Barrierefreier Wohnbau wird immer wichtiger

Leistbares Wohnen kann nicht auf Kosten von Barrierefreiheit funktionieren!

Ortschild mit Aufdruck Tirol
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Mit Schrecken haben viele Menschen mit Behinderungen den Artikel in der Tiroler Tageszeitung vom 29. März 2019 gelesen. Dort wird zwar in einem Satz ein „2-Klassen-Wohnbau“ abgelehnt, allerdings im gesamten restlichen Artikel wird genau dieser gefordert. Besonders schäbig war die Darstellung, dass Kindern der Wohnraum durch Barrierefreiheit genommen wird.

Die Politik redet zwar gerne von „Inklusion“ und „Deinstitutionalisierung“ und „Teilhabe“ von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben. Ohne ausreichenden barrierefreien Wohnraum können das nur leere Schlagworte bleiben. Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht und eine Grundlage für eine inklusive Gesellschaft.

Die Tiroler Landesregierung hat sich zur UN-Behindertenrechtskonvention bekannt, die sozialen Dienstleister arbeiten daran, möglichst vielen Menschen ein Wohnen und Leben in barrierefreien Einheiten, möglichst nahe am Wohnort ihrer Angehörigen, zu ermöglichen. Die TirolerInnen werden immer älter und wollen daheim älter werden! Es werden also wesentlich mehr statt weniger barrierefreie Wohnungen dringend benötigt. Menschen mit Behinderungen tun sich derzeit sehr, sehr schwer, eine passende und barrierefreie Wohnung zu finden. Und für Menschen mit Alterseinschränkungen ist barrierefreier Wohnbau absolut wichtig.

Wenn Tirols Landesregierung wirklich einen Beitrag zum gemeinsamen Leben von Menschen mit und ohne Behinderungen, vom „gemeinsamen Leben der Generationen“ leisten möchte, dann darf dieses wichtige Thema Wohnen nicht den Bauträgern und Geldmachern überlassen bleiben!

Barrierefreies Wohnen ist für Menschen mit Behinderungen wichtig, für Menschen mit unterschiedlichen Alterseinschränkungen, und oft auch für junge Familien und für all jene TirolerInnen, die Leute in ihrem Bekanntenkreis haben, die z.B. einen Rollstuhl benutzen. Und letztlich kann es jeden treffen, auf einen barrierefreien Wohnplatz angewiesen zu sein.

Nachträgliche Umbauten im Wohnbereich sind oft schwer möglich und immer wesentlich teurer, als Barrierefreiheit gleich einzuplanen. Gerade für ältere Personen ist das oft ein großes Problem. Da hilft auch die Landesförderung oft nur wenig weiter.

Falls Sie Freunde und Bekannte haben, die betagt und gebrechlich sind, die einen Rolli verwenden, oder aus anderen Gründen einen barrierefreien Zugang zu Ihrer Wohnung brauchen, dann haben Sie einfach Pech gehabt. Für Menschen ohne Behinderungen ist es meist kaum möglich, Freunde mit Behinderungen in den eigenen 4 Wänden zu empfangen.

Es müssen immer noch viel zu viele PensionistInnen in Altersheime übersiedeln, weil die eigene Wohnung nicht barrierefrei ist. Übrigens leben immer noch fast 300 Menschen mit Behinderungen jeden Alters in Altersheimen, wo sie absolut nicht hingehören.

Im Vergleich zu pflegebedürftigen PensionistInnen stellen Menschen mit dauerhaften Behinderungen einen relativ geringen Prozentsatz dar.

Der barrierefreie Wohnbau ist ein zentrales Thema für das Klientell der Pensionistenverbände. Da sollte man sich im Sinne und zum Vorteil unserer immer älter werdenden Bevölkerung wohl viel aktiver einbringen. Was derzeit über die Medien zum Nachteil vieler PensionistInnen ausgerichtet wird, darf eigentlich keinen Pensionistenverband kalt lassen.

PensionistInnen und deren pflegenden Angehörige sind stark von Barrierefreiheit in den eigenen 4 Wänden abhängig. Und diese ist leichter und kostengünstiger herzustellen, wenn sie von vornherein mitgedacht wird. Im Interesse aller TirolerInnen!

Auf die schäbige und rückwärtsgewandte „Argumentation“ der Wirtschaftskammer und der „neuen Heimat“ sollte das Land Tirol mit klaren Ansagen und Vorgaben FÜR mehr Barrierefreiheit und FÜR die Bevölkerung antworten!

Siehe Artikel in der TT: Kampf um die Barrierefreiheit in neu gebauten Wohnungen

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4 Kommentare

  • Wo bleibt da wenigstens ein Kommentar unserer Frau Grünberg. Die ja am eigenen Leib verspürt hat wie schnell es gehen kann dass man nicht mehr gehen kann. Was so eine Behinderung für Kosten verursacht. Aber ihr geht es ja gut mit einem Gehalt als Nationalrat kann man sich sicher alles leisten.

  • Das Recht auf Teilhabe von Menschen mit Behinderungen – der Grundgedanke der UN-Behindertenkomvention – ist den betreffenden Verantwortungsträgern offensichtlich komplett fremd. Behinderte Menschen werden ausschließlich als Kostenfaktor wahrgenommen. Bestehende Standards im Baurecht werden infrage gestellt.

    Die Tiroler Landesregierung sollte die UN Konvention ernst nehmen und umsetzen und keine Rückschritte in der Behindertenpolitik machen

  • Barrierefreies Bauen ist nur in den Augen jener zu teuer,die kein Interesse haben Inklusion zu betreiben. Man kann, wenn man will, aber leider leben noch viele, die hier etwas leisten könnten, offensichtlich noch in den Jahren1933bis 1945.
    Sie haben noch nicht gelernt, dass behinderte Menschen, keinesfalls minderwertig sind.

  • Auch ich habe in der Beratung immer wieder Fälle, wo gehbeeinträchtigte Menschen ihre ursprüngliche Wohnung verlassen müssen, weil diese nicht barrierefrei ist. Dies ist eine unheimliche Belastung, weil nach Schlaganfällen, Unfällen und sonstigen Erkankungen, innerhalb kürzester Zeit eine geeignete Wohnung zu suchen ist. Dies gelingt in Ermangelung solcher Wohnungen oft nur sehr schwer. Gelungener Wohnbau ist nur dann innovativ und menschenfreundlich, wenn er die Bedürfnisse seiner BewohnerInnen im Fokus hat. Auch jene der in der Mobilität beeinträchtigten Menschen!