Huainigg: System Sonderschule hat sich überholt!

ÖVP-Behindertensprecher fordert inklusiven Unterricht für bessere Startbedingungen behinderter Kinder ins Leben

Franz-Joseph Huainigg
ÖAAB

„Es ist nicht üblich, dass Vertreter von Regierungs- und Oppositionsparteien eine gemeinsame Pressekonferenz abhalten. Wir tun es trotzdem, weil wir eine wichtige und klare Botschaft haben: Sonderschulen gehören abgeschafft! Inklusiver Unterricht muss für alle Kinder ermöglicht werden“, sagt Abg. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderungen, zu Beginn einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Abg. Helene Jarmer, Behindertensprecherin der Grünen.

Huainigg setzt sich für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern ein, weil davon alle Beteiligten profitieren: „Studien belegen, dass sich für behinderte Kinder, die inklusiv beschult werden, mehr Chancen und Möglichkeiten eröffnen und die spätere Integration in die Gesellschaft erleichtert wird, während Kinder mit einem Sonderschulabschluss etwa beim Berufseinsteig massiv benachteiligt werden. Nicht-behinderte Kinder, die eine Integrationsklasse besuchen, erwerben ganz selbstverständlich soziale Kompetenzen“, zählt der ÖVP-Behindertensprecher die Vorteile auf.

Huainigg betont, dass seine Forderung nach der Abschaffung von Sonderschulen keinesfalls eine Geringschätzung der Arbeit von Sonderschullehrer/innen bedeutet: „Ganz im Gegenteil – hier wird wertvolle Arbeit geleistet, die wir auch in Zukunft dringend benötigen. Dann allerdings in Regelschulen, wo alle Kinder gemeinsam lernen. Es geht um die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes“, sagt Huainigg.

Er verweist auf das Konzept der Neuen Mittelschule, wo stets zwei Lehrer/innen in einer Klasse unterrichten: „Ideale Voraussetzung, um inklusiven Unterricht zu ermöglichen! Im Bereich der Lehrer/innen-Ausbildung muss daher sichergestellt werden, dass jeder Lehrer und jede Lehrerin Grundkenntnisse im Bereich der inklusiven Pädagogik erwirbt“, sagt Huainigg der darüber hinaus eine Öffnung des Lehrberufs für Menschen mit Behinderungen fordert: „Es gibt keinen Grund, warum ein Lehrer im Rollstuhl oder eine gehörlose Lehrerin nicht möglich sein sollen. Derzeit werden jedoch behinderte Lehramtskandidat/innen durch die Hochschul-Zulassungsverordnung 2007 ausgegrenzt, die als Aufnahmekriterium an Pädagogischen Hochschulen körperlich-motorische und Sprechleistungen einfordert.“

Abschließend fordert Huainigg die Fortführung der schulischen Integration nach der achten Schulstufe: „Ein aktueller Gesetzesentwurf sieht die Weiterführung der schulischen Integration in Polytechnischen Schulen und in einjährigen Haushaltungsschulen vor. Das ist ein wichtiger Schritt, muss aber künftig auch für mittlere Schulen und in Folge für höhere Schulen gelten. Das Recht auf inklusiven Unterricht ist auch nach der achten Schulstufe zu verankern“, so Huainigg abschließend.

