In Somalia, im Sudan, in Syrien und vielen weiteren Ländern sind Menschen auf der Flucht in die angrenzenden Nachbarstaaten, um Dürre, Krieg oder Verfolgung zu entkommen.
Manche, wenn auch wenige, schaffen es bis nach Deutschland, zum Teil sogar mit einer Behinderung. Von den benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft sind diese Flüchtlinge mit Behinderung die chancenlosesten, heißt es in einer Presseinformation von Handicap International.
Ahmed kam als 17-jähriger aus dem Irak nach München. Da für ihn noch die Schulpflicht galt, besuchte der blinde Junge ein Jahr die Blindenschule. Danach lebte er weiter in der Flüchtlingsunterkunft, ohne jede Förderung. Erst beim Projekt ComIn von Handicap International konnte er seine Deutschkenntnisse weiter verbessern und einen Computerkurs mit Braille-Zeile machen.
Es dauerte 12 Jahre, bis er eine Niederlassungserlaubnis und damit die Genehmigung zu einer Ausbildung erhielt. Heute hat er seine Lehre für Telemarketing abgeschlossen und geheiratet − einen Job hat er leider noch nicht gefunden, so ein Beispiel, das Handicap International schildert.
Flüchtlinge sind Informationen von Handicap International zufolge in einigen Bundesländern, wie in Bayern, in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, die meist am Stadtrand liegen. Noch weniger sichtbar seien Flüchtlinge mit Behinderung. Oft könnten sie ohne Hilfe die Unterkunft nicht verlassen, da ihnen Hilfsmittel wie Rollstühle oder Rollatoren fehlen oder sie nur unzureichend angepasste Prothesen haben. Die mangelnde Mobilität führe zu Isolation, auch Ärzte und Behörden seien schwer zu erreichen. Angebote für geeignete Deutschkurse für Gehörlose und Schwerhörige, Sehbehinderte und Blinde fehlten. Mit dem Projekt ComIn will Handicap International diesem Mangel zumindest in München entgegensteuern.
Trotz diverser Regelungen auf UN-Ebene und beim UNHCR (UN-Flüchtlingsbeauftragter) bleibe die Situation von Flüchtlingen und AsylbewerberInnen schwierig und verletze elementare Menschenrechte. Ganz besonders für diejenigen mit Behinderung: „Der erste Schritt für eine Verbesserung ist für die Betroffenen oft die Anerkennung ihrer Behinderung“, erklärt Ricarda Wank von Handicap International, die das Projekt ComIn leitet. „Diese Anerkennung kann schon ein erstes positives Signal in die richtige Richtung setzen.“
Auch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen werde erst nach und nach von Kommunen, Bundesländern und dem Bund in Aktionsplänen festgeschrieben.