Behindertenbereich bei Pflegereform berücksichtigen!

Behindertenrat kritisiert ungleiche Arbeitsbedingungen im Team und fehlende Berücksichtigung Persönlicher Assistenz

Österreichischer Behindertenrat
Österreichischer Behindertenrat

Der Österreichische Behindertenrat begrüßt die Pflegereform als ersten wichtigen Schritt, da sie jahrelangen Stillstand aufbricht. Trotzdem müssen diesem ersten Schritt weitere folgen, da die Spezifika des Behindertenbereichs im vorliegenden Reformplan nicht ausreichend berücksichtigt sind.

Die Betreuung und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen erfolgt nämlich oftmals in multiprofessionellen Teams (Diplom-Sozialbetreuer*innen , Fachsozialbetreuer*innen, Pädagog*innen, Psycholog*innen, usw.), und die Pflege ist dabei nur ein Sekundärprozess.

Durch die Fokussierung auf die Pflegeausbildungen kommt es durch die Pflegereform zu einer Ungleichbehandlung bei Gehalt und Urlaub für Mitarbeiter*innen, die im selben Team arbeiten und – bis auf Heimhilfen – bisher in derselben Verwendungsgruppe der Kollektivverträge eingestuft waren.

Klaus Widl, Vizepräsident des Österreichischen Behindertenrats, fordert daher: Alle Personen, die im Rahmen der Behindertenhilfe der Länder in der direkten Arbeit mit Klient*innen betreuend oder begleitend aktiv sind, müssen unabhängig von ihrer Formalausbildung Verbesserungen wie einen Gehaltsbonus und zusätzliche Erholungstage erhalten.

Angesichts des Personalmangels im Behindertenbereich ist es auch notwendig, dass Personen während einer Ausbildung in einem Sozialbetreuungsberuf – gleich wie bei einer Pflegeausbildung – einen Ausbildungszuschuss in Höhe von 600 EUR erhalten. Daneben ist eine generelle Ausbildungsoffensive im Behindertenbereich dringend nötig, um den Bedarf an qualifizierten Fachkräften zu decken.

Keine Berücksichtigung der Persönlichen Assistenz

Persönliche Assistenz ermöglicht Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Durch die fehlende Berücksichtigung dieser Berufsgruppe im vorgelegten Pflegepaket ist zu befürchten, dass in Ermangelung von Persönlichen Assistent*innen weitere Personen in ein Heim ziehen müssen.

Klaus Widl mahnt daher ein: Die momentan prekären Arbeitsbedingungen der Persönlichen Assistent*innen müssen dringend verbessert werden. Die dadurch entstehenden Mehrkosten ließen sich über den im Regierungsprogramm angeführten Inklusionsfonds finanzieren.

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2 Kommentare

  • Pflegereform & MED-Uni & Behindertentabu

    Und wieder mal wurde beim angeblich „großen Wurf“ über die Pflegereform auf die behinderten Menschen und deren bewundernswert engagierte Betreuerinnen und Betreuer vergessen.
    Die geistig und mehrfach behinderten Menschen und ihr Umfeld (Familien, MitarbeiterInnen in Betreuungseinrichtungen, Pflegepersonal auf Neuromed-Stationen, …) haben trotz aller Inklusionsschlagwörter kein Sprachrohr, keine wirksame Vertretung. Das Thema ist tabu und budgetlos.
    Die einfach u. mehrfach beeinträchtigten Menschen leben isoliert in den Familien (bei den alternden Eltern) und wenn sie viel Glück haben, bekommen wenige einen Wohnplatz in einer betreuten Einrichtung. Häufig gibt es zusätzlich psychische Erkrankungen und psychosoziale Verhaltensprobleme, die nicht direkt mit der originären Behinderung in Zusammenhang stehen. Wie zum Beispiel Beeinträchtigung der kommunikativen Funktionen, Störungen bei der Impulskontrolle (Auszucken, Autoaggressionen, … ).
    Die heilpädagogische und psychologische Betreuung wird überdurchschnittlich hoch mit den Mitteln von Tablettenmix und Psychopharmaka ergänzt, begleitet, ersetzt, „bekämpft“. Das ist alles bloß der uferlose Versuch einer Symptomvermeidung und keine wirksame therapeutische Heilung.
    Hier gäbe es politisch so viel zu tun und auch medizinisch zu erforschen. LINZ hat eine neue MED-Uni, mit Forschungsauftrag im definierten Selbstverständnis einer Universität. Substitution von Pharmazie bei den behinderten Menschen, das wär doch ein weites, dringendes, und europäisches Forschungsfeld!

    Fritz Baumgartner, St. Georgen/Gusen

  • Koennte es sein, dass die in dne letzten Jahren immer weiter aufgehende Belastungs-Schere beim Innenverhältnis Assistenzgeber/Assistent sich nicht nur aus monetärer, sondern auch aus depersonalisierender Quelle speist?