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0 Kommentare

  • Ich muss gestehen, dass ich zwar unsere örtliche Sonderschule öfters besuche, aber noch nie Schulen im Bezirk Reutte besucht habe, um mir ein Bild zu machen. Man hört von dort allerdings geteilte Meinungen. Vor ca 1 Jahr konnte ich mit einer ausgebildeten Sonderschullehrerin aus dem Bezirk Reute reden. Sie hatte viele Jahre in der Sonderschule und dann als Integrationslehrerin in Regelschulen gearbeitet. Orginalzitat: „Es funktioniert schon einigermaßen in den Integrationsklassen, aber es macht traurig, wenn ich daran denke, um wie viel besser ich diese Kinder in der Sonderschule hätte fördern können.“
    Möglicherweise schaue ich zu wenig über den Tellerrand, aber ich sehe, was sich im Teller abspielt. Die Integration in der Klasse meines Sohnes hat jedenfalls nicht dazu geführt, dass alle Kinder großes Verständnis dem behinderten Mädchen gegenüber gezeigt haben. Ganz im Gegenteil ist das Verhältnis in den 4 Jahren eher schlechter geworden. Das ist nicht gut und wird wohl hoffentlich nicht immer so sein, aber es kann eben auch so kommen und ist mir auch von anderen Fällen bekannt. Deshalb ist die Behauptung, inklusive Bildung wird immer und automatisch das Verhältnis zu behinderten Menschen verbessern, nicht richtig – genauso wenig wie in allen NMS Stunden 2 Lehrer unterrichten, die Regelschüler nur Vorteile durch Integration hätten, inklusive Bildung billiger käme und jede Zuweisung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs purer Zufall ist. Ich würde das als Schönreden bezeichnen!

    Ich sage ja nicht, dass Integration oder gar inklusive Bildung per se schlecht sind. Ich befürchte nur, dass auf Grund dieser Behauptungen Sonderschulen mit einem Federstrich abgeschafft werden, ohne die vielen Ressourcen für Regelschulen, die für diesen Schritt notwendig wären, bereitzustellen. Die Politiker können sich dann gegenseitig gratulieren, der UN Konvention ist Genüge getan und die Pflichtschullehrer können alleine schauen, wie sie mit der schwierigen Situation fertig werden.

  • Wie schlimm wird wohl die notwendige Auflösung vieler Pflege- und Altenheime gesehen, wenn schon an Sonderschulen so festgehalten wird?
    Man muss bei all diesen Gedanken davon ausgehen, dass ein notwendiges Übel nicht schöngeredet werden darf, nur weil man sich so daran gewohnt hat und weil es bequem geworden ist. Das kommt mir vor, wie wenn man einem Vierjährigen den Schnuller lassen will, weil „es geht ja nicht anders“. Na klar, ist es sehr viel schwieriger, in diesem Alter das gewohnte Utensil wegzunehmen als wenn man rechtzeitig vorgesorgt hätte, bessere Alternativen zu finden.

  • jeder sollte das hier auf bizeps lesen: http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=12724
    wie ist es möglich, seit 25 jahren in einem österreichischen bezirk das alles positiv umzusetzen? bevor man weiter all die angeblichen unmöglichkeiten skeptisch erwägt, sollte man sich die positiven möglichkeiten anschaun! und vielleicht ein bißchen über den oftmals eigenen engen horizont schaun, weil anderswo geht es ja auch!

  • Dass ich mit meinen Zeilen Gegenstimmen bekomme ist mir klar aber überlegt einmal. Ein Kind zbspl. 13 Jahre alt kennt(!) den Zahlenraum von eins bis sechs & hat gröbste Probleme im täglichen Ablauf ausziehen, anziehen, Körperpflege usw. wo setze ich einen Schwerpunkt beim lernen – für mein dafür halten sicher nicht beim rechnen!!! Sondern im Tagesablauf denn nur so kann das Kind sich nachher besser versorgen & für sich bessere Chancen nutzen. Ob der Zahlenraum dann bis acht geht ist völlig wurscht!!!!!!
    Der erlernte Tagesablauf ist wichtig wo wird dieses Kind einmal Enden??, was wird dort von Bedeutung sein? Faktum ALLES was innerhalb einer Klasse geschieht beeinflusst den Unterricht die Kinder werden immer mehr abgelenkt!
    Mache Kinder können nicht ruhig sitzen bleiben laufen ständig in der Klasse herum stören den Unterricht haben zBspl das Turettsyndrom (weis jetzt nicht obs richtig geschrieben ist) was tu ich mit so einem Kind im Unterricht? Vielleicht schaffen wir da wieder einen Isolationsraum!?! Nein Danke! Alle die Ihr diese Sonderschulen abschaffen wollt ich kann Euch um der Kinder willen nicht verstehen – mir ist schon klar ich darf & kann nicht jedes Kind mit Behinderung in die ASO-Schulen abschieben hier ist ein Schulpsychologischer Dienst gefragt & diese Sachen gehören abgeklärt. Nicht aus Verbitterung weil man vielleicht dorthin selbst einmal abgeschoben wurde sollte nun eine Objektivierung stattfinden aber eine die mit Herz & Verstand gemacht wird!!! Auweh jetzt werd ich wieder einen RÜFFEL bekommen aber dazu steh ich!
    Umschlichtungen der Geldmittel das ich nicht lache das können die UNSEREN nicht man nimmt das Geld wieder den Ärmsten der Armen (Pflegegeld, Betreuungsstätten usw.) Herrn Oberhuber kann ich verstehen & pflichte seinen Anschauungen größtenteils zu! GRÜSSE VON PISA

