„Es ist eine Schande“

Die Integration von behinderten Kindern ist im Bezirk Reutte/Tirol massiv bedroht, warnen Vertreter des Tiroler Arbeitskreises für Integrative Entwicklung (TAFIE).

Schule
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20 Eltern behinderter Kinder fanden sich am 18. Juni 2004 zu einem Pressegespräch in Innsbruck ein, um Missstände bei der Integration in Tirol aufzuzeigen.

„Es ist eine Schande für dieses Land, wie Eltern und Kinder behandelt werden, die sich für Integration statt Sonderschule entschieden haben“, wird Heinz Forcher, Obmann des TAFIE in der Tiroler Tageszeitung zitiert, die weiter schreibt: „Sie sind trotz gesetzlicher Deckung nur Bittsteller. So können Lehrer oder Schulen behinderte Kinder immer noch ablehnen. Eltern werden bewusst falsch informiert, die Möglichkeit zur Integration verschwiegen. Diese miserable Entwicklung hat einen Namen – nämlich Landesrat Mitterer und zwei Beamte.“

Karl Sporschill, Obmann von Integration Tirol, pflichtete Forcher bei.

Der angesprochene Landesrat Sebastian Mitterer (ÖVP) sieht darin eine „Unterstellung“. Er spricht in der Tiroler Tageszeitung von „Verleumdung und Rufmord“.

Doch Forcher begründet seinen Ärger: „Die Gelder des Landes werden zuerst den Sonderschulen zugeteilt. Der Rest wird auf mobile Sonderpädagogen und zuletzt auf die Integrationsklassen verteilt. Die Integration ist somit das letzte Rad am Wagen“.

Wie mit Integration umgegangen wird, zeige sich am Beispiel des informellen Leiters des Sonderpädagogischen Zentrums, Roland Astl. „Er hat viel Know-How. Er betreut mit seinem Team rund 70 Kinder im Bezirk. Er ist aber ’nur‘ Lehrer, hat also keine Leiterstelle. Ein Leiter einer Kleinstschule verdient mehr als er, obwohl er diese große Verantwortung hat.“, so Forcher.

Tirol ist bemüht, sich fortschrittlich zu geben und bietet Millionen Besuchern Zimmer, die dem Stand der Technik entsprechen. „Doch die Angebote für unsere behinderten Kinder entsprechen dem Stand der 60er Jahre“, zeigt Forcher die Versäumnisse der Schulbehörde auf.

Landesrat Mitterer stellt hingegen fest, dass die Zahl der integrierten Kinder in Tirol steigt. Sonderschulen auflassen will er trotzdem nicht und verweist auf Außerfern. „Dort gibt es keine Sonderschule mehr“, kritisiert Mitterer.

Genau diese Kritik schürt bei den Integrationsbefürwortern die Angst, dass die Schulbehörde wieder eine Sonderschule errichten möchte.

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