Behindert. Was, du studierst?

Zusätzlich zu den Barrieren, die sich für Menschen mit Behinderungen im Alltag ohnehin stellen, ist die Situation für Frauen mit Beeinträchtigung ungleich komplizierter.

Johannes Kepler Universität mit Rollstuhlsymbol
Haider, Silke

Kaum vorstellbar, dass diese Situation auch gut gehen kann. Wie dies doch möglich ist, habe ich innerhalb von einigen Stunden (Uni)-Alltag erlebt.

Start in einen neuen Uni-Tag

Im Hauptgebäude der Uni gibt es genau einen „direkt barrierefreien Hörsaal“- in diesem findet die Vorlesung natürlich nicht statt. Also geht es über einen der Treppenlifte unendlich langsam, weil unendlich veraltet, in einen der anderen Hörsäle.

Hinten. Vorne. Alleine!

Im Hörsaal angekommen gibt es nicht wie für die meisten KollegInnen die Qual der Platzwahl, denn die Alternativen sind recht rar: Hinten, vorne am Rand, defacto immer alleine. Integration wird groß geschrieben, doch nicht bei den „normalen“ Studienkolleginnen sitzen zu können, schränkt Kontakte ein. Und Kommunikation, Gedankenaustausch mit den Kol­legInnen ist so während der Einheiten nicht möglich.

In der Pause? Nach 1,5 Stunden ist es dringend notwendig, eine Toilette aufzusuchen. Warum dringend? Geschlagene, und gemessene fünfzehn Minuten dauert es vom Hörsaal zum WC und zurück zur nächsten Vorlesung. Erholung, Tratsch, Kaffee? Durch die weiten, unpraktischen Wege kaum möglich.

Die Rollstuhlfaherin – das geschlechtslose Wesen

RollstuhlfahrerInnen sind generell geschlechtslos. Auch hier an der Johannes Kepler Universität ist das sichtbar und spürbar. Es gibt nur sehr selten getrennte WCs. Frau/Mann/Wickelraum ist doch alles dasselbe. Schön platzsparend in einem Raum untergebracht. Macht doch nichts, wenn nicht abgesperrt werden kann und plötzlich jemand in der Tür steht.

Ständig spürt man als Frau im Rollstuhl die doppelte Diskriminierung. Dies wird auch bei der Studienwahl ersichtlich: Wirtschaftspädagogik, Rollstuhlfahrerin, Frau – das geht nicht, lautet vielfach die Meinung.

Der Eindruck, dass RollstuhlfaherInnen generell asexuelle Wesen sind, verstärkt sich beim donnerstäglichen Mensafest. Einerseits fällt eine sehr positive Stimmung auf. Vielleicht gerade deshalb, weil wir mit einem „Wesen“ unterwegs sind. Andererseits ist es sehr irritierend, sich ignoriert in einer Ecke wieder zu finden.

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