Monitoringausschuss unterstreicht Expertise von Frauen mit Behinderungen

Anlässlich des Weltfrauentages wurde im Rahmen einer Pressekonferenz eine Expertinnenliste präsentiert.

Frauen sitzen hinter einem schwarzen Tisch mit Mikrofonen. Gabriele Sprengseis, Christine Steger, Isabell Naronnig, Jasna Puskaric und Julia Moser
Unabhängiger Monitoringausschuss

Die Idee zu dieser Initiative war im Vorjahr im Kompetenzteam Frauen mit Behinderungen des Österreichischen Behindertenrates entstanden.

Zur Entstehung: Gabriele Sprengseis, Geschäftsführerin des Österreichischen Behindertenrates, berichtete eingangs über die Gründe für die Entstehung dieser Liste. Frauen mit Behinderungen sind in der Gesellschaft kaum sichtbar und noch weniger auf Podien vertreten.

Das muss sich ändern. Sie freue sich daher sehr, dass das Podium ausschließlich mit Frauen mit Behinderungen besetzt ist. Bereits jetzt listet die Publikation 31 Frauen mit ihren Fachgebieten auf. Sie soll ständig wachsen. Abzurufen ist sie auf der Homepage des Österreichischen Behindertenrates: www.behindertenrat.at.

Was soll eine Expertinnenliste bewirken?

Sie versteht sich als Service für Journalistinnen und Journalisten, sowie Veranstalterinnen und Veranstalter. Das fundierte Wissen soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Frauen, die eingewilligt haben, an der Initiative teilzunehmen sind auch bereit, über ihre persönlichen Erfahrungen mit Behinderung zu sprechen.

Ganz im Sinne des Prinzips der Selbstbestimmt Leben Bewegung „Nichts über uns, ohne uns!“ können Frauen mit Behinderungen ihre persönlichen Erfahrungen in vielfältige Diskussionen einbringen und diese dadurch mit Hintergrundinformationen vertiefen.

Die Themenpalette reicht dabei weit über „Behinderung“ hinaus. So betont Jasna Puskaric, Geschäftsführende Vorständin der WAG-Assistenzgenossenschaft: „Frauen mit Behinderungen sind nicht nur behindert.“

Puskaric hebt vor allem die Persönliche Assistenz als Voraussetzung für die gleichberechtigte Einnahme von Rollen mitten in der Gesellschaft hervor. Ob Sportlerin, Mutter, Studentin, Karrierefrau – erst so wird ein Leben nach den eigenen Vorstellungen möglich.

Die Behinderung selbst verstärkt mitunter Hindernisse und Benachteiligungen, denen sie sich als Frau immer noch gegenüber sehen. Hier seien nur einige Themenbereiche genannt: erschwerter Zugang zu Bildung und damit in weiterer Folge zum Arbeitsmarkt führt mitunter zu häufigerer und längerer Arbeitslosigkeit, verbunden mit höherem Armutsrisiko.

Beate Koch, Frauenreferentin des ÖZIV Steiermark berichtet, dass das beherrschende Thema in ihren Beratungen von Frauen mit Behinderungen finanzielle Probleme seien. Frauen mit Behinderungen nehmen, wenn sie Arbeit finden, oft schlechter bezahlte Stellen in typischen Frauenberufen an und arbeiten überdurchschnittlich häufig in Teilzeit oder geringfügig. Dies führe unter anderem dazu, dass sie kaum die Möglichkeit haben, ausreichenden Pensionsanspruch zu erwerben.

Julia Moser, DisAbility Management Expertin bei der Initiative myAbility / Vorsitzende des Forums für Menschen mit Usher Syndrom und Taubblindheit, betonte, dass es gerade Menschen mit Behinderungen und unter ihnen besonders den Frauen immer noch an Vorbildern fehle.

Der weitgehend defizitorientierte gesellschaftliche Blick auf Menschen mit Behinderungen könne insbesondere unter Betroffenen mit nicht oder noch nicht sichtbaren Behinderungen zur Tendenz führen, die Behinderung zu verstecken, um die persönlichen Lebensentwürfe nicht zu gefährden.

Nicht zuletzt haben Frauen mit Behinderungen ein wesentlich höheres Risiko, Gewalterfahrungen zu erleben. Diesbezüglich betonte die Vorsitzende des Monitoringausschusses, Christine Steger, die Bedeutung der strukturellen Gewalt in Einrichtungen und unterstrich demgegenüber das Recht von Menschen mit Behinderungen auf ein selbstbestimmtes Leben inmitten der Gesellschaft, wie es die UN-Konvention festschreibt.

Isabell Naronnig, ZEITLUPE Peer-Beratung für Frauen mit Behinderungen, berichtet aus ihrer praktischen Erfahrung, dass es schon eine Herausforderung darstellen kann, Beratung überhaupt in Anspruch nehmen zu können.

Viele ihrer Kundinnen benötigen Begleitung und sind in einem hohen Maß auf Unterstützungsleistungen, zum Beispiel durch BetreuerInnen oder Familie, angewiesen. „Da fällt es oft schwer, überhaupt über Ziele und Wünsche nachzudenken.“ Zudem setzen Opferschutzeinrichtungen, wenn sofern sie zugänglich sind, oft keinen Schwerpunkt auf die Begleitung von Frauen mit Behinderungen. ZEITLUPE ist derzeit die einzige frauenspezifische Organisation für Frauen mit Behinderungen österreichweit.

Alle Diskutantinnen am Podium waren sich darin einig, dass für sie persönlich eine wesentliche Voraussetzung für einen erfolgreichen beruflichen Weg, ihre Ausbildung im Regelschulsystem beziehungsweise an öffentlichen Universitäten war. Dies sei leider noch ein Privileg unter Menschen mit Behinderungen überhaupt und besonders unter Mädchen und Frauen mit Behinderungen. Dabei kann es auf keinen Fall bleiben!

Für Christine Steger ist die Veranstaltung in gewisser Weise „ein historischer Moment“.

In jedem Fall ist ein starkes Zeichen gesetzt: gegen die Unsichtbarkeit von Frauen mit Behinderungen.

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