Wien: Desinformationspolitik statt Behindertenrechten?

Ein Beispiel gefällig?

Die Stadt Wien diskriminiert mit ihren Gesetzen nicht nur behinderte Menschen, sie betreibt auch eine systematische Desinformationspolitik, als deren Opfer die – zumeist recht ahnungslosen und leichtgläubigen – PolitikerInnen und vor allem auch unsere Personengruppe angesehen werden müssen.

Ein Beispiel gefällig? Seit Jahren fordert BIZEPS vehement die Errichtung von öffentlichen Behindertentoiletten in Wien, ganz besonders in der City und den angrenzenden Bezirken. So gibt es z. B. im 1. Bezirk noch immer keine geeignete Toilette, die den Notwendigkeiten sowie den einschlägigen Bestimmungen (ÖNORM B 1600 und 1601 und Technisches Informationsblatt „Öffentliche WC-Anlagen“ des Netzwerkes der österreichischen Beratungsstellen für barrierefreies Planen und Bauen) entspricht.

Dennoch erhalten wir jedesmal, wenn wir diese Tatsache feststellen, von der SP-Behindertensprecherin, Landtagspräsidentin Prof. Erika Stubenvoll, empörte Dementis und Aufstellungen aus denen hervorgeht, daß es in Wien angeblich mehr als 70 behindertengerechte WC-Anlagen gibt, u.a. auch solche im 1. Bezirk.

Wir haben uns nun die Mühe gemacht und stichprobenartig elf der als behindertengerecht bezeichneten Anlagen – darunter vier im 1. Bezirk – einer genauen Kontrolle zu unterziehen. Das Ergebnis war niederschmetternd: Sämtliche von uns überprüften Anlagen waren nicht behindertengerecht bzw. waren zwei davon überhaupt versperrt!

Die WC´s selbst waren durchwegs in einem haarsträubenden Zustand – weniger, was deren hygienisches Niveau anbelangt als vielmehr, was in ihnen alles fehlte bzw. falsch gemacht worden ist. Sie entsprachen zwar den äußerst kargen Bestimmungen der veralterten Bauordnung, keineswegs jedoch den ÖNORMEN und dem Infoblatt – deren Inhalte den Fachleuten im Rathaus bekannt sind – und sind absolut ungeeignet.

Es stellt sich die Frage, wie lange noch wollen die BeamtInnen der Stadtverwaltung die Öffentlichkeit mit bewußt falschen Informationen versorgen?

Und es stellt sich weiterhin die Frage, wie lange noch wollen sich die RathauspolitikerInnen mit unrichtigen Informationen in der Öffentlichkeit lächerlich machen? Vielleicht sollten die Abgeordneten den behinderten Fachleuten mehr vertrauen als den beamteten?

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