Enige Wochen vor ihrer Babypause als Fernsehmoderatorin beim Westdeutschen Rundfunk war heute Abend Sandra Maischberger im Clinch mit Peter Singer zu sehen. Der hält die Tötung von Neugeborenen mit Behinderung für legitim.
Die 40-jährige Journalistin hatte den laut Behindertenverbänden „gefährlichsten Mann der Welt“ zu befragen. Als Gegengewicht zu dem umstrittenen australischen Philosophen waren der querschnittsgelähmte Unternehmensberater Claudio Kürten, die katholische Grünen-Politikerin Christa Nickels (ehemals Mitglied in der Ethikkommission) und Simone Guido eingeladen, die ein behindertes Baby in Pflege genommen hat, das abgetrieben werden sollte. Über die Medien wurde Tim bekannt, inzwischen neun Jahre alt (kobinet 6.7.06).
Singers auch in dieser Talkshow noch einigermaßen rhetorisch flott verpackte Ansichten liefen nun bei Maischberger auf und riefen den erwarteten Widerstand hervor. So richtig punkten konnte das australische Redetalent nicht. Seine Kontrahenten, zu denen manchmal auch die schwangere Moderatorin zu gehören schien, legten sich mächtig ins Zeug.
Dennoch ließ die Fragestellung „Wer hat ein Recht auf Leben?“ in dieser Runde keine klare Antwort zu. Verunsichert blieben einmal mehr junge Leute, die sich nach der ärztlichen Mitteilung über das bevorstehende freudige Ereignis auf die pränatale Diagnostik einlassen. Sie geraten zunehmend unter einen gesellschaftlichen Druck, sich bei den nun möglichen medizinischen Fortschritten für ein gesundes Baby und gegen „unwertes Leben“ zu entscheiden.
Singer hat die immer lauter werdende Argumentation gegen behinderte Menschen als Kostenfaktor bedient. Ein öffentlich-rechtlicher Sender, für den mir jährlich ein kleiner Beitrag vom Konto abgezogen wird, hat mich von der Nachtruhe abgehalten. Danke WDR!
Gerhard Lichtenauer,
11.01.2007, 12:47
@Franz Böck: Peter Singer ist kein Deutscher, sondern Australier. Er hat aber österreichische Wurzeln, wie ein anderer Möchtegern- Philosph, in dessen Buch auch Dinge beschrieben und gefordert waren, schon lange bevor sie grausame Realität wurden.
Franz Böck,
11.01.2007, 11:59
Nach dem, doch sehr dunklen, Kapitel um den Herrn Gross und seinem Wirken am Spiegelgrund findet sich nun halt ein Deutscher namens Singer ein. In deutschen Behindertenforen hitzigst diskutiert, wollte ich mal sehen , ob dessen Buch auch in Österreich erhältlich ist. Dem Herrn sei Dank, es ist es nicht. Ich will es auch nicht kaufen oder lesen. Ich wollte aber mit einer Anfrage an das BMI ergründen, ob dieses Buch in Österreich verboten ist. Ich warte noch immer auf eine Antwort. Leider!
RESSL Verein Behindertenombuds,
10.01.2007, 16:49
Wie hießen doch jene Ärzte, die am Spiegelgrund ihr Unwesen trieben??? Deren Taten vor nicht allzulanger Zeit öffentlich verurteilt wurden.
Jetzt sind es wieder Mediziner, die sich anmaßen über lebenswertes Leben zu entscheiden – und Pseudowissenschaftler unterstützen das, wie ehedem! Oh Gott, der Spiegelgrund lebt, nur die Vorzeichen sind andere! Die Menschheit ist offenbar nicht bereit, aus der Geschichte zu lernen!