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Tirol: Fehlende Stützstunden gefährden Schulintegration

In einer gemeinsamen Pressekonferenz kritisierten Integrationsbefürworter in Tirol die Ignoranz der Politik und der Schulbehörde.

„Die Kürzung von Stützstunden bei der Integration behinderter Kinder in die Regelschule lässt Eltern und Behindertenvertreter auf die Barrikaden gehen“, berichtet die Tiroler Tageszeitung von einer Pressekonferenz am 11. November 2006 in Innsbruck.

Die Integration ist ein existenzielles Menschenrecht und seit dem Jahr 1993 gesetzlich vorgesehen, erinnern die Integrationsbefürworter. Die Pressekonferenz wurde von betroffenen Eltern, von Selbstbestimmt Leben Innsbruck, MOHI Tirol sowie der Integrationsinitiative TAFIE abgehalten.

Tatsache ist – so die Integrationsbefürworter -, dass mit dem Argument der fehlenden Ressourcen (zuwenig Stützstunden, keine ausgebildeten Lehrer …) an den „Regelschulen“ den Eltern häufig empfohlen wird, ihre Kinder in Sonderschulen unterzubringen, berichteten die Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen bei der Pressekonferenz.

Stützstunden: Aus 15 wurden 9

In Tirol werden aus dem viel zu geringen Kontingent für sonderpädagogische Fördermaßnahmen zuerst die Sonderschulen bedient, lautet einer der Kritikpunkte. Während der reale Bedarf steigt, wird die Anzahl der verfügbaren Stützstunden immer geringer.

„Bei meinem Sohn Samuel wurde der Bedarf von 15 Stützstunden festgestellt, geworden sind es im ersten Jahr elf, jetzt neun“, ärgert sich Wolfgang Begus, Vater eines behinderten Kindes in einer Integrationsklasse.

Um seinen Kampf öffentlich zu machen, hat er auch eine Homepage erstellt. Er fühlt sich von den Schulbehörden und der Politik in Stich gelassen.

„Tendenz Richtung Sonderschule“

„Die Wahlfreiheit zwischen Sonderschule und Integration wird durch die Kürzungen praktisch unmöglich“, hielt Walter Krög von der Integrationsinitiative TAFIE Innsbruck Land fest.

Diese Erfahrung bestätigte auch Gerhard Walter von der Selbstbestimmt Leben Innsbruck: „Die Tendenz geht in Richtung Sonderschule, obwohl diese die Aussonderung und Isolation fördert.“ Dies sei diskriminierend, so Walter.

Hauptverantwortlich dafür ist – so sind sich die Organisatorinnen und Organisatoren der Pressekonferenz einig – „die verfehlte Tiroler Bildungspolitik und die ‚integrationsunwillige‘ Haltung der Landes- und Bezirksschulräte“.

Forderung: Kürzungen zurücknehmen

Um das Menschenrecht auf Integration garantieren zu können, müssten die Stundenkürzungen sofort zurückgenommen und dem Bedarf angepasst werden, fordern die Betroffenen. Notfalls müssten dazu nach dem Vorbild anderer Bundesländer auch Mittel aus dem Landesbudget verwendet werden, berichtet die Tiroler Tageszeitung.

Die Schulintegration soll ausgebaut und die Sonderschulen schrittweise abgebaut werden, fordern die Eltern und Behindertenvertreter bei der Pressekonferenz abschließend vom Tiroler Landesrat Dr. Erwin Koler (ÖVP).

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