Weltbehindertenbericht hat enorme politische Sprengkraft

Die Aktion Mensch hat mit Spannung den ersten von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltbank veröffentlichten Weltbehindertenbericht erwartet, nach dem die Zahl der Menschen mit Behinderung weltweit bei über einer Milliarde liegt.

World Report on Disability
WHO

„Damit hat der WHO-Bericht eine enorme politische Sprengkraft“, sagte Martin Georgi, Vorstand der Aktion Mensch. „Aufgrund der Ergebnisse des Berichtes liegt die Messlatte für den nationalen Aktionsplan der Bundesregierung nun deutlich höher.“

Der rund 350 Seiten umfassende World Report on Disability ist in neun Kapitel gegliedert und liegt in den Amtssprachen der UNO (Deutsch ist keine) vor.

Behinderung ist nicht nur eine medizinische, sondern vor allem eine komplexe sozialpolitische Erscheinung, so der Bericht. Vielfach ist sie sowohl die Ursache als auch die Konsequenz von Armut. Menschen mit Behinderung sind weltweit schlechteren gesundheitlichen und sozioökonomischen Bedingungen ausgesetzt.

Frauen, Senioren und Menschen in ärmeren Haushalten sind überproportional betroffen. Somit ist Behinderung nicht – wie vielfach angenommen – ein Randgruppen-Phänomen. „Die Zahlen und der Bericht machen deutlich, dass Behinderung in unserer älter werdenden Gesellschaft alle angeht“, so Georgi. „Dies erfordert mehr Engagement von jedem Einzelnen. Engagement, von dem dann auch zukünftige Generationen profitieren können.“

Inklusion in nachhaltige Konzepte einzubetten, gehört zu den zentralen Forderungen des Berichts. Vor allem im Bereich Bildung seien wirksame Angebote unerlässlich. In vielen europäischen Ländern wie Norwegen oder Portugal ist der gemeinsame Schul- oder Kindergartenbesuch von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung bereits selbstverständlich. Martin Georgi: „Hier hat Deutschland einen deutlichen Nachholbedarf. Als größte private Förderorganisation gehen wir als Aktion Mensch mit gutem Beispiel voran. Wir unterstützen Projekte der Kinder- und Jugendhilfe, die für alle Kinder offen sind und ihnen ermöglichen, sich gleichberechtigt in die Gesellschaft einzubringen.“

Bildung sei auch der Schlüssel zum ersten Arbeitsmarkt, so der Bericht weiter, der für Menschen mit Behinderung durch Vorurteile und Ignoranz, mangelnde Bereitstellung von Dienstleistungen sowie berufliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten jedoch weitgehend verschlossen bliebe. „Damit Menschen mit Behinderung in reguläre Beschäftigungsverhältnisse kommen, brauchen oft beide Seiten zusätzliche Unterstützung: Die Menschen mit Behinderung und die Unternehmen selbst“, sagt Georgi. Diese Möglichkeit als Chance zu begreifen, von der alle profitieren, sei in vielen Köpfen noch nicht angekommen. Selbst bei Entscheidungsprozessen, die sie selbst betreffen, blieben Menschen mit Behinderung weitgehend außen vor.

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