Schluss mit Licht ins Dunkel

Zeige mir, wie du wirbst und ich sage dir, wer du bist / Ein Kommentar.

Bernhard Jenny
Jenny, Bernhard

Manchmal kann Kommunikation alle Unklarheiten beseitigen. Manchmal, nicht immer. Aber im Falle von Werbung sehr oft. Denn in der Kürze, in der auf den Punkt gebrachten Message wird dann oft viel schneller ehrlicher kommuniziert, als es den AuftraggeberInnen recht sein kann.

Das ist u.a. bei (auch letztens angesprochener) sexistischer Werbung oft so, das ist aber nun auch bei der neuen Kampagne für „Licht ins Dunkel“ so.

Wer sich den neuen Spot mit scheinbar harmlos spielenden Kindern ansieht, wird entdecken müssen, dass für die MacherInnen des Spots „Behinderung“ etwas Reparierbares ist, was die richtigen Muskel- und HirnklempnerInnen dann schon wieder hinkriegen können.

Das ist nicht nur ein Verächtlichmachen aller Arten von Behinderungen, die eben nicht veränderbar bzw. heilbar sind, das ist auch eine Sichtweise auf Menschen mit Behinderungen, die den Defekt vor den Menschen stellt.

Als hätte es weder eine UN-Behindertenrechtskonvention gegeben, noch Ansätze der inklusiven Gesellschaft. „Was du bist behindert? Lass dich reparieren.“ Das ist die Message.

Oft wurde der inklusiven Szene vorgeworfen, sie wäre zu kleinlich, wenn sie die „Licht ins Dunkel“ Kampagnen kritisierten. Es wäre doch immer wieder so herzerwärmend, wie viele Menschen zu Weihnachten auch an jene denken, die „im Dunkel“ leben. Mit dem diesjährigen Spot ist nun das endgültige Outing der „Licht ins Dunkel“-MacherInnen geglückt.

Mit dem defektorientierten Wahrnehmen von Menschen wird das Dunkel erst erzeugt, in das dann gnadenhalber ein Kerzlein gestellt wird.

Wir brauchen was anderes.
Wir brauchen eine ganze Gesellschaft.
Wir brauchen kein Licht ins Dunkel, sondern eine Gesellschaft für alle.

Menschen mit Behinderungen sind keine Streicheltiere für unter den Christbaum.

Menschen mit Behinderungen müssen so selbstverständlich im Licht leben, wie wir alle.

So lange Menschen mit Behinderungen ausgesondert werden oder als defekt gesehen werden, ist es für uns alle finster, sehr dunkel.

Schluss mit Licht ins Dunkel.

Der „Licht ins Dunkel“-Spot

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