Wie geht es Menschen mit Behinderung in Entwicklungsländern?

Diskussionsveranstaltung im Parlament mit Vertretern aus Mosambik

Parlamentarischer NordSüdDialog 2015
BIZEPS

Rund 80 % der Menschen mit Behinderung leben in Entwicklungsländern. In diesen Teilen der Welt sind die Betroffenen besonders benachteiligt und haben mit vielen Vorurteilen, Marginalisierung, Stigmatisierung und teilweise bis hin zur absoluten Exklusion aus der Gesellschaft zu kämpfen.

Wie die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen in den verschiedensten Lebensbereichen am besten gewährleistet werden kann, wurde heute bei einer Veranstaltung im Hohen Haus, zu der Nationalratspräsidentin Doris Bures im Rahmen des Projekts „Parlamentarischer NordSüdDialog“ eingeladen hat, erörtert.

Im besonderen wurde über Möglichkeiten der Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung vor allem in den Partnerländern der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (z.B. Mosambik) und der Handlungsspielraum Österreichs, diesen Ansatz weiter zu unterstützen, diskutiert. Neben zahlreichen Abgeordneten nahmen auch der Vizepräsident des mosambikanischen Parlaments, Yonusse Amad, der Programmleiter der Austrian Development Agency (ADA), Robert Zeiner, sowie Gabriele Weigt vom deutschen Institut für inklusive Entwicklung (BEZEV) am Dialog teil.

Ausgangspunkt für die Debatten am Nachmittag waren Impulsreferate der Abgeordneten Ulrike Königsberger-Ludwig (S) und Helene Jarmer (G), wobei einerseits der Zugang zu politischen Entscheidungsprozessen und andererseits zu Bildung, Ausbildung und Arbeitsprozessen im Mittelpunkt der Gespräche standen. Nach einer Diskussion über die Ergebnisse aus den Arbeitskreisen standen noch die Schlussworte des Behindertensprechers der ÖVP, Fanz-Joseph Huainigg, auf dem Programm.

Hofer: Soziale Inklusion beginnt bereits im Kindergarten

Im Grund sind wir alle behindert, meinte einleitend der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, da niemand der sogenannten Norm entspreche. Es sei wichtig, dass das Bewusstsein für das Anderssein bereits im Kindergarten geweckt werde, urteilte er, denn dann gebe es auch später im Berufsleben und im Alltag keine Probleme damit.

Hofer zeigte sich stolz darüber, was Österreich bisher im Bereich der Behindertenpolitik geleistet hat, vieles müsse jedoch noch getan werden. Als Beispiel führte er an, dass immer noch zu viele junge behinderte Menschen in Seniorenheimen untergebracht werden, weil es keine adäquaten Alternativen für sie gibt.

Robert Zeiner von der ADA wies darauf hin, dass Österreich im Jahr 2008 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ratifiziert hat. Es werde daher auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit ein immer größerer Wert auf das Prinzip der Inklusion gelegt. Anhand von konkreten Beispielen in Burkina Faso, Palästina, Georgien etc. illustrierte er, wie dies in der Praxis umgesetzt wird. Gabriele Weigt wiederum kam auf die Multidimensionalität der Barrieren zu sprechen, die in Entwicklungsländern oft in kulturellen Traditionen und Vorstellungen wurzeln. In manchen Regionen sei etwa der Albinismus mit einem großen Stigma behaftet, zeigte sie auf.

Der parlamentarische Vizepräsident aus Mosambik, Yonusse Aamad, räumte ein, dass es zwischen den gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Lebensrealität der Menschen oft eine sehr große Kluft gebe. Er hoffe daher, dass Österreich mit seiner Expertise sein Land darin unterstützen könne, ein besseres Leben für Menschen mit Behinderung zu ermöglichen. Ein weiterer Vertreter aus Mosambik, Jorge Manhique, regte an, dass Österreich bei den Verträgen über Entwicklungshilfeprogramme Klauseln aufnehmen könnte, die eine Inklusion von behinderten Menschen garantieren.

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