ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit präsentiert Rassismus Report 2007

ZARA macht kein systematisches Monitoring - Rassismus Report ist eine qualitative Analyse

Deckblatt ZARA Rassismus Report 2007
ZARA

Der Rassismus Report ist seit nunmehr acht Jahren die einzige jährlich erscheinende qualitative Datenquelle über Struktur und Ausmaß von Rassismus in Österreich. Er zeigt, dass sich rassistische Diskriminierung durch alle Lebenslagen zieht, ob bei der Arbeit, bei der Wohnungssuche, in Ämtern und Behören oder einfach nur im Alltag. Ebenso belegt er, dass rassistische Übergriffe in Österreich keine Einzelfälle darstellen, sondern dass Rassismus Tradition und Struktur hat.

Im Jahr 2007 hat die ZARA-Beratungsstelle 831 rassistische Vorfälle bearbeitet und dokumentiert. Das sind deutlich weniger als 2006 mit 1.504 Fällen. Lässt dies den Schluss zu, dass Rassismus in Österreich gesunken ist? Auf keinen Fall. ZARA arbeitet mit den in der Beratungsstelle gemeldeten rassistischen Vorfällen. Dass diese im vergangenen Jahr gesunken sind, hat vor allem einen Grund: Im Jahr 2006 gab es gleich zwei Kampagnen zu rassistischen Beschmierungen, die dazu geführt haben, dass die Zahl der Fälle im Rassismus-Report 2006 drastisch gestiegen ist. Im vergangenen Jahr wiederum gingen genau diese Meldungen wieder deutlich zurück: Wurden im Jahr 2006 noch 793 rassistische Beschmierungen gemeldet, waren es im vergangenen Jahr nur noch 251.

Afro-österreichische Kinder und ihre Familien häufiger unter den Opfern

Der Rassismus Report aber ist eine qualitative Studie zu Rassismus in Österreich, er zeigt die Bandbreite, in der Menschen in Österreich im Alltag mit Rassismus konfrontiert sind.

Ein Fallbeispiel: Im Donaupark. Die Zwillinge des Ehepaares O – sie Österreicherin, er afrikanischer Herkunft – spielen auf dem Spielplatz, als sie von einem alten Ehepaar und ihrer erwachsenen Tochter rassistisch beschimpft werden. Es entwickelt sich ein Streit. Als Frau O. die drei zurechtweist, müssen die beiden Frauen den Mann davon abhalten, Frau O. gegenüber handgreiflich zu werden. Die Frauen ziehen den Mann weg. Völlig in Rage schreit er noch mehrmals in Frau O.s Richtung: „Schaut‘s des is a N…-Fotz‘n! Schaut‘s…!“ (Zusammenfassung Fall 28)

Für Wolfgang Zimmer, den Leiter der Beratungsstelle, sind Fälle wie diese neu: „Im Jahr 2007 waren vermehrt afro-österreichische Kinder und ihre Familien Opfer verbaler Aggression.“ Dabei ist vor allem erschreckend, dass in einigen dieser Fälle von verbaler Aggression der Schritt zur tatsächlichen Gewaltanwendung nicht mehr weit war.

Leider trifft dies auch auf andere Betroffene zu: „Es braucht nur noch wenig, um eine Situation eskalieren zu lassen“, meint Geschäftsführerin Barbara Liegl. Die Fälle reichen von „an den Haaren gezogen werden“ über Drohung mit einem Messer bis hin zu schweren Verletzungen wie einem Kiefer- und Jochbeinbruch.

Volksanwaltschaft: Diskriminierungsdelikte werden von Verwaltung als „Kavaliersdelikte“ betrachtet

Trotz dieser insgesamt ausgesprochen traurigen Nachrichten kann ZARA auch von einem Erfolg seiner Arbeit berichten – auch wenn es keiner ist, über den man sich freuen kann: Im Jahr 2005 hat ZARA systematisch über 100 „Nur-Inländer-Inserate“ gesammelt und angezeigt, um darauf aufmerksam zu machen, wie weit verbreitet diese verbotene Praxis ist. Leider konnte auf juristischem Weg kein befriedigendes Ergebnis erzielt werden, weshalb sich ZARA an die Volksanwaltschaft wandte. Diese bestätigte ZARA in seiner Kritik am Umgang der Verwaltung mit Diskriminierungen: Nach Prüfung der von den Behörden zu diesem Thema durchgeführten Verfahren kam die Volksanwaltschaft zu dem Schluss, dass die Verwaltung Fälle gesetzlich verbotener Diskriminierungen „immer noch als Kavaliersdelikte betrachtet“ und sie „dementsprechend ineffizient verfolgt und/oder sie aus für die Volksanwaltschaft nicht nachvollziehbaren Gründen als ohnehin entschuldbar betrachtet.“

„Es freut uns, dass sowohl der Bund als auch die Stadt Wien nun Maßnahmen gesetzt haben, um diesen Missständen entgegenzuwirken. Um zu überprüfen, ob sich auch tatsächlich etwas verändert hat, werden wir in rund einem Jahr noch einmal an die Volksanwaltschaft herantreten“, kündigt Obmann Dieter Schindlauer an.

Hier können Sie den Rassismus Report 2007 bestellen oder als PDF downloaden.

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