Wie behindertengerecht ist unsere technisierte Welt?

"Errungenschaften der modernen Gesellschaft"

ÖBB Bahnhof
BIZEPS

Es beginnt beim modernen Reisezugwagen (Doppelstock-Wagen), den – wenn überhaupt vorhanden – rein optischen Ziel-Anzeigen der öffentlichen Verkehrsmittel und geht über Haushaltsgeräte der letzten Generation bis zur neuesten Unterhaltungselektronik und Geräten der mobilen Kommunikation, wie es Handys sind.

Immer mehr dieser „Errungenschaften der modernen Gesellschaft“ sind für viele, die sie nutzen wollen, kaum bis gar nicht bedien- bzw. nutzbar.

Meist sind auf den Geräten des täglichen Gebrauchs (auch öffentliche Verkehrsmittel zählen meiner Ansicht nach dazu) nur mehr wenige, oft sehr winzige Bedientasten vorhanden.

Die Bedienknöpfe sind nahezu ausschließlich mit optischen Rückmeldern wie z. B. Leuchtdioden bei Tastern oder Displays mit relativ kleiner Schrift bei Bedieneroberflächen (z. B. Tastaturen) ausgestattet.

Immer weniger Haushaltsgeräte, Geräte der Unterhaltungselektronik und vor allem Handys, die auch für behinderte, insbesondere sehbehinderte Menschen ein wichtiges Kommunikationsmittel (wenn nicht sogar Hilfsmittel) sind, können von diesen alleine und vollständig bedient werden, es gibt oft gar keine wie immer gearteten akustischen Rückmeldungen, von Sprachausgabe nicht zu reden.

Selbst bei modernen Verkehrsmitteln gibt es nur mehr Sensortasten bzw. Kurzhubtasten (für Rollstuhlfahrer oft in ungünstiger Höhe angebracht), bei welchen man nicht spürt, ob sie gedrückt sind, man sieht es nur! Wie weiß man, ob im Verkehrsmittel die Haltewunschtaste nach dem Drücken reagiert hat, wenn man die Leuchtdioden nicht sieht und kein Quittierungston hörbar ist – wahrscheinlich frühestens in der übernächsten Station – wo man nicht hin wollte.

Haben Sie schon versucht, im Dunklen ohne Beleuchtung ein Handy mit winzigen Tasten zu bedienen und da noch was im internen Telefonbuch einzugeben, zu suchen oder im Menü Einstellungen zu verändern?

Vielleicht werden Sie auch einmal älter und sehen schlechter und keine Brille hilft mehr oder sie beginnen gar zu zittern, dann wird die Bedienung eines CD-Players oder Telefons zu einer schwierigen Aufgabe.

Die ErfinderInnen und DesignerInnen sind hier gefragt, die sich auch einmal darüber Gedanken machen sollten, wie solche Geräte auch für behinderte Menschen einfacher zu bedienen sind.

Es wäre an der Zeit, in Geräte des täglichen Bedarfs so viel Hirnschmalz zu verpacken, daß sie zu möglichst günstigen Preisen auch von behinderten Menschen bedient werden können und daß nicht für die simpelsten Anwendungen extrem teure Sonderanfertigungen erforderlich werden.

Die technischen Möglichkeiten wären alle vorhanden, aber wo gibt es Firmen, ErfinderInnen und DesignerInnen, die sie nutzen, oder ist der vorhandene Personenkreis der behinderten und älteren Menschen die Mühe nicht wert?

Vor allem müßten Geräte auf den Markt gebracht werden, die von vornherein bedienerfreundlich sind.

Selbst nur eine sehr geringe Behinderung kann schon sehr große Probleme machen.

Von behindertengerechter moderner Technik kann also kaum gesprochen werden.

Eher muß der Eindruck gewonnen werden, daß nicht die Bedienbarkeit der Geräte, sondern ein möglichst hoher Profit gepaart mit Gedanken- und Ideenlosigkeit bei vielen Erzeugerfirmen im Vordergrund steht. Ausnahmen bestätigen die Regel!

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