Mann hält Schild: 8 Stunden Arbeit - 4 Euro Taschengeld - das ist nicht fair!

Lebenshilfe fordert Gehalt statt Taschengeld für Menschen mit intellektuellen Behinderungen

Anlässlich des Tages zu Inklusion (5. Mai) trafen sich SelbstvertreterInnen der Lebenshilfen aus ganz Österreich in Wien, um ihr Recht auf regulär bezahlte Arbeit einzufordern.

Gruppe von Menschen in einem Sitzungssaal des Parlaments mit dem Schild: Gehalt statt Taschengeld
Antina Zlatkova / Lebenshilfe

Am 5. Mai ist der europäische Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Die Lebenshilfe gestaltet ihn als Tag der Inklusion. Zu diesem Anlass und unter dem Motto „Gehalt statt Taschengeld“ fanden im Zeitraum von 30. April bis 3. Mai 2019 Aktionen in ganz Österreich statt.

Dabei unterstützt die Lebenshilfe Menschen mit intellektuellen Behinderungen in ihren Forderungen nach Anerkennung des Rechtes auf Arbeit von Menschen mit intellektuellen Behinderungen.

Diese beinhalten unter anderem die gesetzliche Verankerung eines inklusiven und durchlässigen Arbeitsmarkts, regulär bezahlter Arbeit, einer arbeits- und sozialversicherungsrechtlichen Gleichstellung von Menschen in Tages- und Beschäftigungsstrukturen mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, einer guten Assistenz und einer Vereinheitlichung der derzeit unterschiedlichen Begutachtungsprozesse.

Eine Zusammenfassung zur Sachlage und den entsprechenden Forderungen finden sich im Dialogpapier „Gehalt statt Taschengeld. Existenz, Chancen und Teilhabe sichern“ hier.

Gruppe von Menschen mit dem Schild: 20.000 Menschen mit Behinderung fordern - Gehalt statt Taschengeld
Antina Zlatkova / Lebenshilfe

Eintreten für inklusive Arbeit

Die heutige abschließende Aktion fand in Wien im Parlament statt. Über 30 Menschen mit intellektuellen Behinderungen kamen aus den Bundesländern angereist und fanden sich im Parlament ein.

Sie wurden von Abg. z. NR Birgit Sandler (SPÖ), NEOS-Klubdirektorin Claudia Jäger (in Vertretung von Abg. z. NR Gerald Loacker) und Abg. z. NR Stephanie Cox (Liste Jetzt) empfangen. Behindertenanwalt Hansjörg Hofer war ebenfalls vor Ort.

Abg. z. NR Stephanie Cox unterstützt die Forderung „Gehalt und Taschengeld“. Es ist wichtig, dass Menschen mit Behinderungen nicht wie Kinder behandelt werden. Sie spricht ihre Bewunderung aus, dass die Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter sich für ihre Rechte einsetzen. „Der europäische Protesttag für Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen soll nicht nur ein Tag sein, sondern Taten folgen lassen. Wir müssen weiter für diese Rechte kämpfen.“

Dem konnte sich Abg. z. NR Birgit Silvia Sandler nur anschließen. „Die Forderungen der SelbstvertreterInnen laufen offene Türen ein. Wir fordern die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in allen Lebenslagen. Dazu zählt auch die Arbeitswelt. Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass Menschen mit Behinderungen inmitten der Gesellschaft leben sollten. Sie sollen nicht mehr als Kinder behandelt werden.“ Das Budget wäre da, aber es muss anders umverteilt werden. Der erste Schritt soll die eigene Sozial- und Krankenversicherung sein.

In Vertretung für Abg. z. NR Gerald Laocker kam Klubdirektorin Claudia Jäger. Sie fügte hinzu, dass eine Persönliche Assistenz ebenfalls eine wichtige Forderung ist. Damit ist die Unterstützung in der Arbeit gewährleistet. NEOS hat einen Antrag für Persönliche Assistenz im Herbst 2018 gestellt. Sie werden weiter daran arbeiten und sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen einsetzen. Eine eigene Sozialversicherung wäre der erste Schritt.

