wurde. Aus meiner Sicht ist es nun höchst an der Zeit, die bereits versprochene Arbeitsgruppe im Bundeskanzleramt-Verfassungsdienst einzuberufen, um den Entwurf für ein Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz bis Ende 2003 seriös erarbeiten zu können. Da mir aber heute von der Stadt Wien dieser Preis verliehen wurde, möchte ich auch nicht verabsäumen, darauf hinzuweisen, dass ich mir auch erwarte, dass die behindertenpolitisch aktiven Betroffenen dieser Stadt, die in der Interessensvertretung der behinderten Menschen nach dem Wiener Behindertengesetz zu sehen sind, auch massiv in die Entwicklungen der geplanten Megasozialreform der Stadt Wien einbezogen werden; das entspräche jedenfalls einer modernen zeitgemäßen behindertenpolitischen Haltung, auf die ich als Bürger und Preisträger dieser Stadt hoffe.“

Der Verein Blickkontakt gratuliert auf diesem Wege zu dieser Ehrung und ist stolz, Mag. Michael Krispl als Aktivisten und Funktionär in seiner Organisation zu haben.

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