Warum ich auf der Uni war - Plakat

Uni einmal anders

Abschluss einer gelungenen Lehrveranstaltung

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BIZEPS

Am 29. April 2016 fand um 16.45 Uhr der Abschluss der Lehrveranstaltung „Bildungskonzepte in Unterstützungsmaßnahmen für erwachsene Menschen mit Behinderungen“ statt. Die Lehrveranstaltung wurde im Rahmen eines Bachelor-Seminars an der Universität Wien an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaften durchgeführt.

Initiiert wurde sie von Natalia Postek und Massimiliano Santi, beide externe Lehrende der Universität Wien, in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Selbstvertretungsorganisationen.

Abseits der klassischen Lehrveranstaltungskonzepte

Denkt man an eine Unilehrveranstaltung, stellt man sich eine Professorin oder einen Professor vor, die oder der an einem Rednerpult steht und etwas vorträgt während eifrige Studentinnen und Studenten zuhören. So sah die Lehrveranstaltung „Bildungskonzepte in Unterstützungsmaßnahmen für erwachsene Menschen mit Behinderungen“ garantiert nicht aus. Es ging darum, klassische Unilehrveranstaltungskonzepte aufzubrechen und eine inklusive Lehrveranstaltung für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Studierende zu schaffen.

Ausschlaggebend für diese Idee war die Erkenntnis, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten an universitärer Bildung nicht teilnehmen können, aber auch für die Studierenden kann die Struktur einer Unilehrveranstaltung ausschließend wirken. Also versuchte man, eine Lehrveranstaltung zu schaffen, die offen für alle ist.

Am Anfang, so die Lehrveranstaltungsleiterin, Natalia Postek, bot man die Lehrveranstaltung nur in leichter Sprache an, dann kam man überein, bestimmte Inhalte auch in herkömmlicher Sprache anzubieten, um den Studierenden, die sich noch nicht mit leichter Sprache auskannten, einen besseren Zugang zu der Lehrveranstaltung zu ermöglichen. Sogar die Inhalte in herkömmlicher Sprache waren für alle zugänglich und stießen auch bei den Gasthörerinnen und Gasthöreren auf großes Interesse.

Gemeinsam las man das Buch von Paulo Freire „Pädagogik der Unterdrückten“. Die Inhalte erarbeitete man sich auf nicht ganz herkömmliche, aber vielfältige und interessante Art und Weise. Man machte Rollenspiele zum Thema „Unterdrückung“, stellte die Inhalte in einer Theatergruppe dar.

Allgemein herrschte große Begeisterung über die Lehrveranstaltung. „Sie hat mir sehr gut gefallen und mein Leben geprägt“, so eine Gasthörerin. „Ich wollte einen Einblick in das Unileben bekommen“, erzählte Günther Leitner vom Selbstvertretungs-Zentrum Wien – People First. „Am Anfang war ich schüchtern“, sagte er weiter. Doch dann bemerkte er, dass die Studentinnen und Studenten noch viel unsicherer waren. Die anfänglichen Berührungsängste konnten schnell überwunden werden.

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Anstoß für vielfältige Forschungsarbeiten

Entstanden sind vielfältige Forschungsarbeiten, wie zum Beispiel die Bachelorarbeit der Lehrveranstaltungs-Teilnehmerin Luzie Pauline Bublitz „eine deskriptive Arbeit über den Übersetzungsprozess von Schwerer in Leichte Sprache“. Luzie Pauline Bublitz stellte fest, dass leichte Sprache gar nicht so einfach ist. Ihr wissenschaftliches Regelwerk für leichte Sprache habe ihr nicht viel weitergeholfen, denn das war stellenweise zu unübersichtlich und zu verwirrend.

Wer ihr wirklich geholfen hat, waren die beiden Expertinnen und Experten Martin Schwerter und Heide Tomacek, die ihre Übersetzung Seite für Seite überprüft und mit ihr durchbesprochen haben. Weitere Forschungsarbeiten waren die Bachelorarbeiten von Julia Bocolo „Das will ich nicht – eine wissenschaftliche-deskriptive Arbeit aus der Perspektive von Menschen mit Lernschwierigkeiten“ und Ruth Maiwöger „Das kannst du nie! – eine deskriptive Arbeit über verbale Gewalt in Werkstätten für Menschen mit Lernschwierigkeiten“. Die Forschungsarbeiten zeigten auf, dass Gewalt und Unterdrückung in Werkstätten sehr vielfältig sind.

Nicht nur Betreuerinnen und Betreuer üben durch ihre Machtposition Gewalt und Unterdrückung aus, auch die Klientinnen und Klienten unterdrücken sich gegenseitig durch Mobbing, Lästern, usw. Aber in der Lehrveranstaltung ging es nicht nur darum, Unterdrückung aufzuzeigen, sondern auch gemeinsam Strategien zu erarbeiten, sich gegen Unterdrückung jeglicher Art zu wehren.

Ein wichtiges Mittel dazu ist Selbstvertretung. Lehrveranstaltungsteilnehmer Kim Walser hat – inspiriert durch sein Praktikum beim Selbstvertretungs-Zentrum Wien – People First und durch die Lehrveranstaltung – einen Film über Selbstvertretung mit dem Titel „Aktionsforschung über Selbstvertretung“ gemacht.

Alle haben viel von der Lehrveranstaltung mitgenommen. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer soll es mit dieser Lehrveranstaltung noch lange nicht vorbeisein, man wünscht sich mehr davon.

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