Fehlende Rehabilitationskapazitäten auf betroffene Patienten abgewälzt.
„Mit Rücksicht auf die ´Psychohygiene` der neu erkrankten MS-Patienten darf mein Mann nicht kommen“, berichtete Heidi Wirnsberger Mitte Juni 2007 einem Reporter der „Braunauer Rundschau„.
Sie entnahm diese Folgerung einem Brief der oberösterreichischen Gesundheitslandesrätin, Dr. Silvia Stöger. Heidi Wirnsberger hatte sich an die Gesundheitslandesrätin um Hilfe gewandt, weil der Reha-Aufenthalt ihres Gatten, Karl Wirnsberger, in Bad Ischl für 2007 abgelehnt worden war. Karl Wirnsberger erkrankte vor 42 Jahren an Multipler Sklerose (MS) und benützt zur Fortbewegung einen Rollstuhl.
Argumentation unzumutbar
Die Argumentation der Landesrätin lässt jedes soziale Gespür vermissen. Der Anblick von Rollstuhlfahrern und anderen behinderten Menschen mag von manchen Zeitgenossen in unserer „ewig fit“ bleiben wollenden Gesellschaft als psychohygienische Belastung gesehen werden. Dagegen ist mit Aufklärungsarbeit vorzugehen und nicht mit dem Wegsperren dieser Menschen.
Mehr Beratungskapazität erforderlich
Klar, haben neu erkrankte MS-Patienten mit enormen psychischen Belastungen zu kämpfen. Ihrer Psychohygiene wäre aber durch einen Ausbau des offenbar unzureichenden Beratungsangebotes wesentlich besser geholfen. Dabei könnte wichtiges Wissen über die Krankheit und deren Folgen vermittelt werden. Man könnte dann auch zeigen, dass man sein Leben auch mit Rolli frohen Mutes meistern kann – wie Herr Wirnsberger.
Diesem aus den von der Landesrätin genannten Gründen die jährliche Reha zu verweigern, ist außerdem kurzsichtig gedacht. Menschen mit Behinderungen bzw. chronischen Erkrankungen benötigen regelmäßige Reha-Aufenthalte, um ihre Beweglichkeit zu erhalten und agil zu bleiben. Dadurch wird verhindert, dass der Betreuungsbedarf über Gebühr steigt. Die Entscheidung, den Rehabilitationsaufenthalt von Karl Wirnsberger um ein Jahr hinauszuschieben, ist also auch gesamtwirtschaftlich gesehen von Nachteil.
Ausbau der Reha-Kapazitäten angekündigt
Im Zuge der Berichterstattung über den Fall Wirnsberger kündigte Gesundheitslandesrätin Dr. Silvia Stöger an, dass das Betreuungsangebot für MS-Patienten in Oberösterreich ausgebaut werde. Bis Ende 2008 soll dies umgesetzt sein. Am Gmunderberg in Altmünster ist die Einrichtung eines neurologischen Therapiezentrums geplant. Von den 150 Betten werden dann 20 für MS-Patienten zur Verfügung stehen.