  • Einige Dinge kann ich nicht so stehen lassen:

    Es stimmt nicht, dass in der Neuen Mittelschule stets 2 Lehrpersonen unterrichten, sondern nur in einem Teil der Hauptfächerstunden – also ca 9 von ca 30 Wochenstunden. In allen anderen Stunden gibt es nur 1 Lehrperson
    Ein 2. Lehrer in der Klasse ist nicht automatisch eine Garantie für guten Unterricht – schon gar nicht inklusiven. Die Lehrer haben auch keine Erfahrungen mit dieser Arbeitsweise, da auf Universitäten und Päd. Hochschulen nicht auf diese Weise unterrichtet wird.

    Reichen nur Grundkenntnisse in inklusiver Pädagogik allein aus, um alle Schüler wirklich bestens betreuen zu können? Gibt es genügend gut ausgebildete Sonderschullehrer, die alle inklusiven Klassen betreuen können?

    Dass nicht behinderte Kinder immer und automatisch soziale Kompetenzen im Umgang mit behinderten Kindern erwerben, kann ich aus meiner praktischen Erfahrung nicht bestätigen – ganz im Gegenteil!

    Manchmal profitieren alle Schüler, es kann aber auch das Gegenteil eintreten. Mein Sohn hatte selber große Konzentrationsschwierigkeiten und beklagte sich bitter über die Störungen, die von einem behinderten Mädchen in seiner Hauptschulklasse ausgingen.

    Ausgaben, die für entsprechendes Therapie- und Fördermaterial nach einer Abschaffung aller Sonderschulen plötzlich an allen Regelschulen aufgewendet werden müssen, gehen auf Kosten von Unterrichtsmaterial für Regelschüler. Unbegrenzte Geldmittel gibt es nicht!

    Abgänger von Sonderschulen werden beim Einstieg in die Berufswelt oft diskriminiert. Das liegt aber nicht an einer etwaigen schlechten Ausbildung in der Sonderschule, sondern an ihrem ungerechtfertigt schlechten Ruf. Auch nach dem besten inklusiven Unterricht wird im Abschlusszeugnis irgendein Hinweis auf die Leistungsfähigkeit des Kindes stehen müssen, der dann wieder den Eintritt ins Berufsleben erschweren wird.

    Ich bin kein grundsätzlicher Gegner der Integration, aber ich bin für eine ehrliche Diskussion ohne Schön

  • Ein „politisch motiviertes, ökonomistisch eugenisches Systemgebrechen“ ist kurz gesagt ein „SystemVERbrechen“ –> 278a StGB ! Wurde in diesem Forum schon des öfteren eingemahnt.

