MDG Gipfel: Lichtblick für Menschen mit Behinderungen

'Licht für die Welt'-Geschäftsführer Rupert Roniger spricht von einem "Meilenstein für die Behindertenbewegung".

Zwei Kinder und Rupert Roniger
Licht für die Welt

UN-Gipfel in New York: Erstmals werden Menschen mit Behinderungen und ihre speziellen Bedürfnisse in die Millenniumsentwicklungsziele mit einbezogen.

Mit einem großen Erfolg für die Behindertenbewegung ist gestern Nachmittag das Gipfeltreffen zur Überprüfung der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) zu Ende gegangen! In der Schlusserklärung erkennen die Staats- und Regierungschefs an, dass Strategien und Maßnahmen auf Menschen mit Behinderungen fokussieren müssen, damit diese vom Fortschritt bei der Erreichung der Millenniumsentwicklungsziele profitieren können.

Das betonte auch Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Rede: „Es ist meine feste Überzeugung, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf Menschen mit Behinderungen verstärken müssen.“

Für alle Millenniumsentwicklungsziele wird ein Abbau der Barrieren gefordert, die Menschen mit Behinderungen bisher ausgeschlossen haben. Menschen mit Behinderungen sind doppelt so stark von absoluter Armut betroffen wie nichtbehinderte Menschen. Ein Drittel der Kinder ohne Zugang zu Grundschulbildung sind Kinder mit Behinderungen. Deshalb ist es besonders erfreulich, dass in der Schlusserklärung des Gipfeltreffens eine inklusive Bildung gefordert wird.

Grundschulbildung muss für alle Kinder zugänglich und leistbar sein, egal ob sie blind oder gehörlos sind, eine Gehbehinderung haben oder aus einer sehr armen Familie kommen. Nur wenn Bildung für alle gewährleistet ist, können auch die anderen Millenniumsentwicklungsziele erreicht werden.

Rupert Roniger, Geschäftsführer der österreichischen Hilfsorganisation ‚Licht für die Welt‘, über die Bedeutung dieses Ergebnisses: „Das Schlussdokument des Gipfeltreffens ist ein Meilenstein für die 520 Millionen Menschen mit Behinderungen in den Entwicklungsländern. Die österreichische Entwicklungszusammenarbeit ist damit gefordert, bestehende Barrieren abzubauen. Nur durch die Mitgestaltung und Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen können wir die Millenniumsentwicklungsziele tatsächlich erreichen!“

Rupert Roniger fordert darüber hinaus entschiedene Schritte zur Erhöhung der österreichischen Entwicklungshilfeleistungen ein: „Österreich hat die Verpflichtung, 0,7 % des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklungshilfe aufzuwenden. Diese Verantwortung muss, wie beim Gipfeltreffen in New York gefordert, wahrgenommen werden.“ 2009 hat Österreich nur 0,3% des BIP für Entwicklungszusammenarbeit aufgewendet.

Hintergrund Millenniumsentwicklungsziele

Im Jahr 2000 hat die internationale Staatengemeinschaft acht Millenniumsentwicklungsziele beschlossen:

  • Halbierung der weltweiten Armut
  • Bildung für alle Kinder
  • Gleichberechtigung der Frauen
  • Reduzierung der Kindersterblichkeit
  • Verbesserung der Müttergesundheit
  • Bekämpfung von Krankheiten wie AIDS, Malaria und Tuberkulose
  • Umweltschutz und Zugang zu sauberem Wasser
  • Globale Partnerschaft für Entwicklung

Von der Erreichung der Ziele sind wir noch meilenweit entfernt und ohne drastische Kursänderungen werden die Ziele auch bis 2015 verfehlt werden. Bisher gab es in den MDGs keine Erwähnung von Menschen mit Behinderungen, die vor allem in Entwicklungsländern besonders von Armut und Ausgrenzung betroffen sind.

Von 650 Millionen Menschen mit Behinderungen weltweit leben 80%, also 540 Millionen Menschen, in Entwicklungsländern. Hunger, Unterernährung und fehlende Gesundheitsversorgung führen zu dauerhaften Behinderungen. 50% aller Behinderungen wären durch entsprechende medizinische Versorgung (z.B. Operationen am Grauen Star) und angemessene Ernährung vermeidbar. In den vergangenen Jahren hat ein wichtiger Umdenkprozess begonnen, wie diese Missstände überwunden werden können. Der bisher größte Erfolg: 2006 wurde die UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen verabschiedet.

‚Licht für die Welt‘-Geschäftsführer Rupert Roniger erklärt: „Das Ergebnis des MDG-Gipfels zeigt, dass die Prinzipien der Konvention nun auch in die Millenniumsentwicklungsziele Eingang finden. Jetzt liegt es an uns allen, Staaten genauso wie internationalen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen, Entwicklungsprogramme tatsächlich barrierefrei zu machen.“

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