"Persönliche Assistenz erleichtert den Frauen nicht nur ein selbstbestimmteres Leben, sondern könnte ihnen auch eine bewusste Mutterschaft ermöglichen und erleichtern", so Praniess-Kastner.
„Der Weltfrauentag sollte nicht nur zum Anlass genommen werden, auf Benachteiligungen der Frauen im Allgemeinen hinzuweisen, sondern vor allem auch auf die doppelte Diskriminierung behinderter Frauen – in Wien wird die Problematik von den Zuständigen bislang ignoriert“, so LAbg. Karin Praniess-Kastner, Behindertensprecherin der ÖVP Wien.
Etwa jede zehnte Frau lebt nach UNO-Angaben mit einer körperlichen, seelischen oder geistigen Beeinträchtigung und gilt als behindert.
Für Praniess-Kastner werden behinderte Frauen doppelt diskriminiert – als Frauen und als Behinderte: „Die Benachteiligungen zeigen sich bei der fehlenden Unterstützung der Mütter und der fehlenden Information und Prävention sexueller Gewalt, der behinderte Frauen häufiger ausgesetzt sind.“
Die ÖVP-Behindertensprecherin fordert von der Stadt Wien die flächendeckende Förderung von Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen zur Prävention sexueller Gewalt und einen Rechtsanspruch auf weibliche Pflegepersonen. Weiters soll die persönliche Assistenz ausgebaut und Lösungen zur Finanzierung des tatsächlichen Zeitaufwandes aufgezeigt werden.
„Persönliche Assistenz erleichtert den Frauen nicht nur ein selbstbestimmteres Leben, sondern könnte ihnen auch eine bewusste Mutterschaft ermöglichen und erleichtern“, so Praniess-Kastner.
Die doppelte Diskriminierung zeigt sich jedoch auch am Arbeitsmarkt. Ein Blick auf die Erwerbssituation zeigt deutlich, dass behinderte Frauen das Schlusslicht am Arbeitsmarkt bilden und es ihnen besonders schwer gemacht wird, im Berufsleben Fuß zu fassen.
„Viele behinderte Frauen leben unter sehr schwierigen finanziellen Bedingungen, weil sie am Arbeitsmarkt diskriminiert werden. Hier müssten den Unternehmen verschiedene Anreize geboten werden. Aber nicht nur arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sondern auch die verstärkte persönliche Assistenz würde den Frauen den Einstieg ins Berufsleben erleichtern“, so die Forderungen der ÖVP-Gemeinderätin.
„Es ist noch ein weiter Weg, die doppelte Diskriminierung behinderter Frauen zu beseitigen. Wichtig ist jedoch, dass dieses Problem nicht unter den Teppich gekehrt wird – mit der verstärkten persönlichen Assistenz und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen könnte in Wien ein Schritt in die richtige Richtung getan werden“, schließt Praniess-Kastner.
Gerhard Lichtenauer,
08.03.2006, 00:35
Eine weitere Diskriminierung besteht darin, dass pflegende Angehörige von höchst pflegebedürftigen Menschen, egal ob schwerst mehrfach behinderte Kinder oder pflegebedürftig gewordener Eltern (Hauptlast liegt meist bei den Frauen) von der Öffentlichkeit völlig im Stich gelassen werden. Bei intensivstem Pflegeaufwand reichen die vorhandenen Pflegegeldstufen bei Weitem nicht aus.
Die mehrfache Diskriminierung reicht von enormer bis völliger Einschränkung von Erwerbstätigkeit, Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben, bis zum gedrängt werden in die völlige Armut und Erschöpfung. Da die riesige Diskrepanz zwischen dem was einerseits für Pflege in Anstalten ausgegeben wird und dem was für Privatpflege oder persönliche Assistenz unterstützt wird, den verantwortlichen Stellen bewusst ist, kann von vorsätzlicher Ausbeutung gesprochen werden.