  • @Hermann Schmid: Inklusion gibt es nur im Ganzen. Eine halbe Inklusion ist ein ganzer Unsinn. Die Unzulänglichkeiten bestehender Fehl- und Unterfinanzierung sind kein zulässiges Argument, sich dem Diktat des Sparstifts und damit Menschenrechte zu beugen, sondern ein Auftrag an die gesamte Zivilgesellschaft, mit dem politisch motivierten, ökonomistisch egenischen Systemgebrechen endgültig zu brechen.

  • Lieber hermann schmid – die erforderlichen mittel müssen zur verfügung gestellt werden, das ist natürlich voraussetzung. Geld dazu ist ausreichend vorhanden – siehe all die diskussionen zur bankenrettung und all die überflüssigen jobs in der bundes- und landesregierung. es ist also nur ein verteilungsproblem. Es gibt keine speziellen kinder mit besonderen bedürfnissen, denn jedes kind hat eigene „besondere“ bedürfnisse. Die lehrer sind deshalb „schnell“ überfordert, weil sie unter unmöglichen bedingen arbeiten müssen und es auch tun, anstatt aufzubegehren und stop zu schreien! Es ist ja nicht normal, sechs kinder mit schwersten behinderungen gleichzeitig tagtäglich betreuen zu müssen!
    Wenn aber all diese jetzigen sonderschüler aufgeteilt werden in bestehende schulen, ließe sich der enorme betreuungs – und pflegeaufwand viel besser bewältigen. Man darf niemals von den jetzigen katastrofalen bedingungen in den schulen ausgehen, sondern von völlig neuen konzepten. Skeptiker sollten sich das mal anschauen, wo es bereits normal ist, schwerstbehinderte kinder in allgemeinen schulen zu unterrichten. Da richtet sich das rundherum um das kind und nicht umgekehrt! Aussonderungsanstalten sind immer unnatürlich und nicht artgerecht. Welche kinder mit „besonderen bedürfnissen“ sollten denn weiterhin ausgegrenzt von der übrigen gesellschaft werden? Wo ist die grenze? Wer bestimmt die grenze? Die eltern? Die lehrer? Solange diese unterschiede gemacht werden, wird es diskussionen geben über wert und weniger wert eines lebens. Das beginnt beim ungeborenen und endet beim senioren, der ins pflegeheim abgeschoben wird, weil „dort gehört er ja hin, wenn er sich nicht mehr selbst versorgen kann und bettlägrig ist“.

  • Alles ist GUT alles ist RICHTIG aber wer stellt die erforderlichen MIttel zur Verfügung, man benötigt bei dieser Form ein noch mehr an Betreuungspersonen Lehrkräfte usw. Jetzt schon wird der Betreuungsbedarf so niedrig eingestuft dass die Eltern vieles selber berappen muß – ein Trauerspiel der Politik – Eltern am Rande der Existenz die Folge vielfach sind die Eltern Armutsgefährdet das Einkommen ist so gering dass vielfach sich die Elten daheim mit den Kindern durchwursteln. Auch kann man die Kinder nicht in einen Topf werfen – besondere Bedürfnisse sind nicht immer & überall zu befriedigen. Ihr Behindertenvertreter der diversen Parteien Ihr seid auf Grund Eurer Behinderung sicher bestens Vertretungsbefugt Ihr habt geistig den Durchblick (hoffentlich ;) ) . Aber schaut Euch doch mal ASO Schulen einmal von innen an – ich war Elternvereinsobmann einer solchen da ist was los Prost Mahlzeit wenn ich sowas in einer Ganztagesschule habe die Lehrer sind auf Grund der Situation sehr schnell überfordert. Viele Kinder mit besonderen Bedürfnissen kann ich Integrieren aber um GOTTES WILLEN nicht ALLE bedenkt dass bitte! Es ist zum WOHLE ALLER KINDER, ES IST NICHT MÖGLICH ALLE GLEICH ZUBEHANDELN wie heißt es Kinder mit BESONDEREN BEDÜRFNISSEN

  • Dem Überholgebot der UN-BRK ist umgehend Folge zu leisten.