Behindertenanwalt Hansjörg Hofer möchte unbedingt auf die sozialversicherte Gleichstellung hinweisen. Es braucht einen Inklusionsfonds, eine Persönliche Assistenz sowohl in Freizeit als auch bei der Arbeit und eine Teilhabe am Arbeitsmarkt. „Die Arbeitsunfähigkeit sollte nicht mehr festgestellt werden. Es soll jede oder jeder einen Beitrag in der Gesellschaft leisten können, wenn er oder sie will.“

Bei der Aktion zeigten sich auch viele PassantInnen mit der politischen Forderung „Gehalt statt Taschengeld“ solidarisch und unterzeichneten vor Ort Postkarten, die an das Bundeskanzleramt adressiert sind.

Unter diesem Link gibt es weiterhin die Möglichkeit das Vorhaben mit einer Unterschrift zu unterstützen: www.lebenshilfe.at/aktion-gehalt.

Was bedeutet „Gehalt statt Taschengeld“?

Mann hält Schild: 8 Stunden Arbeit - 4 Euro Taschengeld - das ist nicht fair!
Antina Zlatkova / Lebenshilfe

Gleichberechtigung

„Wenn wir Gehalt statt Taschengeld bekommen, ändert sich auch das Denken in der Gesellschaft. Die Gesellschaft wird uns gleichwertig behandeln. Gleichberechtigung heißt: Wir sind alle Menschen. Menschen mit Beeinträchtigung sind wie ich und du!” Karin Riegler, Gesamtsprecherin Lebenshilfe Oberösterreich.

Kein Kind-Status und eine Sozialversicherung

„Taschengelder bekommen Kinder oder Schüler. Die Arbeit, die wir machen, soll endlich als Leistung anerkannt werden! Dazu braucht es auch eine gerechte Bezahlung. Und zu einem Gehalt gehört auch eine Pensionsversicherung”, Roland Öhlinger, Gesamtsprecher Lebenshilfe Oberösterreich.

Arbeitsassistenz

„Wir haben ein Recht darauf am ersten Arbeitsmarkt und in der Tagesstruktur zu arbeiten, wenn wir dies möchten. Wir wollen flexible Arbeitszeiten. Wir wollen dabei jede Unterstützung bekommen, die wir brauchen. Zum Beispiel Arbeitsassistenz.“ SelbstvertreterInnen der Lebenshilfe Wien.

Gerechte Bezahlung

„Lohn statt Taschengeld: Mir ist es wichtig, dass Menschen mit Behinderung einen Lohn wie jeder andere bekommen. Ich bin selber in einer Werkstatt beschäftigt und auch jeden Tag für acht Stunden in der Werkstatt tätig. Dafür bekomme ich 40 Euro Taschengeld.“ Hubert Raunjak.

„Wir wollen eine faire Bezahlung für unsere Arbeit. Aber es darf keine Verschlechterung geben, wenn andere Förderungen wegfallen“, so Marco Buchinger aus Salzburg.

Selbstbestimmung und Selbstständigkeit

„Ich möchte ein Gehalt, damit ich auch einmal von daheim ausziehen und selber wohnen kann. Damit ich mir mein Fitnesscenter selber leisten kann, ohne meine Mutter bitten zu müssen”, Claudia Meister aus Innsbruck.

Ein Leben in Würde

„Unsere soziale Stellung ändert sich – vom Almosen-Empfänger zum gleichgestellten Bürger. Zudem sind wir erwachsene Menschen und nur Kinder bekommen ‚Taschengeld‘! Durch einen richtigen Arbeitsplatz und Gehalt steigen unser Selbstwert und unsere Würde. Wir haben dazu die Möglichkeiten, uns weiterzuentwickeln und auch mit der Zeit neue Tätigkeiten zu erlernen. Denn ich bin überzeugt, dass auch Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf etwas leisten.“ Selbstvertreter und Vorstandsmitglied Klaus Brunner.

Weitere Forderungen und Statements der SelbstvertreterInnen finden Sie unter: www.lebenshilfe.at/aktion-gehalt

Mann hält Schild: Gebt uns euer Politiker-Gehalt! Wir geben euch unser Taschengeld!
Antina Zlatkova / Lebenshilfe
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