Dieser Bericht wird wohl noch zu einer intensiven politischen Auseinandersetzung führen.
„Ich bin erschüttert über die Ausmaße der Vorfälle am Wilhelminenberg wie im Bericht geschildert, aber auch beeindruckt von der Leistung, die die Kommission hier erbracht hat. Dafür möchte ich ausdrücklich meine Hochachtung aussprechen“, so der Landesparteiobmann der ÖVP Wien StR Manfred Juraczka in einer ersten Reaktion auf die heutige Präsentation.
Eine der wesentlichsten Fragen war jene nach der systematischen Vertuschung. Und hier hat die Kommission eine sehr klare Aussage getätigt. Kurz nach der Schließung des Kinderheims Wilhelminenberg 1977 wurden die Akten der betroffenen Kinder sogar jene der Krankenstation vernichtet, bürokratische Unterlagen hingegen penibelst dokumentiert und erhalten.
„Es war selbst für die Angestellten der Stadt Wien und nach den damaligen Vorschriften ungewöhnlich, dass sofort nach Schließung des Heims Lastwägen vorgefahren sind und die Akten der Vernichtung zugeführt haben. Das lässt wohl nur den Schluss zu, dass hier systematische Vertuschung von Seiten der Verantwortlichen der Stadt Wien vorgenommen wurde,“ so Juraczka weiter.
Obwohl die politischen Verantwortlichen im Bericht klar und unmissverständlich genannt wurden – es betrifft die Amtszeiten der SPÖ Stadträtinnen Maria Jacobi und Gertrude Fröhlich-Sandner -, fanden diese Namen keine Erwähnung des zuständigen Stadtrats Oxonitsch in der heutigen Pressekonferenz.
Manfred Juraczka: „Das zeigt, dass sich die Sozialdemokraten offenbar mit ihrer Vergangenheitsbewältigung immer noch schwer tun. Es liegt nun an der SPÖ, wie sie mit der politischen Verantwortung aber auch dem Gedenken an die genannten Persönlichkeiten umgeht. Aber auch die Tatsache, dass sich der ÖGB weigerte, Akten aus seinem Archiv der Kommission zur Verfügung stellen zu wollen, wird politisch noch zu diskutieren sein.“
Dieser Bericht wird wohl noch zu einer intensiven politischen Auseinandersetzung führen. Eine wesentliche Forderung der Vorsitzenden der Kommission Dr. Barbara Helige war aber, dass nach nunmehriger Vorlage des Berichts durch die Stadt Wien eine offizielle Entschuldigung des Bürgermeisters sowie ein Bericht über die daraus zu erwartenden Konsequenzen des zuständigen Stadtrats in einem geeignetem Rahmen erwartet werden darf.
„Die Vorkommnisse wurden wohl genauestens untersucht und dokumentiert. Die politische Diskussion und auch die für die Kinderwohlfahrt notwendigen Erkenntnisse sind aber jetzt zu ziehen, damit die in diesem Bericht so schrecklich geschilderten Vorfälle nie mehr geschehen können,“ so Juraczka abschließend.